Marc Friedrich: Weltsystemcrash und Diktatur sind im Anmarsch – doch dann kommt „eine goldene Epoche”
Volksparteien ohne Volk, schwächelnde Wirtschaft, Demokratie in einer Existenzkrise, verspielter Wohlstand, historische Fehlentscheidungen und „schrottige“ Südtstaaten-Anleihen in Billionen-Höhe. Vorboten für einen Weltsystemcrash?
Max Otte, Fondsmanager und Leiter des Instituts für Vermögensentwicklung, führte ein Interview mit Marc Friedrich von der Friedrich & Weik Vermögensberatung.
Da ist was aus den Fugen geraten. Die Menschen spüren intuitiv, dass was nicht mehr zusammenpasst, auch wenn man kein Ökonom (…) oder Finanzexperte ist. Da draußen merken die Menschen das jeden Tag im Portemonaie, aber auch wirtschaftlich und politisch“, sagt Friedrich.
Bis zum Jahr 2023 rechnet er mit einem kompletten Weltsystemcrash. Auch andere Ökonomen wie Dr. Markus Krall, Dr. Thomas Meyer, Gründungsdirektor der Vermögensverwaltung Flossbach von Storch AG und William White, Chefvolkswirt von JP Morgen haben ähnliche Meinungen, heißt es im Interview.
Wir gleiten in die Diktatur ab
Aber Menschen merken es nicht und laufen weiter im „Hamsterrad“, „entertaint“ von Fußball, Bundesliga und neuen Schlagzeilen in der Bildzeitung. „Natürlich wird das etablierte System mit aller Kraft versuchen, an der Macht zu bleiben“, so Friedrich. Aber dann würden Menschen unterdrückt.
Ich befürchte tatsächlich, dass wir in die Diktatur abgleiten werden“, sagt Marc Friedrich.
Und belegen könne man dies durch Mietendeckel, Trend zur Gesinnungsdiktatur und fehlenden objektiven Journalismus, der zu schwindendem Vertrauen in Medien und Politik führt.
Bürger müssen selbst vorsorgen
Friedrich rechnet damit, dass die Politik genau so wie 2008 versagen wird. Dabei kann es nur eine private Lösung geben.
Wieso sollten die, die vorher unfähig und inkompetent waren, jetzt kompetent sein?“, fragt Friedrich.
Er rät Bürgern, sich mit Investitionen in Sachwerte abzusichern. Aber von Immobilien rät er ab. Aktien sollte man zu maximal 15 Prozent haben und auf das Timing achten, rät er. Neben Gold sei Whiskey jetzt eine pflegeleichte und robuste Anlage, so Friedrich. Aber er warnt vor Fälschungen.
Entscheidend letztlich sei die Diversifikation. Er hält es für unwahrscheinlich, dass alle Standbeine wegbrechen.
Bitcoins und künstliche Intelligenz: Zukunft oder Flop?
In „gewissen Maßen“ rät Friedrich auch zu Investitionen in „echte“ Bitcoins – und nicht die 3.000 anderen „Shitcoins“. Eine Investition von einem Prozent des Vermögens reiche schon. Sein Motto:
Wenn es die breite Masse nicht hat, dann hab’ ich es. Alle haben Immobilien, Riester, Rürup und anderen Kladderadatsch. [Das] kann nicht funktionieren.“
Otte ist kritisch gegenüber Bitcoins. Er sieht eher eine Situation ähnlich der geplatzten Börsenblase 1999/2000. Doch Friedrich meint: „Wir sehen doch, dass zentrale Geldsystem komplett zu Ende“ geht. An Bitcoins findet er gut, dass das System auf 21 Millionen Einheiten begrenzt, deflationär ist und nicht Schulden-basiert ist.
Bei künstlicher Intelligenz bezieht Otte sich auf Henry Kissinger, wonach Menschen moralisch zu treffende Entscheidungen womöglich irgendwann nicht mehr nachvollziehen können. Doch Friedrich interpretiert künstliche Intelligenz nicht im Sinne von „Terminatorn, die irgendwann kommen und die Menschheit beherrschen“. Vielmehr sollten Politikern, „weil es dort anscheinend an menschlicher Intelligenz fehlt“, eine künstliche Intelligenz an die Seite gestellt werden, damit diese gute Entscheidungen treffen können.
Geht es auch ohne Crash?
Die Politik wird natürlich versuchen, den „Kaugummi in die Länge zu ziehen“, urteilt Friedrich. Doch dadurch verlieren alle aber nur noch mehr. „Es werden alle Schweinereinen durchexerziert, die man sich vorstellen kann, um (…) dem System noch ein bisschen Leben einzuhauchen“, so Friedrich weiter.
Friedrich erwartet das volle „Programm“ mit Helikoptergeld, Negativzinsen, digitalem Euro und weiteren Aufkaufprogrammen – auch für Aktien und ETFs.
Jedem sollte klar sein: Der Patient ‚Geld-/Finanzsystem‘ ist unheilbar krank. Er wird nie wieder gesunden. (…) Es gibt keine Lösung im bestehenden System“, betont Friedrich.
Er denkt, dass die Krise den Menschen ein neues Bewusstsein für eine menschlichere Gesellschaft bringt. Wenn es nach ihm geht, kommt nach der Krise „eine goldene Epoche, in der Menschen wirklich wieder Möglichkeiten haben [sich] der Muse hinzugeben.“ (bm)
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