Drei Jahrzehnte der Macht enden: Das geheime Leben des Hisbollah-Chefs

Der Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah wurde in Beirut durch einen gezielten Angriff getötet. Seine Herrschaft war geprägt von Krieg und militärischer Eskalation.
Titelbild
Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah.Foto: STRINGER/AFP/Getty Images
Epoch Times29. September 2024

Er galt als mächtigster Mann des Libanon: Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah, der am Freitag bei einem israelischen Luftangriff im Süden von Beirut getötet wurde, führte die Organisation rund drei Jahrzehnte lang an.

Nasrallahs Aufenthaltsort war seit Jahren ein Mysterium. Seit dem Krieg zwischen der Hisbollah und Israel 2006 zeigte er sich nur höchst selten in der Öffentlichkeit. Journalisten, die ihn trafen, berichteten, sie seien dazu in abgedunkelten Wagen an unidentifizierbare Orte gebracht worden. Nasrallahs Reden wurden aufgezeichnet und von einem unbekannten Ort aus gesendet.

Das Versteckspiel hindere ihn jedoch nicht, die Stimmung im Volk zu kennen, sagte Nasrallah 2014 der Hisbollah-freundlichen libanesischen Zeitung „Al Akhbar“: „Der Sinn von Sicherheitsmaßnahmen ist es, meinen Aufenthaltsort geheim zu halten, aber das hält mich nicht davon ab, herumzukommen und zu sehen, was vor sich geht.“ Er lebe nicht in einem Bunker, fügte Nasrallah hinzu, sondern wechsele lediglich seine Schlafplätze.

Hisbollahs Macht im Libanon

Als Gründungsmitglied der Hisbollah, die seit 1982 besteht, wurde der 64-jährige Nasrallah von seinen Anhängern verehrt. Er profitierte vor allem vom Abzug der israelischen Truppen aus dem Südlibanon im Jahr 2000. Die Armee gab die Besatzung des Grenzstreifens nach 22 Jahren auf, nachdem die Hisbollah ihre Stellungen unaufhörlich beschossen hatte. Von vielen Ländern, darunter Deutschland, wird die Hisbollah als Terrororganisation eingestuft. Ihr Ziel sei die Vernichtung des Staates Israel.

Auch der 2006 von der UNO vermittelte Waffenstillstand im Krieg zwischen Israel und der Hisbollah machte Nasrallah in der arabischen Welt populär. Die Bekanntgabe der Entsendung von Kämpfern zur Unterstützung des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad ins Nachbarland 2013 stieß allerdings auf weniger Begeisterung.

Unter Nasrallahs Führung verwandelte sich die Hisbollah von einer Guerilla-Truppe in die wichtigste politische Kraft im Libanon, die auch im Parlament und in der Regierung vertreten ist. Eigenen Angaben zufolge hat die schiitische, mit dem Iran verbündete Miliz 100.000 Mitglieder. Zudem verfügt die vom Iran unterstützte Hisbollah über ein riesiges Waffenarsenal.

Nasrallah, Sohn eines Lebenmittelhändlers

Nasrallah wurde am 31. August 1960 im armen nördlichen Beiruter Vorort Burdsch Hammud geboren und wuchs als eines von neun Kindern auf. Sein Vater war Lebenmittelhändler in einem Dorf im Südlibanon. Als Jugendlicher studierte Nasrallah Theologie im für Schiiten heiligen südirakischen Nadschaf, während der Schiitenverfolgung unter dem irakischen Machthaber Saddam Hussein verließ er das Land wieder.

Zurück im Libanon trat Nasrallah zunächst der schiitischen Amal-Bewegung bei. 1982, als israelische Truppen in den Libanon einmarschierten, gründete er zusammen mit anderen die Hisbollah („Partei Gottes“), die bereits damals vom Iran unterstützt wurde. 1992 übernahm Nasrallah mit 32 Jahren die Führung der Terrorgruppe, nachdem deren bisheriger Chef Abbas al-Mussawi vom Erzfeind Israel getötet worden war.

Bei seinen seltenen Auftritten zeigte sich der Geistliche stets in traditionellen Roben und mit dem schwarzen Turban, der ihn als „Sadschid“ auswies, als einen direkten Nachfahren des Propheten Mohammed. Nasrallah war verheiratet und Vater von fünf Kindern. Sein ältester Sohn Hadi starb 1997 im Kampf. (afp/red)



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