Lauterbach: „Long Covid auch nach Impfung möglich“ – Gesundheitsminister empfiehlt dennoch die Impfung

Ein Statement des Gesundheitsministers am Rande des runden Tisches in Sachen „Long Covid“ geht viral, sorgt für Verwirrung und/oder Empörung im Netz.
Für die weitere Erforschung von Long Covid seien mehr Mittel nötig, so Gesundheitsminister Karl Lauterbach.
Karl Lauterbach will mehr Geld für die Erforschung von Long COVID.Foto: Britta Pedersen/dpa
Von 15. September 2023

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Karl Lauterbach gesteht kurz vor dem Beginn der Grippesaison ein, dass sich trotz Corona-Impfung viele im Herbst infizieren werden – und entsprechend Long COVID bekommen werden. Dabei hatte der Gesundheitsminister behauptet, dass es die Impfung sei, die am sichersten vor Long COVID schützt. Das war im März 2022 eines seiner Argumente, als er für die Einführung einer allgemeinen Impfpflicht warb.

Runder Tisch gegen Long COVID

Am vergangenen Dienstag, 12. September, hatte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach zum ersten runden Tisch in Sachen „Long COVID“ geladen. Sein Ziel: die Versorgung betroffener Patienten zu verbessern und mehr Geld dafür einzunehmen. Lauterbach kündigte an, bei der anstehenden Haushaltsdebatte zusätzlich zu den bereitgestellten 41 Millionen Euro weitere circa 60 Millionen Euro für die Long-COVID-Forschung einzufordern.

Am Rande des runden Tisches hatte der Gesundheitsminister die Gelegenheit ein Statement zu geben, das Aufmerksamkeit erregt hat:

„Wir wissen, dass man Long COVID auch nach Impfung bekommen kann, weil, wir werden mehr Long COVID-Fälle bekommen, denn es werden [sich] jetzt viele auch im Herbst und Winter wieder infizieren, trotz Impfung. Also die Impfung schützt vor Long COVID, aber sie schützt nicht perfekt. Das Thema wird uns lange Zeit begleiten.“ Anzusehen hier auf X.

Widersprüchliche Äußerung mit unklarer Basis

Diese Äußerung ist in mehrerlei Hinsicht bemerkenswert. Dass die Impfung nicht vor einer Infektion mit SARS-CoV-2 schützt, scheint inzwischen klar zu sein und nicht mehr in Abrede zu stehen. Jetzt soll nach Aussage Lauterbachs also die Impfung, wenn sie nicht gegen Infektion oder Weitergabe des Virus taugt, vor Long COVID schützen – wenn auch „nicht so perfekt“.

Hier bleibt unklar, auf welcher (Daten-)Basis diese Äußerung des Gesundheitsministers beruht. Lauterbach selbst unterstrich noch auf dem Symposium, dass die Therapie der mit Long COVID Erkrankten schwierig und vieles über Ursachen und Verläufe noch unklar sei. Deshalb sei nach wie vor häufig lediglich eine Behandlung der Symptome möglich.

„Impfung schützt am sichersten vor Long COVID“

Am 24. März 2022 hatte Karl Lauterbach noch im Bundestag gesagt, als er für die allgemeine Impfpflicht plädierte, dass es gerade die Impfung sei, die vor Long COVID am besten schützen würde. Hier im Wortlaut:

„Long COVID wird zu den wichtigsten chronischen Erkrankungen in Deutschland gehören, und zwar insbesondere auch bei denjenigen der mittleren Lebensphase. Das können wir nicht akzeptieren. […] Ich möchte hier noch einmal ausdrücklich darauf hinweisen: Es ist die Impfung, die auch vor Long COVID am sichersten schützt. Wir haben jetzt – Gott sei Dank! – klare Hinweise darauf, dass das Long-COVID-Risiko, wenn man sich infiziert, aber geimpft ist, deutlich reduziert ist […].“

Erster Twitter-Aufreger der neuen COVID-Saison

Entsprechend diesen Widersprüchen fallen die Kommentare bei X (ehemals Twitter) aus:

Menschenfreund @GottfriedPlumpe kommentiert: „Woran merkt man, dass jemand lügt? Wenn er etwas behauptet, was er gar nicht wissen kann. „Die Impfung“ schützt nicht vor Infektion, aber vor „Long COVID. Der erste Teil der Aussage trifft zu, Daten, die die Aussage zu ‚Long COVID‘ bestätigen, gibt es selbstredend nicht.“

Victorius ✌️@Victorius_DE kommentiert: „Nicht wirklich, oder? 1.) LC wird auch durch Impfungen ausgelöst 2.) Wir bekommen mehr LC, weil sich die Leute erneut impfen lassen. Schlussfolgerung: Schützt euch & andere und riskiert dafür LC & andere Erkrankungen. […]“

Katy @Kathrine_1103 verleiht ihrer Verwunderung Ausdruck: „Hä? Verstehe ich das richtig, Long COVID kann man trotz Impfung bekommen, die Impfung schützt vor Long covid? 🤔“

Für Melina @Melina8Maria hingegen scheint alles klar zu sein: „Ist doch nichts Neues. Ob PostVac oder LongCovid – Dasselbe in grün. Welche Fragestellung bleibt: Warum sollen junge, gesunde Menschen dieses Risiko durch die Impfung eingehen, obwohl sie bezüglich Corona nichts zu befürchten haben und ein Fremdschutz durch die Impfung ebenfalls nicht gewährleistet ist.“

Es gibt aber auch Gegenstimmen: Ob gegen COVID-19 oder gegen Long COVID, Paul_das Original_Ortlebe @PaulOrtlebe steht in seinem Statement hinter den Impfkampagnen: „Ich bin froh, dass ich mich in der Anfangsphase (nicht vergessen: die Bilder aus Bergamo) geschützt habe und mich als es Impfstoff gab dreimal habe impfen lassen. Eine folgende Infektion verlief erträglich. Es hätte viel schlimmer kommen können.“

T h o r e @justthore verweist auf den Artikel „Geimpfte erkranken offenbar seltener an Long Covid“ von Spektrum der Wissenschaft und schreibt: „So schwer ist es gar nicht. Wenn man denn auf Menschen hört, die schon mal eine Universität von innen gesehen haben.“

In einem scheint Karl Lauterbach auf jedenfalls jetzt schon Recht zu behalten: „Das Thema wird uns lange Zeit begleiten.“



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