Klimawandelfonds soll arme Länder unterstützen – auch China und Golfstaaten sollen einzahlen

Ein neuer Fonds soll Schäden und Verluste durch den Klimawandel in armen Ländern finanzieren. Dies soll auf der nächsten Weltklimakonferenz beschlossen werden. COP 28 beginnt am 30. November in Dubai.
Anwohner schieben ihre Fahrräder durch eine überschwemmte Straße in Bago.
In Teilen der Welt kommt es immer wieder zu Überschwemmungen. Das Symbolbild zeigt Anwohner einer überschwemmte Straße in Bago, Myanmar.Foto: Thein Zaw/AP/dpa
Von 7. November 2023

Im Vorfeld der nächsten internationalen Klimakonferenz (COP 28, 30. November bis 12. Dezember in Dubai) haben sich Delegationen aus aller Welt auf eine Grundstruktur für einen neuen Fonds für Schäden und Verluste durch den Klimawandel geeinigt. Dies sagte der deutsche Unterhändler der Bundesregierung, Entwicklungsstaatssekretär Jochen Flasbarth, berichtet das „Handelsblatt“.

Auch China und die Golfstaaten müssen einzahlen

„Wenn die COP 28 in Dubai diesen Vorschlag annimmt, kann der Fonds kurzfristig seine Arbeit aufnehmen und den besonders vom Klimawandel betroffenen Ländern schon mit ersten finanziellen Unterstützungen helfen“, fügte er hinzu.

Flasbarth zeigte sich erfreut darüber, dass es bei den Verhandlungen in Abu Dhabi gelungen sei, für die Finanzierung des Fonds eine breite Basis an Ländern zu vereinbaren, damit nicht nur die alten Industrieländer einzahlten. „Auch die inzwischen reichen Länder wie die Golfstaaten oder ein Land wie China mit den inzwischen höchsten Treibhausgasemissionen können sich ihrer Verantwortung nicht mehr entziehen“, sagte er.

Mit Blick auf die Verhandlungsergebnisse sprach der deutsche Unterhändler von einem guten Tag für den internationalen Klimaschutz, da nun die „ärmsten und verwundbarsten Länder“ Hilfe bekämen. Aus dem Fonds sollen zum Beispiel Länder Geld bekommen, die stark unter den Klimaveränderungen litten, selbst aber kaum etwas zu den Veränderungen beigetragen hätten.

Meeresanstieg und Stürme

Dazu gehörten etwa vom Meeresanstieg oder Stürmen betroffene kleine Inselstaaten oder afrikanische Staaten, die immer häufiger von anhaltenden Dürren betroffen seien. „Es wird nun in Dubai darauf ankommen, die heutige Einigung auch förmlich anzunehmen und sich dann auf eine starke Beschleunigung des internationalen Kampfes gegen den Klimawandel zu konzentrieren“, betonte Flasbarth.

Er habe sich dafür stark gemacht, dass auch China oder die Golfstaaten in den Fonds einzahlen. China habe als größter CO₂-Emittent lange darauf beharrt, trotz des wirtschaftlichen Aufschwungs selbst noch als Entwicklungsland eingestuft zu werden.

Den Fonds soll die Weltbank zunächst vier Jahre lang verwalten. Dieses Vorhaben war zunächst umstritten, weil einige Delegationen damit einen zu großen Einfluss der Industriestaaten befürchteten, die das Sagen bei der Weltbank haben. Ein erster Anlauf für die Ausgestaltung des Fonds war daher im Oktober 2023 in Ägypten gescheitert, berichtet die „Badische Zeitung“.

525 Milliarden Dollar Verluste durch Klimawandel

Im vergangenen Jahr hatte laut „Handelsblatt“ eine Studie über 55 vom Klimawandel besonders betroffene Länder die kombinierten klimabedingten Verluste in den vergangenen zwei Jahrzehnten auf etwa 525 Milliarden Dollar geschätzt. Das entsprach etwa 20 Prozent ihres gemeinsamen Bruttoinlandsprodukts (BIP). Einige Untersuchungen legten zudem nahe, dass solche Verluste bis zum Jahr 2030 auf 580 Milliarden Dollar steigen könnten.

Die auf zwei Wochen angesetzte 28. Weltklimakonferenz „wird ein Meilenstein sein, wenn die Welt eine Bilanz ihrer Fortschritte des Pariser Abkommens ziehen wird“, heißt es vollmundig auf der Internetseite der COP 28.

Die erste weltweite Bestandsaufnahme (Global Stocktake, GST) soll eine „umfassende Bewertung der Fortschritte seit der Verabschiedung des Pariser Abkommens liefern“. Die Bilanz soll dazu beitragen, „Anstrengungen zum Klimaschutz aufeinander abzustimmen“. Dazu gehörten auch Maßnahmen, die ergriffen werden müssten, „um die Lücken im Fortschritt zu schließen“.

Die Vereinigten Arabischen Emirate als Gastgeber wollen sich dafür einsetzen, „dass die Welt mit einem klaren Aktionsplan auf den GST reagiert“.

Kritik an der Klimagipfel-Präsidentschaft

Im Vorfeld hatte es Kritik an der COP-28-Präsidentschaft von Ahmed Al Jaber gegeben. Der 50-Jährige ist seit 2016 Minister für Industrie- und Fortschrittstechnologien seines Landes – und CEO der staatlichen Ölgesellschaft, dem zwölftgrößten Ölkonzern der Welt.

Mehr als 130 politische Vertreter aus Europa und den USA sahen darin einen Interessenkonflikt und befürchten eine Untergrabung der Klimakonferenzziele. Sie warnten in einem gemeinsamen Brief an die Vereinten Nationen (UN), EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und US-Präsident Joe Biden vor einem möglichen Einfluss der Ölindustrie auf die Verhandlungen und forderten die Absetzung Al Jabers.

Dies alles vor dem Hintergrund, dass dessen Unternehmen angekündigt hatte, die Öl-Produktion in den kommenden Jahren um 7,6 Millionen Barrel zu erhöhen, berichtete „Euronews“. Dies würde dem fünftgrößten Produktionsanstieg weltweit entsprechen.

Die europäischen Regierungen und die USA haben hingegen die Ernennung Al Jabers verteidigt. „Euronews“ zitiert einen Sprecher der Klimakonferenz, der auf die 20-jährige Karriere Al Jabers als Ingenieur hinwies. Während dieser Zeit habe er Erfahrungen in der ganzen Energie-Industrie gesammelt.

Aus deutscher Sicht kündigte Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) an, dass die Forderung nach einer Verdreifachung erneuerbarer Energien in den kommenden Jahren ein Thema beim Weltklimagipfel sein solle, vermeldete Epoch Times.



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