Kinder in Kobaltminen getötet, verletzt und verstümmelt – 14 Familien verklagen Apple & Co.
Sieht so digitaler Fortschritt aus? Während die IT-Industrie boomt, müssen Kinder in Kongoer Kobaltminen unter äußerst gefährlichen Bedingungen arbeiten. Wie „Heise“ meldet, hat die Menschenrechtsorganisation International Rights Advocates (IRA) vor dem US-Bezirksgericht in Washington eine Sammelklage für 14 Familien eingereicht. Ihre Kinder wurden in den Minen bei der Arbeit in den Minen getötet, schwer verletzt, gelähmt oder verstümmelt.
Mit der Klage richtet sich die Menschenrechtsorganisation gegen die IT-Top-Firmen Apple, Microsoft, Tesla, Dell und die Google-Tochtergesellschaft Alphabet. Ihnen wird vorgeworfen, die Ausbeutung der Kinder zu unterstützen und sie zu missbrauchen. Die Kinder erhalten für die Arbeit in den Minen täglich ein oder zwei Dollar für die Lieferung von Kobalt – einen Stoff, der für die Lithium-Ionen-Akkus unentbehrlich ist.
Menschenrechtsanwalt Terry Collingsworth erklärte, dass er während seiner 35 Jahre noch keinen derart „extremen Missbrauch unschuldiger Kinder in großem Umfang“ erlebt habe. Er betonte: „Diese Grausamkeit und Gier muss aufhören“.
Der Klage sind jahrelange Recherchen von den Experten für Kinderzwangsarbeit Professor Siddharth Kara und Dr. Roger-Claude Liwanga vorausgegangen. In ihren Augen ist die Klage der „Höhepunkt einer mehrjährigen Untersuchung der schrecklichen Bedingungen des Kobaltabbaus im Kongo“.
Rohstoff für Hersteller in Brüssel und China
Laut „Guardian“ fordern die Familien und verletzten Kinder Schadensersatz für die Zwangsarbeit und weitere Entschädigungen aufgrund ungerechtfertigter Bereicherung und Verletzung der Aufsichtspflicht.
Aus der Klageschrift geht beispielsweise hervor, dass die Kinder illegal in den Minen des britischen Bergbauunternehmens Glencore gearbeitet hätten. Der gewonnene Rohstoff würde an einen in Brüssel ansässigen Metall- und Bergbauhändler verkauft werden, der diesen dann in Batteriequalität an IT-Unternehmen weiterverkaufe. Weitere Kläger kamen aus einer Mine, die dem chinesischen Unternehmen Zhejiang Huaqou Cobalt gehört.
Mit primitiven Werkzeugen müssen die Kinder aus extremer Armut in dunklen unterirdischen Tunneln in den Minen arbeiten. Einige von ihnen wurden laut Klageschrift beim Einsturz eines Tunnels getötet, andere trugen Lähmungserscheinungen davon oder erlitten durch Unfälle sehr schwere Verletzungen.
Eingestürzter Tunnel – Leichnam nie geborgen
Eines der betroffenen Kinder war der Neffe der als „Jane Doe 1“ bezeichneten Klägerin. Als seine Familie die sechs Dollar Schulgebühr nicht mehr zahlen konnte, war der kleine Junge gezwungen, eine Arbeit in den Kobaltminen anzunehmen. Als eines Tages der Tunnel in der Kobaltmine eines Glencore-Unternehmens einstürzte, wurde er lebendig begraben. Sein Leichnam wurde nach Angaben seiner Familie nie geborgen.
Das Kind „John Doe 1“ wurde im Alter von neun Jahren Minenarbeiter. Er musste als eine Art menschliches Maultier Taschen mit Kobaltsteinen schleppen, für einen dreiviertel Dollar pro Tag. Eines Tages stürzte der Tunnel ein. „John Doe 1“ wurde von Kollegen aus dem Tunnel gezerrt, aber dann allein gelassen. Erst als seine Eltern von dem Unglück erfuhren, eilten sie zum Unfallort. Der Junge ist von der Brust abwärts gelähmt und wird nie wieder laufen können.
IT-Hersteller waschen Hände in Unschuld
Ein Sprecher der chinesischen Firma Glencore äußerte sich zu der Klageschrift, die am 15. Dezember bei ihm eingegangen ist: „Glencore unterstützt und respektiert die Menschenrechte in einer Weise, die mit der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte vereinbar ist.“
Kinder- oder Zwangsarbeit würden nicht toleriert. Nach Auskunft des Unternehmens würde die Firma kein manuell gewonnenes Kobalt aus dem Kongo kaufen oder verarbeiten.
Apple stellte klar, dass die Firma „strengste Standards“ für seine Lieferanten festgelegt hätte. Ständig würde der Betrieb daran arbeiten, die „Messelatte für uns und die Branche höher zu legen“. Wenn Lieferanten sich nicht an die Standards halten oder dies aus einer unabhängigen Überprüfung bekannt würde, würden sie aus der Lieferkette entfernt. Im Jahr 2019 sei dies sechsmal vorgekommen.
Dell wies den in der Klageschrift erhobenen Vorwurf zurück. Das Unternehmen habe „niemals wissentlich Zwangsarbeit, betrügerische Rekrutierung oder Kinderarbeit“ unterstützt. Jeder Lieferant würde bei Fehlverhalten aus der Lieferkette gestrichen.
Auch Microsoft teilte mit, dass bei Verstößen von Lieferanten „Maßnahmen“ ergriffen würden.
Die immense Nachfrage nach Kobalt hat sich in den vergangenen fünf Jahren verdreifacht und wird sich voraussichtlich bis Ende 2020 laut „Guardian“ wieder verdoppeln. Dabei stammen über 60 Prozent Kobalt aus dem Kongo, einem der ärmsten Länder der Welt. (sua)
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