Ukraine meldet Angriffe auf Energie – Russland hat 14 Prozent Raffineriekapazitäten verloren
Russland hat nach ukrainischen Angaben in der Nacht mit „massiven Angriffen“ die Energieinfrastruktur in der Ukraine attackiert. Russland habe „mehr als 40 Marschflugkörper und 40 Drohen“ auf Ukraines „kritische Infrastruktur“ abgefeuert, erklärte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Donnerstag im Onlinedienst X. Nur „ein Teil“ der Geschosse sei abgefangen worden, fügte er hinzu.
Die Angriffe hätten „Produktionsanlagen und Übertragungssysteme“ in den Regionen Kiew, Charkiw, Saporischschja und Lwiw ins Visier genommen, erklärte Energieminister German Galuschtschenko im Onlinedienst Telegram. Der ukrainische Energieversorger DTEK teilte auf Telegram mit, zwei seiner Wärmekraftwerke seien angegriffen worden, ohne die Standorte zu nennen.
Der ukrainische Generalstab erklärte im Onlinedienst Facebook, Moskau habe für die Angriffe Marschflugkörper und Shahed-Drohnen aus iranischer Produktion eingesetzt. Die Ukraine habe 37 der 40 abgefeuerten Drohnen zerstören können, hieß es. Die Angaben sind nicht unabhängig überprüfbar.
Probleme mit der Energieversorgung möglich
In der ostukrainischen Stadt Charkiw und der umliegenden Region habe Russland „kritische Infrastruktur“ angegriffen, erklärte Gouverneur Oleh Synegubow auf Telegram. Nach Angaben von Charkiws Bürgermeister Ihor Terechow und der Polizei schlug mindestens ein russisches Geschoss in der Stadt ein. Probleme mit der Energieversorgung seien möglich, die U-Bahn werde für einige Stunden geschlossen bleiben, erklärte Terechow am Morgen.
Auch die Region Kiew sei angegriffen worden, erklärte der Chef der örtlichen Militärverwaltung, Ruslan Krawtschenko.
In der südukrainischen Region Saporischschja meldete Gouverneur Iwan Fedorow einen „massiven Angriff“, bei dem Energieinfrastruktur beschädigt worden sei. In der Region Odessa brach durch herabfallende Drohnentrümmern ein Feuer auf einer Energie-Anlage aus, wie die ukrainischen Streitkräfte mitteilten.
Russland bombardiert seit mehreren Wochen die Energieinfrastruktur der Ukraine, insbesondere in der Umgebung von Charkiw, was zu großflächigen Stromausfällen führt. Am Mittwoch waren in den Regionen Charkiw und Odessa sieben Menschen bei nächtlichen Angriffen auf zwei Energieanlagen getötet worden.
Ukraine hat bereits die Hälfte aller großen Ölraffinerien in Russland angegriffen
In den vergangenen Wochen hat die Ukraine ihrerseits in Russland stetig Öfraffinerien angegriffen. Es wurden Kampfdrohnen verwendet. Einige davon befinden sich durchaus tief im Land, etwa wie beim Angriff in der Region Samara, 800 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt.
Ziel der Ukraine ist, die russische Wirtschaft zu schwächen und ihr Ressourcen zu entziehen. Daraufhin stieg der Preis für Benzin in Russland, es wurde ein umfangreiches Ausfuhrverbot verhängt. Nur Armenien, Belarus, Kasachstan, Kirgisistan, Usbekistan und Mongolei erhalten noch Benzin aus Russland.
Die Raffineriekapazitäten wurden laut „Reuters“ um etwa 14 Prozent reduziert. Fast die Hälfte aller großen Raffinerien – etwa 30 – seien angegriffen wurden. Teilweise auch mehrfach, so Oberst Markus Reisner vom Österreichischen Bundesheer in einer seiner Analysen.
Washington fürchtet laut „Financial Times“ Auswirkungen auf die weltweiten Ölpreise. Sofern die Ukraine große Exportterminals angreift, könnte es zu Schwierigkeiten kommen. (afp/red)
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