Luftfahrtexperten: Drohnensichtungen könnten Spionageversuche oder US-Militärtests sein
In einer gemeinsamen Erklärung des Heimatschutzministeriums, des FBI, der US-Luftfahrtbehörde FAA und des Verteidigungsministeriums hieß es am 17. Dezember, dass „in den letzten paar Wochen“ mehr als 5.000 Drohnensichtungen von der Ost- bis zur Westküste gemeldet worden seien.
Bei den gemeldeten Flugobjekten soll es sich um eine „Kombination aus legalen kommerziellen Drohnen, Hobbydrohnen und Drohnen der Strafverfolgungsbehörden sowie bemannten Starrflüglern, Hubschraubern und Sternen, die fälschlicherweise als Drohnen gemeldet wurden“, gehandelt haben. Medien berichteten auch von Flugobjekten, die die Größe von SUVs gehabt haben sollen.
Es seien noch keine Anomalien festgestellt worden und es bestehe kein Risiko für die nationale oder öffentliche Sicherheit. Verschiedene Luftfahrtexperten sind jedoch von den Aussagen der US-Regierung nicht überzeugt.
Ein Pilot einer kommerziellen Fluggesellschaft, der anonym bleiben möchte, erklärte gegenüber der amerikanischen Ausgabe der Epoch Times, dass es für ihn immer wahrscheinlicher werde, dass es sich bei den gemeldeten Flugobjekten entweder um ausländische Flugobjekte oder um US-Militärgerät handle.
Wenn der Iran oder eine andere feindlich gesinnte Nation Drohnen in den US-Luftraum steuern würde, wäre das besorgniserregend, „besonders wenn man an den chinesischen Ballon denkt“, so der Pilot. Im Februar 2023 schoss die US-Luftwaffe einen chinesischen Beobachtungsballon ab, der sich über den USA und Kanada bewegte.
Ausländische Agenten könnten mit den Drohnen im Land Informationen sammeln, um sie ins Ausland zu senden. „Es könnte aber auch eine Militäroperation sein“, erklärte der Pilot weiter. Er schloss aber auch nicht aus, dass die Flugobjekte von Menschen gesteuert würden, „die einfach nur herumalbern, eher Hobbyisten“.
Geheime Militärtestoperation
Die beiden ersten Möglichkeiten hält auch Michael Boyd, Präsident und Geschäftsführer der Boyd Group International, eines Beratungs- und Forschungsunternehmens für Luftfahrt, für am ehesten zutreffend: „Die beiden Möglichkeiten, die am wahrscheinlichsten erscheinen, sind Bedrohungen aus dem Ausland oder eine außer Kontrolle geratene Abteilung im Verteidigungsministerium.
Es gab verschiedene Waffen, Kampfflugzeuge und dergleichen, die jahrelang zu Testzwecken geflogen wurden, bevor irgendjemand überhaupt davon erfuhr“, erklärte Boyd im Gespräch mit der Epoch Times. „Der Staatsapparat ist so groß und so gewaltig, dass alles möglich ist.“
Auch Flugkapitän Richard J. Levy hält die Vorstellung, dass es sich bei den Flugobjekten um US-Militärgerät handeln könnte, für die glaubwürdigste. Er ist ein ehemaliger Pilot der American Airlines und leitender Berater bei Aviation Expert Consulting, einer amerikanischen Luftfahrtberatungsfirma.
Die Tatsache, dass Washington die Existenz der Flugobjekte nicht leugne, während es der Öffentlichkeit sage, sie solle sich nicht vor ihnen fürchten, „wirft die Frage auf, ob die US-Regierung nicht neue Technologien an Drohnen testet“, so der Berater zur Epoch Times.
Die Regierungsmitglieder, die sich zu dem Thema geäußert hätten, hätten ihre Angst oder Besorgnis darüber zum Ausdruck gebracht. „Das ist meiner Meinung nach ein Warnsignal.“
„Wir haben erfahren, wie effektiv diese Drohnen in der Ukraine sind“, so Juan Browne, Berufspilot bei einer großen amerikanischen Fluggesellschaft, zur Epoch Times. „Sie sind eine [effektive] Waffe in einer asymmetrischen Kriegssituation, und die Ukrainer haben das sehr erfolgreich bewiesen.“
Drohnen zur Auslandsspionage?
