Mafia: Schnitzeljagd nach der Cosa Nostra

Die Spur, die das Ende der Mafia bedeuten könnte, führt in die Speiseröhre eines der Bosse
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Der Mafioso Bernardo Provenzano wurde nach 42 Jahren auf der Flucht gefasst. (Foto: Fabrizio Villa/AFP/Getty Images)

Es war ein kurzes, gewaltsames Ende des ebenfalls gewaltsamen Lebens des Mafia-Paten Daniele Emmanuello. Die Polizei hatte ihn Ende Dezember zu seinem Schlupfwinkel in einem Bauernhaus in der Hafenstadt Gela verfolgt. Er wurde entdeckt, nachdem die Polizei einem Hinweis gefolgt war, demzufolge er der nächste Anführer von Siziliens berüchtigter Cosa Nostra gewesen sei.

Emmanuello starb in einer Schlucht mit einer Kugel im Rücken und dem Gesicht nach unten. Die Polizei gibt an, dass er von einem Warnschuss getroffen wurde, als er floh, und während er kleine Papierzettel in seinen Mund stopfte, auf denen vielleicht Namen und Adressen anderer Mafiamitglieder standen. Können die Zettel von den Beamten nicht gelesen werden, nachdem sie seiner Speiseröhre entnommen worden sind, könnte Emmanuellos Tod vielleicht auch das Ende der Spur zu weiteren Mafiamitgliedern bedeuten. Die Untersuchung begann 2006 mit der Verhaftung von Bernardo Provenzano, dem Boss der Bosse in der Mafia, dem Kopf des Klans, der seinen Sitz in der sizilianischen Stadt Corleone hat – die den Rahmen für die Paten-Filme abgab.

Der 73-jährige war einer der am meisten gefürchteten Gangster Siziliens. Er erhielt den Beinamen „Bernie der Traktor“, der darauf anspielt, wie er seine Rivalen beseitigte: Er mähte sie mit einer Maschinenpistole nieder. Da er die Nachrichtenübermittlung durch Telefon oder Internet fürchtete, benutzte er ein System von Codes, das auf Zettel geschrieben war, die Pizzini genannt wurden. Diese wurden von seinen Untergebenen zu anderen Gangstern gebracht und waren in einem simplen Code geschrieben, der darin bestand, die Buchstaben im Namen einer Person mit Zahlen zu ersetzen. Nachdem die Polizei den Code geknackt hatte, führte er sie zu Provenzanos Unterbossen, Antonio Rotolo, 61 Jahre, und Salvatore „Der Baron“ Lo Piccolo, 65 Jahre.

Rotolo wurde im Juni 2006 vor einem Mafia-Kongress mit zwei Fass Säure verhaftet. Die Polizei vermutet, dass es vielleicht einen Machtkampf zwischen den zwei Unterbossen gegeben hat, und Rotolo hatte vielleicht beabsichtigt, Lo Piccolo zu töten und seinen Körper anschließend in der Säure aufzulösen. Kurz danach wurden zwei Bosse, die sich Rotolo angeschlossen hatten, erschossen und waren nicht mehr aufzufinden.

Die Polizei verfolgte Lo Piccolo hartnäckig und schaffte es schließlich, ihn im November in seinem Versteck in einem Dorf in der Nähe von Siziliens Hauptstadt Palermo zu finden. Dies gelang ihnen durch seinen Sohn, der sie unabsichtlich zu seinem Versteck in dem Dorf führte.

Dort fand die Polizei die Pizzini, die nahe legten, dass der nächste höchste Chef Emmanuello war. Ob sie jetzt die Spur weiter verfolgen können oder nicht, wird davon abhängen, ob die Mitteilungen noch zu lesen sind, die in Emmanuellos Speiseröhre waren.
Der 43 Jahre alte Boss, der elf Jahre auf der Flucht war, hatte versucht, den Protest von 80 Geschäftsmännern aus der sizilianischen Stadt Caltanissetta zu unterdrücken, die sich weigerten, Pizzi – Schutzgelder – zu zahlen.

Im November wurden die dortigen Büros des italienischen Arbeitgeber-Verbandes Confindustria, der den Aufstand unterstützt hatte, von Gangstern aus der Stadt in Brand gesteckt.

CDs, die Details von allen Unternehmen enthielten, die sich geweigert hatten, die Schutzgelder zu zahlen, wurden auch gestohlen. Seit die Mafia im Drogenhandel weniger involviert ist, wurde diese „Steuer“ zu ihrer hauptsächlichen Einkommensquelle. Wegen des „dreisten“ Aufstandes durch die Unternehmen und des Aufspürens der ranghohen Personen in der Mafia glauben Kommentatoren, dass die Macht dieser Sippschaft abnimmt. Doch der britische Mafia-Experte und Autor Tony Thompson glaubt, dass sie noch eine Macht sind, mit der gerechnet werden muss.

Er sagte: „Viele der Bosse haben keine Verbindung mehr zum modernen Verbrecher-Wesen. Sie sind jetzt weniger gewaltsam als früher, und es kommen viele jüngere Banden wie jene von Albanien herüber, die jetzt so gewaltsam sind, wie es früher die Mafia gewesen ist. Aber sie sind immer noch sehr mächtig, auch wenn einige der ,alten Garde‘ sicherlich leichter angreifbar sind.“

Text erschienen in Epoch Times Deutschland Printausgabe Nr. 1



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