„Liberale sind kompetenter“: „Weißer Nationalist“ Richard Spencer ruft zur Wahl von Joe Biden auf

Bei den Demokraten war die Freude verhalten, als Richard Spencer, Organisator des Marsches von Charlottesville 2017, auf Twitter bekannte, Joe Biden zu wählen. Spencer traut den Demokraten mehr Härte gegen Kriminelle zu – und unterstützt deren Position zur Abtreibung.
Titelbild
Richard Spencer am 14. August 2017 in seinen Büroräumen in Alexandria, Virginia.Foto: Tasos Katopodis/Getty Images
Von 25. August 2020

Knapp drei Jahre nach dem „Unite the Right“-Marsch von Charlottesville, Virginia, hat einer der führenden Köpfe der sogenannten „Alt-Right“, Richard Spencer, auf Twitter zum Ausdruck gebracht, bei den am 3. November bevorstehenden US-Präsidentschaftswahlen dem demokratischen Herausforderer von Präsident Donald Trump, Joe Biden, die Stimme zu geben. Auch bei den Kongresswahlen werde er die Demokraten unterstützen.

Demokraten „härter gegen Kriminelle“

Im Rahmen einer Debatte mit einem anderen Twitter-Nutzer hatte Spencer am Sonntag (23.8.) erst geäußert, er traue dem Ticket Biden/Harris eine härtere Position gegenüber Kriminellen und auch gegenüber Krawallen unter dem Banner von „Black Lives Matter“ zu als Donald Trump. Ein Follower fragte daraufhin nach, ob er vor dem Hintergrund dieser Einschätzung auch Biden wählen werde oder ob er einfach nur zu Hause bleiben werde.

Spencer antwortete, er werde Joe Biden und auch bei den übrigen Wahlen, die an jenem Tag anstehen – es werden unter anderem auch ein Drittel der Senatssitze und alle 435 Sitze im Repräsentantenhaus neu vergeben -, die Demokraten wählen werde. Wörtlich erklärte er: „Ich habe vor, Biden und ein gerades demokratisches Ticket zu wählen. Das hat nichts mit ‚Akzelerationismus‘ oder ähnlichem zu tun; die Liberalen sind einfach die kompetenteren Leute.“

Die Sache schneller auf die Spitze treiben

Akzelerationismus bezeichnet eine politische Theorie, die von einigen linken und rechten Extremisten vertreten wird und der zufolge man die eigentlich abgelehnte Entwicklung noch beschleunigen und auf die Spitze treiben wolle, damit es schneller zu krisenhaften Erscheinungen oder Bürgerkriegen komme, die dann zur „Revolution“ oder zum Auseinanderbrechen des Systems führen würde.

Noch am selben Tag postete Spencer ein Bild von sich mit dem Bekenntnisframe für „Team Joe“.

Spencer war einer der beiden Hauptorganisatoren des Marsches von Charlottesville am Wochenende des 11./12. August 2017. Ursprünglich war an diesem Wochenende eine Protestkundgebung gegen die Beseitigung von Denkmälern geplant, die militärische Persönlichkeiten der Südstaaten in der Zeit des Amerikanischen Bürgerkrieges würdigten.

Der Protestmarsch wurde jedoch von Spencer und anderen sogenannten „weißen Nationalisten“ in weiterer Folge in einen Aufmarsch der extremen Rechten umgewidmet, bei dem auch antisemitische Parolen skandiert wurden und Hakenkreuzfahnen zum Einsatz kamen.

Charlottesville 2017 führte zu massiven Angriffen auf Präsident Trump

Auch die Gegendemonstration wurde von extremistischen Gewalttätern instrumentalisiert, die ihrerseits gegen Polizeibeamte vorgingen. Bei einem vorsätzlichen Angriff mit einem Fahrzeug wurde an jenem Wochenende ein Gegendemonstrant getötet, zwei Polizeibeamte starben beim Absturz eines Hubschraubers. Zudem wurden mehr als 33 Menschen bei der Autoattacke sowie weiteren Ausschreitungen verletzt.

