Lukaschenko: Prigoschin in Belarus eingetroffen

Rund einen Tag lang dauerte der Aufstand von Söldnerchef Prigoschin in Russland. Nun soll er im Nachbarland Belarus angekommen sein, wo ihm Amnestie zugesichert wurde.
In Belarus eingetroffen: Der russische Söldnerchef Jewgeni Prigoschin.
In Belarus eingetroffen: Der russische Söldnerchef Jewgeni Prigoschin.Foto: -/AP/dpa
Epoch Times27. Juni 2023

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Der russische Söldnerchef Jewgeni Prigoschin ist nach seinem bewaffneten Aufstand gegen Moskaus Militärführung in Belarus eingetroffen. „Ja, wirklich, er ist heute in Belarus“, sagte Machthaber Alexander Lukaschenko am Dienstag in Minsk der staatlichen Nachrichtenagentur Belta zufolge. Prigoschin war im Fall einer Ausreise nach Belarus vom Kreml Straffreiheit zugesichert worden.

Der 62-Jährige, dessen Söldner zuvor monatelang an der Seite der regulären russischen Armee in der Ukraine kämpften, hatte am vergangenen Samstag einen lange schwelenden Machtkampf innerhalb der russischen Militärführung eskalieren lassen.

Die Wagner-Kämpfer besetzten erst die südrussische Stadt Rostow am Don und marschierten dann weiter in Richtung Moskau. Ihr praktisch ungehinderter Vormarsch stoppte erst gut 200 Kilometer vor der russischen Hauptstadt. Offiziellen Angaben zufolge soll Lukaschenko im Auftrag Putins mit Prigoschin vermittelt und den Söldnerchef zum Aufgeben überredet haben.

Im Gegenzug sicherte der Kreml Prigoschin Straffreiheit zu. Den aufständischen Wagner-Kämpfern hingegen bot er an, in Russlands Streitkräften zu dienen. Sie könnten aber auf eigenen Wunsch – ebenso wie Prigoschin – auch nach Belarus ausreisen, hieß es.

Lukaschenko: Kreml wollte die Wagner-Aufständischen „kaltmachen“

Kremlchef Wladimir Putin soll nach Darstellung Lukaschenkos während des Aufstandes der Wagner-Söldner zunächst auf eine gewaltsame Lösung gesetzt haben. Putin habe ihn am Samstagvormittag angerufen und ihm die Lage geschildert, sagte Lukaschenko der staatlichen belarussischen Nachrichtenagentur Belta zufolge. Er habe verstanden, dass im Kreml bereits die harte Entscheidung getroffen worden sei, die Wagner-Leute „kaltzumachen“, so Lukaschenko. Daraufhin habe er sich telefonisch mit Söldnerchef Jewgeni Prigoschin verbinden lassen.

„Die erste Runde haben wir 30 Minuten lang nur mit Schimpfwörtern miteinander geredet“, so Lukaschenko weiter. Prigoschin sei „euphorisch“ gewesen. Er habe ein Gespräch mit Putin sowie die Herausgabe von Verteidigungsminister Sergej Schoigu und Oberbefehlshaber Waleri Gerassimow verlangt und mit dem Marsch auf Moskau gedroht. Lukaschenkos Antwort: „Auf halbem Weg dorthin werden sie dich zerquetschen wie eine Wanze.“

Erst nach mehreren weiteren Gesprächsrunden habe Prigoschin am Nachmittag signalisiert, dass er seinen Aufstand abbrechen werden, wenn man ihm und seinen Leuten Sicherheitsgarantien gäbe, so Lukaschenkos Darstellung. Daraufhin habe er Prigoschin angeboten, ihn und die Wagner-Kämpfer in seinem Land aufzunehmen.

Experte: Russen werden Prigoschin liquidieren

Nach dem bewaffneten Aufstand der Wagner-Söldner muss Prigoschin aus Sicht des Politikwissenschaftlers Herfried Münkler dennoch um sein Leben bangen. „Ich gehe davon aus, dass die Russen Prigoschin über kurz oder lang liquidieren werden“, sagte er „Spiegel Online“. Der belarussische Diktator Lukaschenko, der ihm nun offenbar Unterschlupf gewähre, werde dem russischen Geheimdienst dabei kaum im Weg stehen.

Der aufsehenerregende Marsch der Wagner-Truppe Richtung Moskau war nach Münklers Einschätzung wohl eine Reaktion Prigoschins darauf, dass Russlands Verteidigungsminister Schoigu alle Söldnertruppen unter das Oberkommando des Militärs stellen wollte. „Damit wäre Prigoschin als eigenständiger Akteur ausgeschaltet, sowohl militärisch als auch politisch. Sein Ziel war daher, Schoigu und Oberbefehlshaber Waleri Gerassimow abzusetzen.“ (dpa)



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