Libysches Öl in Italien endeckt: Ermittler vermuten Öl-Schmuggel von IS und Mafia
Die italienische Polizei hat erhebliche Mengen libysches und syrisches Rohöl in Italien gefunden, berichtet die „Times“ unter Berufung auf die italienische Tageszeitung „La Repubblica“. Die Öl-Mengen waren größer als einige Vorräte lokaler Raffinerien. Insider der Ermittlung meinen, dass dieses Rohöl „gar nicht dort gewesen sein sollte“. Eine mögliche Verbindung des Öls zur Terrormiliz IS wird nun ermittelt.
Dennoch hat die Polizei noch keinen Beweis dafür, dass das Öl vom „Islamischen Staat“ kam oder ob es von einer anderen, nicht-extremistischen Gruppe von Menschenhändlern geschmuggelt wurde. Die Öl-Ladungen liefen über Mittelsmänner, mit denen die ursprünglichen Lieferanten ihre Spuren verwischten. Pikant ist der Fund angesichts der Tatsache, dass in Italien besonders viele Mittelmeer-Migranten aus Libyen ankommen.
Wie die Mafia Öl schmuggelt
Die Mafia hat ein eigenes System des Öl-Schmuggels, so der Bericht. Sie gründet im Ausland Firmen, die als Ölexporteure fungieren. Diese verkaufen das Rohöl direkt an Tankstellen-Betreiber und zu viel niedrigeren Preisen als üblich – danach werden die Firmen wieder geschlossen. Die Mafia nutzt das Schema, um Mehrwertsteuerzahlungen zu vermeiden und Geld zu waschen.
Zur Logistik des Öl-Schmuggels gehören auch Tanker, die das Öl von kleineren Schiffen auf hoher See im Mittelmeer in Empfang nehmen: Die Schmuggler aus der Türkei oder Libyen liefern das Öl bei den großen Schiffen ab. Die großen Tanker fahren dann süditalienische Häfen an.
Die Hypothese einer Zusammenarbeit des IS und der Mafia entstand aufgrund der starken Abhängigkeit der Terrormiliz von Einnahmen aus Öl-Schmuggel. Doch seit einiger Zeit verlor der IS die Kontrolle über die von ihm eroberten Territorien in Syrien und im Irak. Und somit ist auch der Zugang zum Öl stark eingeschränkt und der Öl-Schmuggel hat nachgelassen.
IS und Mafia – Konkurrenten oder Partner?
Experten, mit denen „La Repubblica“ sprach, äußerten sich skeptisch über eine mögliche IS-Mafia-Verbindung. Im vergangenen Monat berichtete Journalistin Francesca Astorri jedoch über ein Propaganda-E-Book des IS mit dem Titel „Schwarze Flaggen aus Rom“: Darin nennen die Terroristen die Unterstützung der Mafia für ihre Durchdringung Italiens entscheidend. (Siehe Bericht von Alarabiya.)
Die große Frage ist, ob die Mafia und der IS als Konkurrenten oder Partner fungieren. Geld verdienen sie mit ähnlichen Aktivitäten: Drogenhandel, Warenschmuggel und Entführungen. Aber kann es die Mafia wollen, dass eine andere Organisation in ihr Territorium eindringt? Ein Ex-Geheimagent meinte in einem Interview mit dem italienischen Magazin „Panorama“, dass von der kriminellen Organisation eine Art Schutzfunktion vor Terrorismus ausgehe.
Ein Harvard-Dozent nannte diese positive Darstellung jedoch „gefährlich und vereinfachend“. Auch London sei ein wichtiges Zentrum der Mafia für Geldwäsche, trotzdem habe dies keine Anschläge verhindert. Auch dürfe man die Macht der Mafia nicht zu hoch ansetzen. Sie habe niemals ganz Italien kontrolliert, sondern wechselnden Einfluss auf bestimmte Gebiete ausgeübt, so der Artikel von Alarabiya weiter. Das Einschleusen von IS-Leuten nach Europa sei für die Mafia eine lukrative Einnahmequelle. Gleichzeitig sei eine Kooperation mit dem IS zu gefährlich, weil sie größere politische und ermittlungstechnische Interventionen nach sich ziehen könnte, was die Mafia nicht will.
Fazit: Mafia und IS sind weder echte Feinde noch wirkliche Partner. Aber sie kooperieren soweit die Interessenlage passt.
Siehe auch:
„Migranten sind mehr wert als Drogen“ – Italiens Mafia macht Millionengeschäft
Öl-Schmuggel des IS: So ist Erdogans Sohn darin verstrickt
Cosa Nostra gegen Einwanderer: Mafia erklärt Migranten auf Sizilien den Krieg
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