Kulturkrieg in Frankreich neu entfacht
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron ist für unkonventionelle Personalentscheidungen bekannt. Auch die neue Regierung bietet einige Überraschungen: Mehrere der neuen Kabinettsmitglieder hatte niemand auf dem Zettel.
Neben Außenministerin Catherine Colonna, die fast zehn Jahre lang als Sprecherin von Präsident Jacques Chirac das Gesicht der französischen Regierung war, ist die Ernennung des Historikers Pap Ndiaye als Bildungsminister eine echte Überraschung.
Seine Ernennung sorgt für einen deutlich größeren Aufschrei als bei den anderen Mitgliedern. Sie wecke Befürchtungen, dass Ndiaye versuchen wird, Macrons Plänen für umfassende Bildungsreformen in Frankreich „eine ausländische Sichtweise aufzuzwingen“, schreibt „Politico“.
Damit gehe der „erbitterte Kulturkampf über das Verhältnis Frankreichs zum US-amerikanischen Woke-Denken“ weiter.
Eher cool als woke
Doch vertritt Ndiaye die Woke-Ideologie? In einem Interview mit „Le Monde“ sagte er letztes Jahr, dass Woke eher eine „Vogelscheuche als eine soziale oder ideologische Realität“ sei. Er teile die meisten ihrer Anliegen, aber er sei mit dem moralisierenden oder sektenartigen Diskurs einiger von ihnen nicht einverstanden. „Ich fühle mich eher cool als Woke“, sagt er.
„Ich bin auch ein Symbol der Vielfalt“, so der frisch ernannte Bildungsminister. Dies sei nicht unbedingt eine Quelle des Stolzes, sondern es gebe ihm ein „Gefühl der Pflicht und der Verantwortung“ gegenüber jungen Menschen in Frankreich.
Das sind ganz andere Töne als von seinem Vorgänger Jean-Michel Blanquer, der den Kampf gegen den „Wokismus“ persönlich angeführt hat. Blanquer hat im Oktober 2021 eine Denkfabrik zur Bekämpfung der Ideologie eingerichtet.
Ein Experte des „Le Laboratoire de la République“ hat den Wokismus als einen „Virus“ bezeichnet, der von den USA nach Europa importiert wurde. Und wenn es einen Impfstoff gegen das Woke-Virus gäbe, wäre es ein französischer, und die Führer der Bewegung wüssten das, sagte er. Doch mit der Ernennung Ndiayes wird es wohl vorerst keinen französischen Impfstoff geben.
Rechte kritisieren Ernennung
Das rechte Lager in Frankreich sieht es wohl ähnlich und attackiert die Nominierung. Marine Le Pen warf Ndiaye vor, „die Zerstörung unseres Landes, seiner Werte und seiner Zukunft“ zu planen.
„Die Hautfarbe ist mir völlig gleichgültig“, sagte die ehemalige Präsidentschaftskandidatin. „Aber wenn das die Ideologie ist, die wir unseren Kindern aufzwingen wollen, dann ist das eine Katastrophe.“
Der führende Abgeordnete der Republikaner, Eric Ciotti, twitterte: „Ein Enthusiast für den Islamo-Linkismus und militant gegen die Polizei! Schrecklich!“
Sein republikanischer Kollege Julien Aubert bezeichnete den Historiker als „trojanisches Pferd der US-Linken“, der „Wokismus“ und „Rassismus“ unterstütze.
In politischen Kreisen bisher unbekannt
Bei seiner Amtsübergabe stellte Ndiaye klar: „Ich bin ein reines Produkt des republikanischen Verdienstadels, dessen Pfeiler die Schule ist“.
Er richtete seine ersten „Gedanken“ an den ermordeten Lehrer Samuel Paty und die Welt der Lehrer. „Das Bildungswesen ist eine Welt, die mir seit langem gehört“, sagte er und bezog sich dabei auf seine Mutter, eine Lehrerin.
Ndiaye ist anerkannter Historiker mit Migrationshintergrund, Experte für die Geschichte Nordamerikas und die der Minderheiten – und bisher in politischen Kreisen unbekannt. In der französischen Öffentlichkeit wird er aber auch als „Bruder von“ wahrgenommen, seit seine Schwester Marie NDiaye den französischen Literaturpreis Goncourt gewonnen hat.
In einem Interview mit AP im vergangenen Jahr sagte Ndiaye, Frankreich müsse die Rassenungerechtigkeit überwinden, indem es sich mit seiner oft gewalttätigen kolonialen Vergangenheit auseinandersetze. „Die Franzosen sind sehr zurückhaltend, wenn es um die dunklen Seiten ihrer eigenen Geschichte geht.“
In der Zeit hatte Macron Ndiaye an die Spitze des Palais de la Porte-Dorée gesetzt, in dem das Einwanderungsmuseum untergebracht ist. Dies sollte die Spannungen rund um das hochbrisante Thema Kolonialgeschichte abbauen.
Lehrer wollen Veränderungen, nicht nur Symbole
Jetzt ist Ndiaye für einen strategischen Bereich in der zweiten fünfjährigen Amtszeit von Macron zuständig. Die französische Lehrerschaft wartet darauf, wie ihr neuer Minister die großen Themen angehen wird. Darunter die lange erwarteten Gehaltserhöhungen und die Reform der Berufsschulen.
Die Ernennung von Ndiaye „stimmt uns optimistischer“, sagte Didier Georges, Generalsekretär der Bildungsgewerkschaft SNPDEN, da er „Einfühlungsvermögen und Verständnis für die Lehrkräfte“ gezeigt habe.
Die SNES-FSU, die wichtigste Gewerkschaft der Sekundarschullehrer, begrüßte die Ernennung „als einen Bruch mit Jean-Michel Blanquer“. Und warnte zugleich, dass das Bildungswesen „nicht nur von Symbolen regiert wird“. Rasche Reaktionen seien erforderlich – „insbesondere im Hinblick auf die Löhne“.
(Mit Material von afp)
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