Konflikt China – Japan; „Ich kann mein Land nicht ausverkaufen”

Selbstmord von japanischem Diplomaten führt erneut zu Spannungen zwischen Peking und Tokio
Von 6. Januar 2006

Ein Diplomatenstreit zwischen Japan und China über den Selbstmord eines Mitarbeiters des japanischen Konsulates in Shanghai schlägt erneut Wellen. Tokio beschuldigte Peking, in dem Fall „bedauerliche Schritte“ eingeleitet und falsche Behauptungen aufgestellt zu haben. Der nicht mit Namen genannte Ingenieur hatte im Mai 2004 Selbstmord begangen. Er sei vom chinesischen Geheimdienst erpresst worden, Staatsgeheimnisse zu verraten, hieß es in seinem letzen Brief, den japanische Medien jetzt veröffentlichten.

Demnach sollte er dem KP-Regime Informationen liefern wie etwa Namenslisten von Mitarbeitern im Konsulat von Shanghai oder die Flugnummern, mit denen Geheimdokumente von Shanghai nach Tokio transportiert werden. Sollte er sich weigern, würde seine intime Beziehung zur Bedienung einer Karaoke-Bar öffentlich gemacht werden.

Laut der japanischen Zeitung Yomiuri Shimbun, hatte der Diplomat keinerlei Informationen an China geliefert und in seinem Brief vor dem Selbstmord erklärt: „Ich kann mein Land nicht ausverkaufen”.

Gegen die „bedauerliche Art und Weise des Vorgehens“ durch das Pekinger Regime hatte das japanische Auswärtige Amt bereits vier Mal protestiert. Es gab jedoch kein Zeichen des Entgegenkommens. Im Gegenteil, als er bei der Regierungspressekonferenz von japanischen Journalisten nach einer Stellungnahme gefragt wurde, beschwerte sich der chinesische Regierungssprecher Qin Gang: Der Selbstmordfall vor eineinhalb Jahren sei abgeschlossen und Japan selber hätte damals als  Grund für den Selbstmord die hohe Arbeitsbelastung des Diplomaten angegeben. Tokio verfolge spezielle Absichten, wenn es den Fall nun wieder auflege. „Wir protestieren auf das Schärfste gegen solche Aktionen, die das Image von China schädigen“, so Qin Gang.  Tags darauf gab wiederum das japanische Auswärtige Amt in einer Stellungnahme bekannt, dass Tokio nie die hohe Arbeitsbelastung als Grund für den Selbstmord genannt hätte.

Peking schürt Hass auf Japan

Japan und China haben wirtschaftlich sehr enge Beziehungen, doch das politische Verhältnis kühlt seit 2001 immer mehr ab. Die Streitpunkte fokussieren sich auf das Taiwanproblem, die Grenzfrage oder gegenseitige Beschuldigungen bezüglich des chinesisch-japanischen Kriegs vor 60 Jahren. Das neuerliche Aufpeitschen nationalistischer Gefühle durch Peking im letzten Jahr bewirkte eine starke anti-japanische Stimmung in China. Viele sahen in dieser Vorgehensweise Pekings nur eine weitere Methode, von den Problemen und sozialen Unruhen im eigenen Land abzulenken. Die Reaktion aus Tokio kam postwendend. Nach dem Entwicklungshilfebericht der japanischen Regierung werden vor der Olympiade 2008 die Förderkredite an Peking eingestellt.

Der Weg des japanischen Diplomaten zeigt eine typische Methode, wie das KP-Regime durch die „Rosenfalle“ zu wichtigen Informationen kommt. Hao Fengjun, ehemaliger Polizist in Tianjin in China, bestätigte diese Strategie bei einem Vortrag in Taiwan. Demnach würden taiwanesische Investoren von chinesischen Polizisten genauestens beobachtet. Die Zivilpolizei organisiere dann einen Besuch in einem Bordell – die „Rosenfalle“ ist damit aufgestellt. Jetzt muss nur noch die Verhaftung durch die normalen Polizeibeamten erfolgen. Nach chinesischem Gesetz drohe den so Ertappten mindestens ein halbes Jahr Haft. Doch seien da immer Retter von der lokalen Regierung, die durch ihre Beziehung zur Polizei die Ausländer freilassen könnten. Aus Dankbarkeit wären diese dann wiederum bereit, Agentendienste zu übernehmen.

Ein ähnlicher Fall wurde vor etwa einem Jahr von der Neuen Epoche berichtet: http://www.dieneueepoche.com/articles/2005/02/09/1112.html



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