Kurz vor Olympia-Eröffnung: Brandanschläge auf Schnellzugnetz – viele Ausfälle – 800.000 Fahrgäste betroffen
Wenige Stunden vor der Eröffnung der Olympischen Spiele in Paris haben Unbekannte Brandanschläge auf mehrere Anlagen des französischen Schnellzugnetzes verübt. Medienberichten zufolge wurden unter anderem Signalanlagen angezündet oder Kabel durchtrennt.
Der Schnellzugverkehr LGV Atlantique, Nord und Est – also der Atlantik-, Nord- und Ostachse – sei derzeit stark beeinträchtigt, teilte die französische Bahn SNCF mit. Auch auf der Route zum Stade de France, einem der Austragungsorte der Olympischen Spiele, geht nichts.
Betroffen sind mehrere Anlagen außerhalb von Paris, die Auswirkungen auf die stark befahrenen TGV-Strecken haben. Der Verkehr auf den betroffenen Strecken sei „stark beeinträchtigt“. Eine dem Fall nahestehende Person sprach von „Sabotage“ – ebenso wie Premierminister Gabriel Attal.
Geheimdienste und Sicherheitskräfte seien mobilisiert, „um die Täter dieser kriminellen Taten zu finden und zu bestrafen“, erklärte Premierminister Gabriel Attal.
Reparaturen laufen, werden einige Tage dauern
Nach Angaben der Bahn waren drei Orte auf den TGV-Strecken nach Lille im Norden, Straßburg im Osten und Bordeaux im Westen Opfer der Anschläge. Ein weiterer mutmaßlicher Sabotageakt auf der Strecke nach Marseille wurde verhindert.
Demnach wurden jeweils Leitungen mit zahlreichen Glasfaserkabeln in Brand gesetzt, die für die Sicherheit der Züge und die Weichenstellungen wichtig sind.
Tausende SNCF-Mitarbeiter seien im Einsatz, um die Schäden zu reparieren. „Heute hätte ein großes Fest sein sollen, die Urlaubsreisen, die Eröffnung der Olympischen Spielen (…), all das ist nun dahin“, erklärte SNCF-Chef Jean-Pierre Farandou.
SNCF-Chef Jean-Pierre Farandou sprach von einem „traurigen Tag“. „Es ist ein Anschlag auf die Urlaubsreisen, auf die Franzosen“, sagte er mit Blick auf das Wochenende drei Wochen nach Beginn der Sommerferien, an dem mit starkem Ferienverkehr zu rechnen war. Eine „Bande von Spinnern“ habe dies verhindert, erklärte er.
Etwa 800.000 Fahrgäste seien beeinträchtigt, so die Bahn. Viele Bahnverbindungen mit den TGV-Hochgeschwindigkeitszügen müssten gestrichen werden. Jeder zweite Zug nach Osten, nach Norden und jeder vierte Schnellzug in Richtung Bordeaux sei betroffen, teilte der geschäftsführende Verkehrsminister Patrice Vergriete mit.
Die Bahn rief dazu auf, für den Freitag geplante Reisen nicht anzutreten. Die Fahrkarten würden zurückerstattet. Vom Pariser Bahnhof Montparnasse sollte bis 13:00 Uhr kein einziger Zug fahren. Der Bahnverkehr werde das ganze Wochenende über beeinträchtigt sein, hieß es weiter.
Sind der deutsche Zugverkehr und Sportler betroffen?
Die Deutsche Bahn geht davon aus, dass die Anschläge kaum Auswirkungen auf den Zugverkehr in Deutschland haben. Allerdings könnte es zu Behinderungen bei Zügen kommen, die von oder nach Straßburg oder Paris unterwegs seien.
Just dabei wurden drei deutsche Olympia-Springreiter ausgebremst, die heute nach Paris fahren wollten. Wegen der zu erwartenden großen Verspätung stornierten die Pferdesportler ihre Anreise und verpassen damit die Eröffnungsfeier.
Die betroffene Route zum Stade de France hat derzeit wenig Auswirkungen. Dort finden die Rugbyspiele und die Leichtathletik-Wettkämpfe statt. Allerdings findet dort heute kein Training und kein Wettkampf statt.
„Akt der Destabilisierung“
Regionalpräsidentin Valérie Pécresse sprach im Sender France Info von einem „Akt der Destabilisierung“.
„Alles weist darauf hin, dass es sich um mutwillige Aktionen handelt“, sagte Verkehrsminister Patrice Vergriete. „Die Indizien deuten auf Brandstiftung“, fügte er hinzu. Bislang hat sich niemand zu den Anschlägen bekannt.
Wegen Olympiaeröffnung Autoverkehr weitläufig gesperrt
Heute Abend findet in Paris die Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele statt. Zu der pompösen Zeremonie entlang der Seine werden in der Metropole enorm viele Zuschauer erwartet.
Die Veranstalter rechnen mit rund 300.000 Menschen am Ufer. Etwa 120 Staats- und Regierungschefs sowie Vertreter werden zu der Eröffnungsfeier erwartet, unter ihnen auch Bundeskanzler Olaf Scholz. Auch die US-amerikanische First Lady Jill Biden wird bei der Zeremonie live dabei sein.
Gesichert wird das einmalige Event von rund 45.000 Sicherheitskräften. Der Luftraum im Umkreis von 150 Kilometern um Paris wird für den Abend gesperrt. Die Bereiche der Seine, an denen die Parade stattfindet, sind weitläufig für den Autoverkehr gesperrt. (afp/dts/red)
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