Klimaticket in Österreich ein Flop? Weniger als drei Prozent nutzen günstiges Öffi-Ticket
Am Nationalfeiertag (26. Oktober) des Jahres 2021 startete in Österreich mit dem sogenannten Klimaticket eines der Prestigeprojekte der schwarz-grünen Regierungskoalition. Die grüne Umwelt- und Verkehrsministerin Leonore Gewessler würdigte es als „Ticket, mit dem wir gemeinsam die Pariser Klimaziele erreichen wollen“. Die Einführung des Klimatickets sollte eine „klimaschonende Alternative zum motorisierten Individualverkehr“ bieten.
Die Konditionen sind attraktiv. Zum Preis von 1.095 Euro – für Familien gibt es eine 1.205-Euro-Variante – dürfen Nutzer über das gesamte Jahr alle Linienverkehre nutzen. Dies entspricht einem Ticketpreis von drei Euro pro Tag. Die Karte gilt für sämtliche öffentliche und private Bahnen im gesamten Bundesgebiet und bis zu Gemeinschaftsbahnhöfen im Ausland – beispielsweise Sopron in Ungarn.
Mehr als 200.000 Nutzer zu Jahresbeginn
Anders als beim Neun- beziehungsweise späteren 49-Euro-Ticket in Deutschland ist die Gültigkeit im Fernverkehr nicht auf Regionalbahnen beschränkt. Es gilt auch in der Wiener U-Bahn oder im Bereich von Verkehrsverbünden. Ausgenommen sind lediglich einige touristische Bahnangebote oder Schifffahrtslinien.
Der Andrang auf das Klimaticket war zu Beginn erheblich. Wie der „Standard“ berichtet, sicherten sich bereits 6.646 Österreicher am ersten Vorverkaufstag ihre Jahresfahrkarte. Zu Beginn des Jahres vermeldete das Bundeskanzleramt, dass bereits 208.000 Österreicher das Angebot nutzten.
Die Einnahmeverluste für die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB), deren Jahreskarte doppelt so teuer war, gleicht die Republik mit jährlich 150 Millionen Euro an Entschädigung aus.
Komfortgewinn für Bahnfahrer – aber keine Verringerung der Emissionen durch Autofahrten
Nutzer des Klimatickets zeigen sich überwiegend zufrieden. Österreich gehörte schon vor der Einführung des Angebots zu den Nationen mit den meisten Bahnfahrern. Vor allem für diese bedeutet es einen erheblichen Zuwachs an Komfort, sich nicht mehr um den Kauf einer Fahrkarte kümmern zu müssen.
Dennoch stößt das Klimaticket mittlerweile an seine Grenzen. In einem kritischen Bericht schreibt „Euronews“, die Österreicher würden das Angebot „ignorieren“. Tatsächlich erreiche der Anteil der Nutzer der Jahresfahrkarte an der Gesamtbevölkerung nach wie vor nicht einmal drei Prozent. Von einer Senkung der Emissionen aus dem motorisierten Individualverkehr sei angesichts dieser Bilanz nicht auszugehen.
In ländlichen Regionen stößt das Klimaticket an seine Grenzen
Bahnfahrer, die das Medium zu dieser Entwicklung befragt hat, weisen auf die Umstände hin, die das Klimaticket an die Grenzen seiner Kapazitäten bringen. Dazu gehöre die ländliche Struktur weiter Teile des Landes. Insbesondere in den Gebirgsregionen seien zahlreiche Gebiete nur unzureichend mit öffentlichem Verkehr erschlossen.
Je ländlicher eine Region ist, umso seltener und unregelmäßiger verkehrten Busse und Bahnen. Zudem könnten Wartezeiten auf Anschlusszüge die Weiterfahrt verzögern. In solchen Fällen könne auch der Preisvorteil des Klimatickets die mit dem privaten Pkw verbundene Flexibilität nicht aufwiegen.
Wer zur Arbeit oder zum Einkaufen in die nächstgelegene Stadt fahren müsse, bleibe auf das Auto angewiesen.
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