„Wenn es sich bei den Fluggeräten lediglich um ausländisches Eigentum handeln würde, hätte die Regierung wahrscheinlich bereits eines abgeschossen, wie sie es schließlich mit dem chinesischen Ballon getan hat“, so Levy weiter.
Levy vermutet, dass es sich bei den Flugobjekten um den Test einer neuen Art von Drohnen handeln könnte, die im Ausland Informationen über Zivilisten sammeln.
„Es geht um die [Gewinnung von] Informationen [im Ausland], nicht unbedingt um die Ausspähung von US-Bürgern und ihren Häusern, sondern um in bestimmten Teilen der Welt zu sehen, welche Informationen sie aus verschiedenen [Wohngebieten] sammeln können“, erklärte Levy.
Pentagon bestreitet Beteiligung einer ausländischen Nation
Der republikanische Kongressabgeordnete Jeff Van Drew brachte eine weitere Theorie ins Spiel: Am 11. Dezember erklärte er, er habe aus „hochrangigen Quellen“ erfahren, dass die mutmaßlichen Drohnen von einem iranischen „Mutterschiff“ im Atlantik stammten. Noch am selben Tag dementierte die stellvertretende Pressesprecherin des Pentagon, Sabrina Singh, dass die Flugzeuge von einer ausländischen Nation stammten.
„Zum jetzigen Zeitpunkt haben wir keine Beweise dafür, dass diese Aktivitäten von einer ausländischen Organisation oder einem Gegner ausgehen“, sagte Singh. Sie verneinte auch, dass es sich um US-Militärdrohnen handelte.
Während einer fünf Tage später stattfindenden Pressekonferenz bestritt der Pressesprecher des Pentagon, Generalmajor Pat Ryder, dass es sich bei den gemeldeten Drohnen um US-Militärgerät oder um ausländische Drohnen handelt.
„Das sind keine Militärdrohnen“, sagte Ryder. „Und bisher haben wir nichts gesehen, was auf böswillige Aktivitäten oder eine Verbindung zum Ausland oder auf irgendetwas hindeutet, das sich auf unsere Fähigkeit, unseren Auftrag zu erfüllen, auswirkt, oder auf eine physische Bedrohung für unser Personal.“
Pilot: Drohnen folgten vorprogrammiertem GPS-Flugplan
Mary-Lou Smulders, Marketingchefin bei Dedrone, einem der weltweit größten Unternehmen für Luftraumsicherheit und Drohnenabwehr, erklärte, dass ihr Unternehmen allein im vergangenen Jahr mehr als 1 Million Drohnenverstöße über dem US-Luftraum verfolgt hat. Das sind fast 3.000 Verstöße pro Tag.
„Ich denke, die eigentliche versteckte Botschaft hier ist, dass es jeden Tag passiert, und zwar nicht nur drei- oder viermal am Tag, sondern über 1.000-mal am Tag“, sagte Smulders gegenüber der Epoch Times. „Und bis heute hat die Regierung trotz parteiübergreifender Bemühungen nicht das getan, was sie wirklich tun müsste.“
Mehr als 700.000 der von Dedrone seit Jahresbeginn registrierten Drohnenverstöße betrafen Drohnen, die in einer Höhe von über 122 Metern flogen, was einen Verstoß gegen die Vorschriften der US-Luftfahrtbehörde FAA darstellt.
Laut den Bestimmungen der FAA dürfen Drohnen nicht höher als 122 Meter über dem Boden oder der obersten Grenze eines Objektes und nur „in Sichtweite der steuernden Person geflogen werden“. Zudem dürfen Drohnen nicht mehr als 25 Kilogramm wiegen, es sei denn, der Betreiber verfügt über eine Sondergenehmigung.
„Viele dieser Drohnensichtungen scheinen von diesen größeren Drohnen zu stammen, die autonom operieren. Sie arbeiten also nicht in Sichtweite. Stattdessen folgen sie einem vorprogrammierten GPS-Flugplan“, sagte Berufspilot Juan Browne gegenüber der Epoch Times. „Das ist nicht legal, es sei denn, jemand weiß davon und hat es genehmigen lassen.“
Browne erklärte, dass größere Drohnen in der Regel „zu groß und zu teuer“ seien, um als Hobbydrohnen eingesetzt zu werden. Sie würden als Verkehrsflugzeuge eingestuft und kämen in der Landwirtschaft oder zum Transport von Kameras für Filmaufnahmen im Hollywood-Stil zum Einsatz.
