Längere Laufzeiten: Japan erlaubt Betrieb von KKW über 60 Jahre hinaus

Japan setzt weiterhin auf Atomkraft. Dazu verabschiedete das Parlament in Tokio nun ein Gesetz, wonach die Betriebsdauer für Kernkraftwerke nicht mehr auf 60 Jahre beschränkt wird – stattdessen sind potenziell unbegrenzte Laufzeiten möglich.
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Das Kernkraftwerk Ikata in Japan. Das fernöstliche Land hält weiterhin an der Atomkraft fest.Foto: iStock
Von 1. Juni 2023

Es ist nun zwölf Jahre her, dass es in Fukushima nach einem starken Erdbeben und einem Tsunami zu einer Atomkatastrophe kam. Doch anstatt wie Deutschland aus der Kernenergie komplett auszusteigen, setzt Japan weiterhin auf diese Form der Stromgewinnung.

Das fernöstliche Land hat den Betrieb von Kernkraftwerken (KKW) bisher über eine Laufzeit von mehr als 60 Jahren erlaubt. Am Mittwoch, 31. Mai, verabschiedete das Parlament in Tokio ein Gesetz, das „ein Stromversorgungssystem schafft, um eine kohlenstofffreie Gesellschaft zu erreichen“, wie ein Parlamentssprecher mitteilte.

Regeln mit Ausnahmen

Im Prinzip sehen die neuen Regeln weiterhin eine Altersgrenze von 60 Jahren für KKW vor, allerdings sind künftig mehrere Ausnahmen möglich.

So dürfen nach dem neuen Gesetz die Betreiber von KKW bei der Berechnung der Betriebszeit diejenigen Phasen herausrechnen, in denen der Reaktor aus „unvorhersehbaren“ Gründen abgeschaltet war. Veränderungen in den Sicherheitsrichtlinien oder provisorische gerichtliche Verfügungen zählen etwa zu solchen Gründen. Um von der Ausnahmeregelung Gebrauch zu machen, benötigen Betreiber die Genehmigung von Japans Atomsicherheitsbehörde.

Laut dem neuen Gesetz überprüft die Atomaufsichtsbehörde den Zustand von Reaktoren nach 30 Betriebsjahren mindestens alle zehn Jahre, wie die „Tagesschau“ berichtet. Die Regierung wolle mit den neuen Regelungen „die stabile Stromversorgung gewährleisten“ und gleichzeitig „die Nutzung von CO₂-freien Stromressourcen fördern“, teilte das japanische Wirtschaftsministerium mit.

Die Pläne der Regierung sehen zugleich den Bau von neuen Atomreaktoren der nächsten Generation vor. Langfristig sollen sie die alten Reaktoren ersetzen.

Kernenergie Teil der Energiewende

Die Regierung will laut der „Welt“ bis zum Jahr 2030 etwa 20 bis 22 Prozent der Stromerzeugung aus Kernenergie und 36 bis 38 Prozent aus erneuerbaren Energien gewinnen. Um dieses Ziel zu erreichen, müssten 24 Reaktoren wieder in Betrieb genommen werden, was jedoch angesichts der langwierigen Genehmigungsverfahren und lokaler Widerstände dagegen unrealistisch sei, befand die Zeitung „Nikkei Asia“.

Der Atomenergie-Sektor in Japan war nach dem Unglück am Kraftwerk Fukushima im Jahr 2011 zunächst auf Eis gelegt worden. Fukushima war nach einem schweren Erdbeben von einem fast 15 Meter hohen Tsunami getroffen worden. Das Kühlsystem des Kraftwerks fiel aus, in drei der sechs Reaktoren kam es zur Kernschmelze.

Die meisten japanischen Kernreaktoren sind auch heute nicht wieder in Betrieb. Von 33 Kraftwerken sind derzeit neun am Netz, alle im Westen oder Südwesten des rohstoffarmen Landes. Für weitere Reaktoren haben die Betreiber die Genehmigung zum Wiederanfahren beantragt, doch dies dauert lange.

Gegen das Wiederanfahren von abgeschalteten Atommeilern gibt es in Japan starken lokalen Widerstand. Jedoch haben die weltweite Energiekrise die Debatte über das Thema in Japan wieder angestoßen.

(Mit Material von AFP)



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