Machtübernahme durch Taliban in Afghanistan: China kritisiert die USA
Beim folgenden Beitrag handelt es sich um den Originaltext zum Video: „Analyse: China und Taliban – Freunde oder Feinde?“ vom YouTube-Kanal NTD-Deutsch. Epoch Times hat keine redaktionellen Änderungen vorgenommen.
Nachdem die Taliban am Montag den Sieg in Afghanistan erklärt hatten, hat China seine Kritik am Rückzug der USA aus der Region verschärft. China-Experte Tang Jingyuan analysiert Pekings Verhältnis zu den Taliban.
Seit Jahren versuchen die USA, sich aus Afghanistan zurückzuziehen, dem längsten Krieg, die sie je geführt haben.
US-Präsident Biden kündigte an, dass die letzten US-Truppen das Land bis Ende August 2021 verlassen würden.
Das Originalvideo von NTD Deutsch:
Doch bevor dieser Termin eintrat, begannen die Taliban, Städte in ganz Afghanistan zu erobern und eroberten schließlich am 15. August die Hauptstadt Kabul – genau zwei Wochen vor dem endgültigen Abzug der US-Truppen.
Tang Jingyuan, Analyst für China-Angelegenheiten von NTD, weist auf ein großes Problem für die USA hin.
„Was war daran von Nachteil für die USA? Die KP Chinas hat das an die große Glocke gehängt“, Tang Jingyuan.
Seit der Machtübernahme durch die Taliban haben chinesische Funktionäre und Medien begonnen, die USA zu kritisieren.
Sie sagen, die USA hätten in Afghanistan versagt – von den Demokratiebemühungen bis hin zum humanitären Engagement.
Am Dienstag sagte Hua Chunying, Sprecherin des chinesischen Außenministeriums, die amerikanische Mission in Afghanistan sei destruktiv gewesen.
„Die Macht und die Rolle der USA zerstören den Frieden und die Stabilität in anderen Ländern, anstatt sie aufzubauen“, sagte die Sprecherin des chinesischen Außenministeriums.
Tang Jingyuan beschreibt Afghanistan als einen Kriegssumpf, in den die USA seit zwei Jahrzehnten verstrickt waren.
Die USA sollten sich Tang zufolge aus der Region zurückziehen und sich auf die größeren Bedrohungen konzentrieren – wie zum Beispiel Pekings Aggression im indopazifischen Raum.
In den letzten Jahren haben die USA den Schwerpunkt ihrer Anti-Terror-Bemühungen verlagert.
Als oberste Priorität für die nationale Sicherheit zählt nun der Wettbewerb mit staatlichen Gegnern – und China ist einer davon.
US-Präsident Biden wies die Schuld an den Geschehnissen in Afghanistan zurück und verteidigte seine Entscheidung, die US-Truppen abzuziehen.
China scheint mit seiner Kritik an den USA die Situation zu eigenen Propagandazwecken ausnutzen zu wollen.
Aber ist China wirklich glücklich über das Ergebnis in Kabul?
Tang meint, vielleicht nicht.
Chinesischen Medien zufolge haben die Taliban die Uiguren, die Peking als „Separatisten“ in der Region Xinjiang bezeichnet, mit Waffen unterstützt.
Die ethnische Minderheit der Uiguren macht einen großen Teil der Bevölkerung in dieser Region aus. Es ist international bekannt, dass die Uiguren von Peking unterdrückt werden.
„Peking ist schon ein wenig besorgt, dass die Taliban nach der Machtübernahme einige der radikalen extremistischen und separatistischen Kräfte in Xinjiang unterstützen und somit ihre Macht ausweiten könnten. Das könnte zu Übergriffen an der chinesisch-afghanischen Grenze führen“, erklärt Tang.
Tang zufolge hat Peking jedoch noch ein weiteres großes Problem: die Infrastrukturinitiative Neue Seidenstraße (Belt and Road).
In den vergangenen zwei Jahrzehnten wurde im Rahmen dieses Projekts ein Wirtschaftskorridor durch Zentralasien, einschließlich Afghanistan, von chinesischen Unternehmen gebaut.
Bei diesem Korridor handelt es sich um ein Infrastrukturnetz, das Pekings Einfluss außerhalb Chinas verstärken soll.
Die durch die US-Truppen in der Region herbeigeführte Stabilität hatte Chinas Regime geholfen, dieses Ziel zu erreichen.
Das ist nun vorbei.
„Man kann es so vergleichen, die USA arbeiteten als Verwalter, dann kam die KP Chinas, baute Verkaufsstände auf, um Geld zu verdienen, zahlte aber keine Verwaltungsgebühren“, so Tang Jingyuan weiter.
„Wie auch immer, die KP kann nicht mehr so leicht agieren wie früher, als sie diesen kostenlosen Sicherheitsbonus genoss“, sagt der China-Analyst.
Peking hat keine Bereitschaft gezeigt, das Machtvakuum in Afghanistan nach dem Abzug der USA zu füllen.
Chinesische Behörden gaben bekannt, dass sie sich nicht in Afghanistans innere Angelegenheiten einmischen werden.
„Das zeigt, dass die KP Chinas kein Vertrauen in ihr eigenes Regierungsmodell hat. Sie wagt es nicht, ihre Politik in Afghanistan durchzusetzen“, sagt Tang.
Ende Juli veröffentlichte das chinesische Außenministerium eine Reihe von Fotos. Eines zeigt Chinas Außenminister Wang Yi Schulter an Schulter mit Taliban-Vertretern bei einem Besuch in China.
Auch die Taliban haben wiederholt die Hoffnung geäußert, gute Beziehungen zu China aufzubauen.
Aber sind China und die Taliban wirklich bereit für „freundschaftliche Beziehungen“?
„Die KPC und die Taliban wollen die Gegenseite in erster Linie für ihre eigenen Interessen ausnutzen. Wir sehen im Moment keine wirkliche Möglichkeit für ein strategisches Bündnis oder gegenseitige Unterstützung zwischen beiden“, so Tang.
Tang ergänzt jedoch, dass Peking die Taliban möglicherweise wirtschaftlich unterstützen wird – als Druckmittel gegen die USA.
„Ich denke, dass China diese Absicht hat, aber ob es das tatsächlich erreichen kann, ist die Frage, denn die Taliban sind keine Idioten“, sagt er.
Laut einem „BBC“-Bericht vom Dienstag sagte ein Taliban-Sprecher: „Afghanistan lässt sich von niemandem instrumentalisieren.“
Die Frage ist nun: Wie werden die Taliban inmitten des Machtkampfes zwischen China und den USA ein Gleichgewicht finden?
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion