US-Regierung zeigt Flagge in Grönland

Trump wiederholte zu Beginn der Woche den Anspruch der USA auf Grönland aus sicherheitspolitischen Gründen. Seine Idee ist mehr als 70 Jahre alt. Der US-Vize JD Vance wird mit seiner Ehefrau heute die arktische Insel besuchen. Ist diese Visite eine amerikanische Machtdemonstration oder „back to the roots“? Welches Problem haben die USA mit Grönland?
Werden auf Grönland nur US-Soldaten, aber keinen Grönländern zuwinken: Usha und J.D. Vance. (Archivbild)
Werden auf Grönland nur US-Soldaten, aber keinen Grönländern zuwinken: Usha und J.D. Vance. (Archivbild)Foto: Matthias Schrader/AP/dpa
Von 28. März 2025

„Wir brauchen Grönland für die nationale und internationale Sicherheit“, wiederholte der amerikanische Präsident Donald Trump Anfang der Woche seine mehrfach geäußerte Absicht, Grönland den USA anzugliedern. Gleichzeitig teilte das Weiße Haus mit, dass Usha Vance, die Frau des Vizepräsidenten JD Vance, beabsichtige, mehrere Tage in Grönland zu verbringen.

Laut Medienberichten war gemeinsam mit Energieminister Chris Wright ein Besuch in der Hauptstadt Nuuk geplant. Dort habe Usha Vance mehrere kulturelle Veranstaltungen – darunter auch ein beliebtes jährliches Hundeschlittenrennen – besuchen wollen.

Änderungen der Reisepläne

Binnen kurzem wurde das Besuchsprogramm jedoch zusammengestrichen. Nun begleitet der amerikanische Vizepräsident seine Frau zum amerikanischen Luftwaffenstützpunkt Pituffik an der Nordwestküste der Insel. Die 1951 errichtete „Pituffik Space Base“ auf der Hayes-Halbinsel dient mit ihren Anlagen der Überwachung der nördlichen Hemisphäre. Insbesondere werden Raketenstarts und Weltraumaktivitäten aller erfassbaren Staaten dort dokumentiert und ausgewertet.

Nach Ankündigung der Reisepläne von Usha Vance und Chris Wright war es offenkundig zu einer Reihe von Unmutsäußerungen in Grönland und Dänemark gekommen. Obwohl das Vance-Ehepaar die ranghöchsten US-Regierungsvertreter stellt, die jemals nach Grönland reisten, bezeichnete der noch amtierende Autonomie-Regierungschef Múte Bourup Egede den Besuch als „Provokation“, wie mehrere Medien, darunter das englische Staatsfernsehen BBC, berichtet.

Egede mutmaßte über den Vance-Besuch, dieser sei Teil eines „sehr aggressiven amerikanischen Drucks gegen die grönländische Gemeinschaft“ und forderte die internationale Gemeinschaft auf, dies zu tadeln. Egede von der linksgerichteten Partei „Inuit Ataqatigiit“ wurde am 11. März bei der Parlamentswahl abgewählt. Er ist bis zur Bildung einer neuen Regierung von konservativen Parteien nur noch übergangsweise im Amt.

Auch der dänische Außenminister Lars Løkke Rasmussen äußerte sich am 26. März zur Änderung des amerikanischen Reiseprogramms. Die Entscheidung sei „sehr positiv“, und Dänemark habe „nichts dagegen“, dass die Amerikaner ihren eigenen Stützpunkt besuchen.

Dänemark beansprucht Grönland seit dreihundert Jahren als Überseegebiet. Seit einigen Jahrzehnten wird zwischen dem autonomen Territorium und dem Königreich Dänemark immer wieder über eine völlige Unabhängigkeit verhandelt. Konkrete Pläne oder einen Zeitpunkt dafür gibt es nicht.

„Keine internationale Sicherheit ohne Grönland“

Noch vor der Amtsübernahme Donald Trumps reiste am 8. Januar dessen ältester Sohn Don Jr. Trump überraschend nach Grönland und hielt sich einen Tag in Nuuk auf. Politische Gespräche wurden nicht geführt. Don Jr. ist innerhalb des engsten Trump-Teams ein enger Vertrauter seines Vaters. Die Presse äußerte damals, es läge ein „gewisser Unterton“ über diesem Besuch. Denn Donald Trump hatte schon in seiner ersten Amtszeit Interesse daran geäußert, Grönland als 51. Bundesstaat in den USA aufzunehmen.

Im unmittelbaren Vorfeld der Reise des Ehepaars Vance wurde Präsident Trump in seinem Oval Office gegenüber der Presse erneut sehr deutlich: Die USA würden „so weit gehen, wie sie müssen“, um die Kontrolle über Grönland zu erlangen.

„Wenn wir Grönland nicht haben, gibt’s auch keine große internationale Sicherheitsgarantie“, begründete Trump sein Streben nach der arktischen Insel und fügte hinzu: „Ich sehe es vom Standpunkt der Sicherheit aus. Wir müssen da sein“, zitierte der amerikanische Fernsehsender „ABC News“ den Präsidenten in einem Onlinebeitrag.

Während seiner Rede im März vor dem amerikanischen Kongress hatte Trump ebenfalls darauf hingewiesen, dass die USA das strategische Territorium „auf die eine oder andere Weise“ erwerben würden. Trumps Anspruchsverhalten basiert auf einem historischen Hintergrund, der in der aktuellen medialen Diskussion nie zur Sprache kommt. 

1941 wurde Grönland zeitweise US-Protektorat

Bereits seit dem Zweiten Weltkrieg ist Grönland von großem Sicherheitsinteresse für die Vereinigten Staaten. Damals errichteten erstmals amerikanische Streitkräfte einen Stützpunkt auf der Eisinsel, um die Kontrolle über wichtige Luft- und Seewege zu erlangen.

In einer Analyse des German Marshall Funds (GMF) vom Januar dieses Jahres heißt es: „Im Jahr 1941 wurde Grönland de facto ein amerikanisches Protektorat, und die von den USA bereitgestellte Versorgung und humanitäre Hilfe förderte den dauerhaften guten Willen zwischen der größtenteils inuitischen grönländischen Bevölkerung und den Vereinigten Staaten.“ Die Ureinwohner Grönlands, lange als Eskimo bezeichnet, nennen sich selbst Inuit. 

Die strategische Bedeutung Grönlands sei während des Kalten Krieges bestehen geblieben, analysiert der GMF weiter. Deshalb seien die US-Truppen, anders als ursprünglich von Dänemark gefordert, nach 1945 nicht von der Insel wieder abgezogen. Der damalige US-Präsident Harry S. Truman habe vielmehr Dänemark angeboten, das Gebiet für 100 Millionen Dollar zu kaufen.

Dänemark lehnte ab und trat der NATO bei. Gleichzeitig unterzeichnete Dänemark einen Vertrag über „Verteidigungsgebiete“ der USA „zur Stärkung der kollektiven Verteidigung“. Dazu zählte der Luftwaffenstützpunkt Thule, heute Pituffik Space Base. Er stärkt laut GMF die Fähigkeit der NATO, russische U-Boote in der GIUK-Lücke (Grönland, Island, Vereinigtes Königreich) zu verfolgen und die Fähigkeiten zur Satelliten- und Raketenabwehr zu verbessern.

„Das erhöhte Bedrohungsumfeld seit den russischen Invasionen in der Ukraine und die zunehmende Zugänglichkeit des arktischen Meeres haben den strategischen Wert Grönlands für die Vereinigten Staaten und die NATO nur noch verstärkt“, so die Analyse des GMF. 

Bessere Infopolitik nötig

Angesichts dieser Kerninteressen der USA wirft Trumps aufgewärmtes Interesse an Grönland die Fragen auf: Sind die sicherheitspolitischen und wirtschaftlichen Interessen der USA wirklich gefährdet, wenn Grönland nicht Teil der USA wird? Der US-Präsident bezeichnete zwar den Besitz und die Kontrolle über Grönland als notwendig, er „äußerte jedoch keine tatsächlichen Mängel in der derzeitigen Sicherheitskooperation der USA mit Dänemark und Grönland“, wie der GMF feststellt. Darüber hinaus wurden bisher keine größeren amerikanischen Anstrengungen unternommen, um in den Bergbau in Grönland zum Abbau von Erzen und seltenen Erden zu investieren.

Anders sieht es mit der VR China und Russland aus. Beide Staaten zeigen ein deutliches Interesse an den grönländischen Bodenschätzen und damit auch an strategischen Aktivitäten im zirkumpolaren Raum. Die amerikanische „Arktikstrategie 2024“ verdeutlicht nachvollziehbar die derzeitigen Sicherheitsrisiken, von denen Trump spricht.

Die Grönländer jedoch handeln davon unabhängig. 2018/19 etwa schrieb die grönländische Autonomieregierung einen Auftrag für drei Flughafenerweiterungsprojekte aus. Prompt bewarben sich chinesische Firmen für die Ausführung, die China einen großen Einfluss auf Grönland ermöglicht hätte. Im letzten Moment konnten die USA in Zusammenarbeit mit Dänemark die chinesische Übernahme des Projekts verhindern.

Zum Autor:
Tom Goeller ist Journalist, Amerikanist und Politologe. Als Korrespondent hat er in Washington, D.C. und in Berlin gearbeitet, unter anderem für die amerikanische Hauptstadtzeitung „The Washington Times“. Seit April 2024 schreibt er unter anderem für die Epoch Times.


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