Luftfahrtexperten sehen in jedem unbefugten Einsatz von Drohnen eine mögliche ernsthafte Bedrohung. „Es ist mir egal, ob sie von Toys ’R’ Us kommt, sie muss lizenziert sein, denn sie kann als Terrorwaffe eingesetzt werden“, so Boyd. Selbst die kleinsten und erschwinglichsten Drohnen könnten bei großen öffentlichen Versammlungen schwere Katastrophen verursachen, warnt Smulders.
Drohnenschutzsystem mit Freund-Feind-Kennung
Bei professionellen American-Football-Spielen gebe es oft eine vorübergehende Flugbeschränkung, so Drohnenexpertin Smulders. Zudem warne ein eingerichtetes Dedrone-System die Sicherheitskräfte, wenn eine nicht autorisierte Drohne in die „Warnzone“ oder in eine als Pufferzone für Drohnen festgelegte Zone eindringt.
Sobald ein Eindringen erkannt wird, erhält das System eine Warnung mit dem Hinweis, ob es sich um einen „Freund“ – zum Beispiel eine genehmigte Übertragungsdrohne – oder einen „Feind“ handelt. Die Warnung umfasst auch die Nutzlastkapazität der Drohne, ihre Reichweite und Geschwindigkeit sowie den ungefähren Standort ihres Bedieners.
Drohnenexpertin: Drohne leicht zur Waffe umbaubar
Laut Smulders sind die Möglichkeiten für Strafverfolgungsbehörden begrenzt. Rechtlich sei es allenfalls möglich, den Drohnenbetreiber aufzufordern, die Drohne herunterzuholen und den Betrieb einzustellen. In der Regel täusche der Betreiber dann Unwissenheit vor und komme der Aufforderung nach.
Wenn ein Betreiber mit seiner Drohne keine Aufnahmen für einen YouTube-Kanal machen wolle, sondern sie für terroristische Zwecke einsetzen wolle, könne er mit begrenzten Mitteln großen Schaden anrichten, so die Drohnenexpertin.
Die Tatsache, dass jeder anonym für 500 Dollar eine Drohne kaufen und für wenig Geld in eine Waffe umbauen könne, habe den Terrorismus „vollständig demokratisiert“, so Smulders weiter. „Es ist so einfach und so billig, dass es schockierend ist, dass [von Behördenseite] noch nichts passiert ist“, sagte sie.
Der Berufspilot Browne warnte vor größeren Drohnen. Diese seien bedenklich, da sie eine „ziemlich große Nutzlast“ tragen könnten, die leicht für „böswillige Aktivitäten“ missbraucht werden können.
Es bestehe auch die Gefahr von Kollisionen mit anderen Flugzeugen, insbesondere mit Verkehrsflugzeugen, so der Pilot, der anonym bleiben wollte. „Man sieht, welchen Schaden ein paar Vögel anrichten können. Stellen Sie sich vor, was ein Metallobjekt mit Lithiumbatterien anrichten kann, wenn es durch ein Triebwerk oder eine Windschutzscheibe fliegt. Das ist meine größere Sorge“, sagte er.
Frühere Sichtungen
Schon vor den mutmaßlichen Drohnensichtungen über New Jersey im November gab es Hinweise auf Drohnen. In den vergangenen Jahren haben Beobachter über eine große Anzahl nicht identifizierter Flugobjekte berichtet, bei denen es sich offenbar um Drohnen handelte.
Ein mit den aktuellen Sichtungen vergleichbarer Drohnenschwarm wurde im Jahr 2020 gemeldet. Die Drohnen flogen unter anderem in der Nähe eines Lagerplatzes für Minuteman-III-Atomraketen in Colorado und Nebraska.