Joe Biden und weitere Demokraten hatten damals scharfe Kritik an Präsident Donald Trump geübt, als dieser in seinem Bemühen, die Gemüter zu beruhigen, erklärt hatte, es hätte auf beiden Seiten der Kundgebung anständige Menschen gegeben. Trump hatte damit auf der einen Seite Personen gemeint, die im Glauben mitmarschiert waren, gegen die Zerstörung historischer Denkmäler zu protestieren, und auf der anderen Demonstranten, die friedlich gegen Rassismus eintraten.

Biden-Team distanziert sich umgehend

Von Spencer und der Alt-Right hatte sich Trump schon damals deutlich distanziert. Spencer hatte im Vorfeld der Wahlen von 2016 zur Wahl Donald Trumps aufgerufen. Der Publizist Ben Shapiro warf daraufhin der Alt-Right vor, als Trittbrettfahrer den Erfolg der breiten Volksbewegung für Trump und seine konservative Politik für sich reklamieren zu wollen, obwohl man entgegengesetzte Positionen vertrete.

Wenige Tage nach den Krawallen von Charlottesville wurde der Vertrag des langjährigen „Breitbart“-Chefredakteurs Steve Bannon als Präsidentenberater aufgehoben. Ihm wurde vorgeworfen, keine ausreichend klare Distanz zur Ideologie hinter dem „Unite the Right“-Aufmarsch erkennen zu lassen.

Andrew Bates, der Beauftragte für „schnelle Antworten“ im Wahlkampfteam von Joe Biden, hat die Wahlempfehlung Spencers auf Twitter zurückgewiesen. Er antwortete diesem:

„Wenn Joe Biden sagt, wir befinden uns in einer Schlacht um die Seele der Nation, gegen bösartige Formen des Hasses, die aus ihren Löchern emporkriechen, sind Sie ein Paradebeispiel für das, was er damit meint. Wofür Sie stehen, ist absolut abstoßend. Ihre Unterstützung ist hier zu 10.000 Prozent nicht willkommen.“

Der konservative Publizist Dinesh D’Souza, der vor einigen Monaten ein Interview mit Spencer geführt hatte, erklärte hingegen, wie „PJ Media“ berichtet, die Unterstützung Spencers für die Demokraten sei nicht überraschend – auch wenn diese sie zurückwiesen. Wofür er stehe, habe mehr mit dem Progressivismus der Ära Woodrow Wilsons gemein als mit dem modernen Konservatismus von Präsident Trump.

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Spencer vertritt zudem noch weitere Positionen, die jenen der konservativen Rechten in den USA diametral entgegengesetzt sind. Zum einen will er die EU zu einem Europäischen Reich ausbauen, wobei er allerdings voraussetzt, dass diese zuvor ihren „weißen Charakter“ wiederherstellt.

Richard Spencer: „Die Abtreibung ist positiv für die weiße Agenda“

Außerdem tritt er wie die Demokraten für eine uneingeschränkte Legalisierung des Schwangerschaftsabbruchs ein. Bereits in seiner Rede in Charlottesville erklärte er, die Abtreibung würde helfen, weiße nationalistische Anliegen zu fördern, weil „die Menschen, die abtreiben, generell sehr oft Schwarze oder Hispanics sind oder aus sehr ärmlichen Verhältnissen stammen“.

Damit reiht er sich in die eugenische Tradition der „Planned Parenthood“-Gründerin Margaret Sanger ein, die den Zugang zum Schwangerschaftsabbruch auch als Möglichkeit begrüßt hatte, um die Geburtenrate der schwarzen Bevölkerung zu drosseln. Die Organisation distanzierte sich jüngst zwar von den rassistischen und eugenischen Vorstellungen Sangers, Schwangerschaftsabbrüche will sie trotzdem weiter vornehmen.



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