Lawrow an Scholz: Es geht „nicht um Territorien“ – Westen will nicht ehrlich verhandeln

Russlands Außenminister wirft den Unterstützern der Ukraine Unehrlichkeit vor und reagiert auf Bundeskanzler Scholz. Es gehe darum, den Menschen der russischen Welt, der russischen Kultur, human zu begegnen. Abseits der diplomatischen Ebene geht der Krieg weiter – mit Drohnen, Kämpfen und Drohungen.
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Der russische Außenminister Sergej Lawrow am 17. Juli 2024 im UN-Hauptquartier in New York nach einer Sitzung des Sicherheitsrates zur Lage im Nahen Osten.Foto: Timothy A. Clary/AFP via Getty Images
Epoch Times10. September 2024

Russland warf den Unterstützern der Ukraine Unehrlichkeit vor. „Der Westen will nicht ehrlich verhandeln“, sagte Außenminister Sergej Lawrow nach einem Treffen mit arabischen Kollegen des Golfkooperationsrats in Riad.

Westliche Staatschefs klammerten sich an die für Moskau unannehmbare Initiative des ukrainischen Präsidenten Selenskyj. Das bedeute, dass der Westen weiterhin alles tue, um Russland eine strategische Niederlage auf dem Schlachtfeld zuzufügen. Die Initiative Selenskyjs sieht als eine Forderung den Abzug russischer Truppen von ukrainischem Gebiet vor.

Lawrow ging in seiner Kritik auch auf einen Vorstoß von Bundeskanzler Olaf Scholz ein. Nach dessen Worten über die Notwendigkeit einer diplomatischen Lösung gebe es in der deutschen Presse Andeutungen darüber, dass eine Lösung die russischen Eroberungen berücksichtigen müsse.

Es gehe aber nicht um Territorien, sagt Lawrow. „Wir haben niemals fremden Boden gewollt, wir wollten nur, dass man den Menschen, die Teil der russischen Welt, der russischen Kultur, russischen Sprache, Geschichte, Religion sind, human begegnet, wie dies das internationale Recht, viele Menschenrechts- und Minderheitskonventionen und vor allem die Satzung der Vereinten Nationen fordert“, sagte der Minister.

144 ukrainische Drohnen abgeschossen

Bei ukrainischen Angriffen mit mehr als 140 Drohnen ist nach russischen Angaben eine Frau in der Region Moskau getötet worden.

Regionalgouverneur Andrej Worobjow erklärte am Dienstag im Onlinedienst Telegram, die 46-Jährige sei gestorben, nachdem eine Drohne ein Wohnhaus in Ramenskoje am südöstlichen Rand der Hauptstadt getroffen habe. Der zuvor von ihm vermeldete Tod eines neunjährigen Kindes sei noch nicht bestätigt, fügte er hinzu.

Das russische Verteidigungsministerium erklärte, in der Nacht zu Dienstag 144 ukrainische Drohnen abgeschossen zu haben.

72 davon seien über der an die Ukraine grenzenden Region Briansk abgewehrt worden, 20 über der Region Moskau, 14 über der Grenzregion Kursk, 13 über der zentralen Region Tula und 25 weiter in fünf anderen Teilen Russlands.

In der Nacht zu Dienstag wurden in Russland nach örtlichen Angaben insgesamt mehr als 70 ukrainische Drohnen abgeschossen.

In Briansk habe „der Feind einen massiven terroristischen Angriff“ ausgeführt, erklärte Regionalgouverneur Alexander Bogomas auf Telegram. Bei den Angriffen habe es „weder Verletzte noch Sachschäden“ gegeben, fügte er hinzu.

Die Ukraine hatte im August eine Offensive in Kursk gestartet mit dem Ziel, Russland zu zwingen, seine in der Ostukraine vorstoßenden Truppen zu verlagern. Aber Moskau scheint seine Attacken dort zu verstärken und hat auch die eigenen Luftangriffe auf die Ukraine in den vergangenen Wochen weitergeführt – unter anderem auf wichtige Energieinfrastruktur vor dem Winter.

Schwere Kämpfe im Gebiet Donezk halten an

Russische Truppen sind inzwischen bis auf wenige Kilometer an die Stadt Pokrowsk herangerückt. In dem Gebiet habe es erneut schwere Kämpfe gegeben, teilte der Generalstab in seinem abendlichen Lagebericht mit. Die Angreifer hielten den Druck auf die ukrainischen Stellungen aufrecht, hieß es.

Pokrowsk sei für die russischen Streitkräfte ein wichtiges Teilziel, erklärte der Kommandeur der dritten Sturmbrigade der ukrainischen Armee, Maxym Schorin.

Die Einnahme der Stadt würde den Russen mehrere Wege eröffnen. Sie könnten dann versuchen, Richtung Westen weiter vorzustoßen, um bis an die Gebietsgrenze von Donezk oder sogar ins benachbarte Dnipropetrowsk zu gelangen, oder nach Süden einschwenken, um dort weiter Gelände zu gewinnen, sagte Schorin der Nachrichtenagentur „Unian“.

Nach Angaben des unabhängigen Militäranalysten Jan Matwejew sind die russischen Soldaten zuletzt im Raum Pokrowsk jedoch kaum noch vorangekommen. Auch weil ein Teil der Kräfte schon zuvor Richtung Süden abgebogen sei – in Richtung Kurachowe. Dort meldete der Generalstab in seinem Lagebericht ebenfalls schwere Kämpfe.

Raketenlieferungen: Kiew bestellt iranischen Gesandten ein

Die materielle Überlegenheit an der Front verdankt Russland Berichten zufolge nicht nur der hochgefahrenen eigenen Rüstungsindustrie, sondern auch Lieferungen von Verbündeten wie dem Iran.

Wegen der angeblichen Lieferung ballistischer Raketen an Russland bestellte das ukrainische Außenministerium nun den iranischen Gesandten ein.

Diesem sei in „harter Form“ eine Warnung an die iranische Staatsführung übermittelt worden, teilte das Ministerium in Kiew mit. Sollten sich die Berichte bestätigen, werde das „verheerende und nicht wiedergutzumachende Folgen“ für die bilateralen Beziehungen haben.

Zuvor hatten US-amerikanische Zeitungen unter Berufung auf Quellen in Washington berichtet, dass Teheran ballistische Kurzstreckenraketen an Russland geliefert habe. Moskau greift Ziele in der Ukraine bereits seit Herbst 2022 regelmäßig mit Kampfdrohnen iranischer Bauart an. Teheran streitet Waffenlieferungen jedoch immer wieder ab.

Ukraine drängt auf schnelle Lieferung von Waffen aus dem Westen

Die ukrainische Staatsführung ruft dazu auf, die beschlossenen Hilfsvereinbarungen mit dem Westen schnellstmöglich in die Tat umzusetzen.

„Der Kriegsverlauf hängt direkt von der Qualität der Logistik bei den Lieferungen und der Erfüllung aller Versprechen der Partner ab“, sagte Staatschef Wolodymyr Selenskyj. Waffen und Gerät müssten rechtzeitig ankommen, um Erfolg zu haben. „Was im September gebraucht wird, muss im September an unsere Truppen geliefert werden.“ (afp/dpa/red)



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