Berichten zufolge gab es auch 2023 einen nicht identifizierten Drohneneinsatz im gesperrten Luftraum um die Langley Air Force Base in Virginia, eine Luftwaffenbasis der US-Luftwaffe. Mehrere Nächte lang flogen die Flugobjekte, darunter Starrflügler und Quadrokopter, in Formation.
Spionage für China
Im Januar 2024 wurde Shi Fengyun, ein chinesischer Student an der University of Minnesota, in Kalifornien festgenommen, bevor er einen One-Way-Flug nach China antreten konnte. Kurze Zeit später, im Juli, bekannte sich Shi schuldig, mit einer Drohne US-Militärschiffe einer geheimen Marineeinrichtung in Norfolk, Virginia, fotografiert zu haben.
Im Dezember 2024 verhafteten die Bundesbehörden den chinesischen Staatsbürger Yinpiao Zhou (39) aus Brentwood, Kalifornien, als er sich auf einen Flug nach China vorbereitete. Zhou soll angeblich mit einer Drohne über die Vandenberg Space Force Base der US-Weltraumstreitkräfte in Kalifornien geflogen sein und Fotos gemacht haben. Der mutmaßliche Vorfall ereignete sich am 30. November. Bundesagenten fanden auf Zhous Drohne mehrere Luftaufnahmen des Stützpunkts.
„Drohnen“ oder unbemannte Luftfahrzeuge?
Shawn Pruchnicki, Experte für Flugsicherheit und Assistenzprofessor am Zentrum für Luftfahrtstudien der Ohio State University, sagte gegenüber der Epoch Times, dass niemand sicher sein könne, ob es sich bei den jetzigen Sichtungen tatsächlich um Drohnen oder unbemannte Luftfahrzeuge (UAS) oder andere nicht identifizierte anomale Phänomene (UAP) handle, bis eines der Flugobjekte abgeschossen und analysiert worden sei.
Er hält es für problematisch, wie Einzelpersonen, die Regierung und die Medien über die Flugobjekte berichten. „Der Begriff Drohne ist eine spezifische Beschreibung eines bestimmten Fahrzeugtyps, und das ist bereits eine Erklärung“, sagte Pruchnicki. Technisch gesehen handle es sich um UAPs. „Wir wissen nicht, was sie [wirklich] sind.“
Pruchnicki ist Mitglied eines Ausschusses der Luftfahrtbehörde, der UAP-Sichtungen durch Piloten analysiert. Dort habe er Berichte gesehen, die „wirklich rätselhaft“ gewesen seien, was zu weitergehenden Fragen über unerklärliche Phänomene im gesamten US-Luftraum führe.
Piloten berichten über unerklärliche Phänomene
Für viele der langjährigen Piloten gebe es am Himmel nichts Unerklärliches oder Neuartiges mehr zu sehen, so Pruchnicki. Sie berichteten immer wieder über Nordlichter, jahrzehntealte Raketenstufen, die in die Atmosphäre eintreten, und Meteore.
In einem Bericht jedoch beschrieben Piloten, dass sie zwei orangefarbene Kugeln gesehen hätten, die sich einander wie auf einer Rennstrecke jagten, bevor sie sich ausrichteten und dann „so schnell davonschossen, dass es aussah, als wären sie mit Mach 25 oder Mach 30 unterwegs“.
Mach 30 bedeutet, dass sich ein Objekt mit 30-facher Schallgeschwindigkeit bewegt. Das sind etwa 37.000 Kilometer pro Stunde.
Die „Kugeln“ seien direkt in die Atmosphäre geschossen, sodass sie einer G-Kraft ausgesetzt gewesen wären, die kein Mensch ertragen könnte. Die G-Kraft gibt an, wie stark die Belastung ist, die auf ein Objekt oder Lebewesen wirkt, während sich die Richtung oder die Geschwindigkeit der Bewegung ändert.
Pruchnicki: „Wir haben viele Berichte dieser Art gelesen, bei denen man sich nur denkt: ‚Das ist kein Raketenantrieb beim Wiedereintritt, das ist kein Stern. Nein, das sind 18.000 Piloten, die schon einiges an wirklich seltsamen [Dingen] gesehen haben, und das haut sie um.’“
Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel „Increased Drone Sightings Highlight New Risks, Aviation Experts Say“. (deutsche Bearbeitung er)
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