Lukaschenko: Dutzende russische taktische Atomwaffen in Weißrussland stationiert

Der weißrussische Verbündete Putins will die Sicherheit seines Landes durch die Stationierung von Atomwaffen gewährleisten. Einen Angriff auf eine Atommacht schließt Lukaschenko grundsätzlich aus. Doch sollte es dazu kommen, ist er bereit, die Waffen einzusetzen.
Titelbild
Der russische Präsident Wladimir Putin trifft sich mit seinem weißrussischen Amtskollegen Alexander Lukaschenko in Sotschi, Russland, am 9. Juni 2023.Foto: Gavriil Grigorov/Sputnik/AFP via Getty Images
Von 3. Juli 2024

An dieser Stelle wird ein Podcast von Podcaster angezeigt. Bitte akzeptieren Sie mit einem Klick auf den folgenden Button die Marketing-Cookies, um den Podcast anzuhören.

Der weißrussische Präsident Alexander Lukaschenko erklärte am Sonntag, 30. Juni, dass Dutzende russische taktische Atomwaffen in Weißrussland stationiert wurden. Im Westen hat dies Befürchtungen ausgelöst, die russisch-ukrainische Auseinandersetzung könnte sich auf andere Gebiete ausweiten.

Der enge Verbündete des russischen Präsidenten Wladimir Putin hatte Ende April in einer Rede in Minsk eine neue Militärdoktrin verkündet. Diese sieht die Stationierung russischer taktischer Atomwaffen auf weißrussischem Boden als „Mittel der strategischen Abschreckung“ vor.

Kurz zuvor hatte Lukaschenko die Stationierung russischer Nuklearwaffen in Weißrussland bekannt gegeben – die erste Stationierung solcher Sprengköpfe außerhalb des russischen Territoriums seit dem Zerfall der Sowjetunion.

Die NATO bezeichnete diesen Schritt bereits in der Planungsphase als „gefährlich und unverantwortlich“.

Taktische Nuklearwaffen haben eine geringere Sprengkraft als strategische Nuklearwaffen. Aufgrund ihrer geringen Reichweite sind sie nicht für großflächige Zerstörungen ausgelegt, haben aber dennoch ein erhebliches Zerstörungspotenzial. Sie können aus der Luft, vom Wasser oder vom Boden aus eingesetzt werden.

 

Weißrussland grenzt an die baltischen Länder, Polen, die Ukraine und Russland. Foto: scaliger/iStock

Spannungen an der weißrussisch-ukrainischen Grenze

Weißrussland sei bereit, die Atomsprengköpfe im Falle einer Bedrohung einzusetzen, sagte der Generalstabschef der weißrussischen Streitkräfte, Pawel Muraweiko, am 30. Juni.

„Wir haben gelernt, mit diesen Waffen umzugehen und wissen, wie man sie sicher einsetzt. Wir sind fähig, sie einzusetzen. Und Sie können sicher sein: Wir werden sie einsetzen, wenn die Souveränität und Unabhängigkeit unseres Landes bedroht ist“, sagte er im staatlichen Fernsehen.

Einen Tag zuvor hatte der weißrussische Oberst Wadim Lukaschewitsch erklärt, die Ukraine habe ihre Streitkräfte an die weißrussische Grenze verlegt, um „unser Land in den Krieg zu ziehen“.

„Die Situation an der belarussisch-ukrainischen Grenze ist durch eine Verschärfung der Spannungen gekennzeichnet“, sagte er. Zudem planten ukrainische Kräfte mögliche Sabotage- und Terrorakte auf weißrussischem Boden.

Bereits im vergangenen Jahr war von Atomwaffen die Rede

Während die weißrussischen Streitkräfte nicht direkt in den Ukraine-Konflikt involviert waren, konnten russische Truppen bereits vor Ausbruch des Krieges auf weißrussischem Territorium Übungen durchführen. Russland nutzte das weißrussische Territorium, um im Februar 2022 in die Ukraine einzumarschieren.

Im Juni 2023 bestätigte Putin, dass Russland Atomwaffen in Weißrussland stationieren werde. Die Kontrolle über die Waffen sollte in russischer Hand bleiben. Zur Begründung sagte Putin, dass die Stationierung von Atomwaffen in Weißrussland als „Abschreckung“ für alle Mächte dienen würde, „die daran denken, eine strategische Niederlage zu erzielen“.

