Klimaaktivisten verhüllen Haus von Premier Sunak mit schwarzem Stoff
Aus Protest gegen die Klimapolitik der britischen Regierung haben Aktivisten der Umweltschutzorganisation Greenpeace am Donnerstag ein Haus von Premierminister Rishi Sunak mit schwarzem Stoff verhängt.
„Wir brauchen dringend einen Premierminister, der sich für das Klima einsetzt und kein Brandstifter ist“, erklärte der Greenpeace-Klimabeauftragte Philip Evans. Während Waldbrände und Überschwemmungen nach Ansicht der Organisation weltweit für Zerstörungen sorgen, setze sich Sunak „für eine massive Ausweitung von Öl- und Gasbohrungen“ ein.
Anfang der Woche hatte der Regierungschef grünes Licht für Hunderte neue Öl- und Gaslizenzen in der Nordsee gegeben. Das befeuerte den Ärger der Umweltschützer.
Laut Angaben der lokalen Polizei ist niemand in das Haus von Sunak eingedrungen. Rishi Sunak ist momentan mit seiner Familie im Urlaub in Kalifornien (USA). Der stellvertretende Premierminister Oliver Dowden kommentierte die Aktion für das britische Medienunternehmen BBC. „Ich glaube, dass das britische Volk diese dummen Stunts satthat.“
200 Quadratmeter Stoff
Auf von Greenpeace veröffentlichten Videos und Fotos waren vier Aktivisten zu sehen. Sie kletterten auf das Dach von Sunaks Haus in dessen Wahlkreis im nordenglischen Richmond, North Yorkshire. Von dort entfalteten sie einen rund 200 Quadratmeter großen „ölschwarzen Stoff“, der eine Seite des Herrenhauses bedeckte.
Zwei weitere Aktivisten entrollten im Vorgarten ein Transparent mit der Aufschrift „Rishi Sunak – Ölprofite oder unsere Zukunft“.
🚨BREAKING: Climbers are on the roof of Rishi Sunak’s mansion draping it in 200 metres of oily-black fabric to drive home the dangerous consequences of a new drilling frenzy.#StopRosebank #NoNewOil pic.twitter.com/oeb36Wi2QU
— Greenpeace UK (@GreenpeaceUK) August 3, 2023
Laut „The Telegraph“ erklärte Evans weiter: „Die Experten sind sich darüber im Klaren – wir können uns kein neues Öl und Gas leisten. Die fossile Brennstoffindustrie braucht sicherlich keine weitere helfende Hand bei der Zerstörung des Klimas.“
Greenpeace fordert stattdessen ein sauberes, erschwingliches Energiesystem, das für das 21. Jahrhundert geeignet ist. „Es ist Zeit für Sunak, zwischen den Gewinnen von Big Oil oder unserer Zukunft auf einem bewohnbaren Planeten zu wählen“, sagte Evans.
Reaktion auf neue Öl- und Gaslizenzen
Mit den neuen Öl- und Gaslizenzen in der Nordsee würden nicht nur Tausende neue Jobs geschafften, wie der Premier am Montag, 31. Juli, bei einem Besuch in Schottland ankündigte. Diese Maßnahmen seien notwendig, um die Energieversorgung in Großbritannien zu sichern.
Sunak erklärte unter anderem: „Wir alle haben miterlebt, wie [der russische Präsident] Putin die Energieversorgung manipuliert und als Waffe eingesetzt hat, um die Versorgung zu unterbrechen und das Wachstum in Ländern auf der ganzen Welt zu bremsen. Jetzt ist es wichtiger denn je, dass wir unsere Energiesicherheit stärken und diese Unabhängigkeit nutzen, um britische Haushalte und Unternehmen mit erschwinglicher, sauberer Energie zu versorgen.“
Kritiker reagierten empört
Umweltschützer zeigten sich von dieser Klimawende der britischen Regierung empört. Oxfam nannte die neueste Entscheidung „heuchlerisch“ und „gefährlich inkonsequent“. Noch mehr fossile Brennstoffe aus der Nordsee zu fördern, wirke wie eine „Abrissbirne“ für die Klimaverpflichtungen des Vereinigten Königreichs.
Mike Childs von der Organisation Friends of the Earth forderte mehr Förderung für „erneuerbare“ Energien. „Hunderte neue Öl- und Gaslizenzen zu erteilen, wird die Flammen nur noch mehr anheizen“, sagte Childs mit Blick auf die Waldbrände im Mittelmeerraum. Zur Energiesicherheit hingegen würden noch mehr Öl und Gas nicht beitragen, da sie nicht für die heimische Verwendung reserviert werden könnten.
Auch in den eigenen Reihen stieß Sunak auf Widerstand. Der „grüne“ Tory-Abgeordnete Chris Skidmore kritisierte, dass das Vorhaben ohne Debatte in der parlamentarischen Sommerpause verkündet worden sei. „Dies ist die falsche Entscheidung zur völlig falschen Zeit, während der Rest der Welt Rekordhitzewellen erlebt“, sagte Skidmore der britischen Nachrichtenagentur PA. Dass die Torys mit dieser Taktik Erfolg haben könnten, bezweifelte er.
Nicht der erste Protest
In den vergangenen Monaten kam es bereits zu verschiedenen Protesten von Umweltorganisationen. Die britische Justiz ging bisher nicht unbedingt milde mit den Aktivisten um. Teilweise erhielten die Beteiligten harte Strafen für ihre Aktionen.
Ein Beispiel: Einige Männer von „Just Stop Oil“ waren im Oktober 2022 in 60 Meter Höhe auf die stark befahrene Queen Elizabeth II Bridge östlich von London geklettert. Es entstanden lange Staus. Die Beamten sperrten die Brücke für gut 40 Stunden.
Ein 34-jähriger Deutscher, der sich an einem Protest der Gruppe beteiligte, wurde anschließend zu zwei Jahren und sieben Monate Haft verurteilt. Ein 40-jähriger Brite erhielt im selben Prozess drei Jahren Haft. Ihr Anwalt sagte, es handele sich mit um die härtesten Strafen der britischen Geschichte für gewaltlosen Protest.
(Mit Material der Agenturen)
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