Putsch in Nordkorea Analyse: Warum Kim Jong Uns Entmachtung China nützt
Chinas Internetnutzer sind derzeit stark der Ansicht, dass sich in Nordkorea ein Putsch ereignet hat. Nicht nur, weil ein nordkoreanischer Insider dieser Tage behauptete, dass Diktator Kim Jong Un bereits entmachtet wurde. Aus chinesischer Sicht sprechen noch weitere Punkte dafür:
Der Überraschungsbesuch einer nordkoreanischen Delegation bei den Asien-Spielen in Seoul zum Beispiel. Dieser hätte normalerweise NIE ohne Zustimmung Chinas stattfinden dürfen – so abhängig ist der kleine Schurkenstaat vom großen kommunistischen Bruder! Und offensichtlich haben die Nordkoreaner Chinas Regime diesmal gar nicht um Erlaubnis gebeten, sondern dem Süden einfach gesagt: „Wir kommen dann morgen …“
Nordkorea emanzipiert sich von China
Ein klares Zeichen, dass man sich in Nordkorea von China zu emanzipieren versucht – und dass es eben nicht mehr die alte, der KP Chinas komplett verpflichtete Clique ist, die jetzt regiert. Auch Chinas kommunistische Führung ist derzeit von internen Kämpfen zerrissen und Staatschef Xi Jinping versucht, das Regime durch Reformen zu retten und dabei selbst nicht von den Hardlinern um Ex-Staatschef Jiang Zemin gestürzt zu werden. Der heute 88-jährige Jiang war früher ein großer Förderer Nordkoreas mit guten Beziehungen zur Diktatorenfamilie Kim. Sollte Kim Jong Un, Enkel des „ewigen Führers“ Kim Il Sung, tatsächlich von einer gemäßigten Fraktion innerhalb seines Stabs entmachtet worden sein, geschieht in Nordkorea gerade das gleiche wie in China – nur eine Nummer kleiner. Nordkoreas politisches Tauwetter ist demnach dem Machtverlust der Jiang-Bande in China geschuldet.
Chinas Interessen
Chinesische Beobachter sagen: Es ist gut möglich, dass Xi Jinping die Putschisten unterstützt. China brauchte Nordkorea als kommunistischen Verbündeten aus geopolitischen Gründen und um den Westen zu ärgern. Und Nordkorea konnte sich mit dem wirtschaftlich starken China an seiner Seite international als „Bad Boy“ samt Atomwaffenprogramm aufspielen. Allein vom 21. Februar bis 30. Juli dieses Jahre schoss Nordkorea insgesamt 102 Kurz- und Mittelstreckenraketen ab. Doch der kleine Schurke ist bettelarm und muss ständig gepäppelt und unterstützt werden, weshalb er auch für China ein Klotz am Bein ist.
Für Xi Jinping ist Asiens Sicherheit und Frieden besonders wichtig, weil sein Hauptproblem aktuell Chinas interne Krise ist. Er braucht stabile, wirtschaftlich funktionierende Länder ringsum, um die Lebensdauer seines Regimes zu verlängern. Deshalb die vielen Annäherungs-Signale an Japan und Südkorea. Dass China keine Lust hat, sich um Nordkorea zu kümmern, bewies es mit seiner Grenzsicherung Anfang des Jahres, die vermutlich verhindern soll, dass im Falle eines Zusammenbruchs des Regimes Flüchtlingsmassen nach China strömen. Also wäre es im Sinne Xis, wenn der Norden sich Südkorea zuwendet.
Das spricht für einen Machtwechsel in Nordkorea:
Erst war Kim krank
Nordkoreas Führer Kim Jong Un wurde von den Staatsmedien offiziell krankgemeldet: Er fühle sich unwohl, regiere jedoch weiter. Seit dem 4. September zeigte sich der 31-Jährige nicht mehr öffentlich. In Diktaturen weiß man: Der Gesundheitszustand eines Führers ist das höchste Staatsgeheimnis. Und da wird aus politischen Gründen schon mal gemogelt. (Kims Vater, Kim Jong Il soll die letzten Jahre seines Lebens sogar gar nicht mehr gelebt haben, sondern durch ein Double ersetzt gewesen sein.)
Dann fehlte er
Am 25. September fehlte Kim bei der „Volkskonferenz“ in Pjöngjang, als der zweite Mann des Staates ausgetauscht wurde. Hwang Pyong So wurde zum Vizeminister der Verteidigungskomission ernannt. Dies war das zweite Mal seit Kims Amtsantritt im Jahr 2011, dass im zweitmächtigsten Rang getauscht wurde.
Dann kam der Vorschlag: „Staatenbund mit Süden“
Ende September gab es eine UN-Konferenz in New York, auf der Nordkoreas Außenminister Ri Su-yong vorschlug, Nord- und Südkorea in einem Staatenbund zu vereinen. Dies sei die einzig realistische Möglichkeit für die koreanische Halbinsel. Beide Staaten sollten ihre politischen Systeme behalten, aber einen Staatenbund bilden. Aus zwei Gründen eine Sensation: Erstens hatte seit 15 Jahren kein Außenminister Nordkoreas an einer New Yorker UN-Konferenz teilgenommen. Zweitens ist der Bündnis-Vorschlag eine 180-Grad-Wende, wenn man bedenkt, dass der Korea-Krieg von Kim Il Sung 1954 begonnen wurde, weil er die zwei Systeme nicht akzeptieren wollte.
Auch Kim Jong Un tönte bislang, dass er den Süden besiegen wolle, was heißt, dass ein Bündnis für ihn ausgeschlossen ist. Sound of Russia berichtete am 28. September.
Pjöngjang abgeriegelt
Ein weiteres Zeichen für außergewöhnliche Vorgänge: Ab 27. September wurde die Hauptstadt Pjöngjang abgeriegelt. Egal wer rein oder raus will – alles wird streng kontrolliert, auch Normalbürger. Ein Nordkorea-Experte sagte dazu: „Solche Maßnahmen werden nur im Falle eines Putsches oder eines zu befürchtenden Putsches ergriffen.“ Auch Nordkoreas Flughäfen und Häfen sind geschlossen.
Überraschungsbesuch
Der Südkorea-Besuch des eben ernannten, zweitmächtigsten Mannes Nordkoreas, Hwang Pyong So, Leiter des politischen Büros der Volksarmee. Vormittags am 4. Oktober flog er (mit der eigentlich Kim Jon Un vorbehaltenen Präsidentenmaschine) in Seoul ein, nachmittags traf er südkoreanische Regierungsvertreter, abends um 22 Uhr ging´s wieder zurück. Es war das erste Mal seit 60 Jahren, dass sich beide Seiten diplomatisch auf solch hoher Ebene begegneten. Die südkoreanische Nachrichtenagentur zitierte die Aussage eines hohen Beamten: „Die Vertreter Nordkoreas haben uns eine freudige Überraschung bereitet. Nordkorea war gegenüber Südkorea immer im Kriegszustand. Dass sie sich zu diesem friedlichen Überraschungsbesuch herabgelassen haben, ist höchst ungewöhnlich.“
Zwischenfall auf See
Gestern beschossen sich zwei Boote im Grenzgebiet von Nord- und Südkorea. Zur Zeit wissen wir noch nicht, ob das Scharmützel auf einer Irrfahrt geschah, oder ob das nordkoreanische Patroullienboot absichtlich in die Gewässer Südkoreas eindrang, um Unruhe zu stiften. Sollte dies der Fall gewesen sein, dann wäre der Vorfall ein Versuch von Nordkoreas Hardlinern gewesen, den sich anbahnenden, friedlichen Wandel zu stören.
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