Nach Angaben der Internationalen Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen verfügt Russland über die größte Anzahl von Nuklearsprengköpfen in der Welt. Von den weltweit 12.700 Sprengköpfen sind 5.977 in Russland, dicht gefolgt von 5.428 in den USA.

Nach Angaben der weißrussischen staatlichen Nachrichtenagentur BelTA erklärte Lukaschenko im Juni 2023, die Stationierung von Atomwaffen im Land sei seine Forderung gewesen. „Es war nicht Russland, das sie mir auferlegt hat. Und warum? Weil niemand auf der Welt jemals einen Krieg mit einer Atommacht geführt hat. Und ich will nicht, dass jemand gegen uns kämpft. Gibt es eine solche Bedrohung? Ja, die gibt es. Ich muss diese Bedrohung neutralisieren“, sagte er damals.

Machen Atomwaffen Weißrussland sicherer?

Wo Atomwaffen in Weißrussland stationiert sein könnten. Foto: Radio Free Europe/Radio Liberty (Quelle: RFE/RL’s Belarus Service)

Lukaschenko sagt, es sei ein „Fehler“ gewesen, dass nach dem Ende der Sowjetunion alle strategischen Atomwaffen aus Weißrussland abgezogen wurden und die russischen taktischen Atomwaffen in Weißrussland bleiben „müssen“.

Doch Atomwaffen machen Belarus nicht unbedingt sicherer.

Nach Ansicht des norwegischen Professors für internationale Beziehungen, Glenn Diesen, stellen nukleare Sprengköpfe eine erhebliche Gefahr für das Territorium des Landes dar.

Seiner Meinung nach könnte die NATO als Reaktion auf russische Maßnahmen beispielsweise Polen mit Atomwaffen ausstatten. Auch wenn die NATO vor einem direkten Angriff auf Russland zurückschrecke, könnte das Militärbündnis Weißrussland als engen Verbündeten Russlands ins Visier nehmen. Um einen umfassenden Atomkrieg zu vermeiden, könnten die Großmächte kleinere Länder angreifen, die mit ihren Konkurrenten verbündet sind.

Die neuesten gemeinsamen Militärübungen

Russland und Weißrussland haben am 11. Juni eine gemeinsame Militärübung abgehalten, die auch ein Nuklearmanöver beinhaltete. Nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums ging es um die Vorbereitung von Truppen und Ausrüstung zur bedingungslosen Gewährleistung der „Souveränität und territorialen Integrität“ beider Länder.

Russischen Staatsmedien zufolge trainierten die russischen Truppen in der ersten Phase der Übungen die Bewaffnung und den Einsatz von Iskander-Raketen. Die Luftwaffe übte die Bewaffnung mit Hyperschallraketen vom Typ Kinschal. Bei der Übung wurden auch MiG-31-Kampfflugzeuge mit Kinschal-Raketen und Tupolew Tu-22M3-Überschallbomber gezeigt.

Kremlsprecher Dmitri Peskow sagte damals, die Atomwaffenübungen seien eine Reaktion auf „feindselige Entscheidungen und Handlungen“ der westlichen Verbündeten der Ukraine und deren „tägliche Provokationen“.

„Deshalb sind solche Übungen und die Aufrechterhaltung der Gefechtsbereitschaft für uns natürlich sehr wichtig“, sagte er.

Lukaschenko spricht auch oft von der Gefahr eines NATO- oder ukrainischen Angriffs als Grund dafür, das weißrussische Militär in ständiger Alarmbereitschaft zu halten. In einer Rede vor der Nationalversammlung im April sagte er, Oppositionsgruppen planten, ein Gebiet im Westen Weißrusslands zu besetzen. Diese hätten, so Lukaschenko, auch um Unterstützung durch NATO-Truppen gebeten.

Am 25. April gaben die belarussischen Sicherheitsdienste bekannt, dass sie einen Angriff auf Minsk durch von Litauen aus gestartete Drohnen vereitelt hätten. Diese Behauptung wurde von den Behörden in Vilnius umgehend dementiert.

Lukaschenko forderte den Westen auf, „die Pattsituation mit Russland durch ein Unentschieden zu beenden“, was den Friedensprozess beschleunigen und den Konflikt in der Ukraine beenden würde.

„Andernfalls wird die Ukraine aufhören zu existieren“, fügte er hinzu.

Dieser Artikel erschien im Original auf epochtimes.sk unter dem Titel „Prezident Lukašenko: Ruské jadrové zbrane sú už rozmiestnené v Bielorusku“. (deutsche Bearbeitung fe)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion