Kiew: Russland hat die Kontrolle über Tschernobyl übernommen

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Ukrainisches Militärfahrzeug in der Nähe von Tschernobyl am 4. Februar 2022. Symbolbild.Foto: SERGEI SUPINSKY/AFP via Getty Images
Epoch Times24. Februar 2022

Russlands Militärkräfte haben die Kontrolle über das stillgelegte ukrainische Atomkraftwerk Tschernobyl übernommen. Das berichten ukrainische Medien unter Berufung auf Mychajlo Podoljak, den Berater des Leiters des Büros des Präsidenten. Podoljak sagte demnach, dass der Zustand des Kernkraftwerks Tschernobyl und der Lagereinrichtungen für Atommüll nun unbekannt sei.

Das Innenministerium hatte zuvor Gefechte zwischen ukrainischen und russischen Verbänden in der Nähe des Atommüll-Lagers von Tschernobyl gemeldet. Die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl im April 1986 war das bis dahin schwerste Atomunglück der Welt; 36 Jahre später ist das Gebiet in weitem Umkreis noch immer radioaktiv verseucht.

Was Moskau berichtet

Russland hat am Donnerstag einen Großangriff auf die Ukraine gestartet und ist mit Bodentruppen von mehreren Seiten in das Nachbarland einmarschiert. Im ganzen Land griff die russische Luftwaffe am Morgen zunächst Militäreinrichtungen an.

Russlands Präsident Wladimir Putin hatte den groß angelegten Militäreinsatz in der Nacht zum Donnerstag angeordnet. „Ich habe die Entscheidung für eine Militäroperation getroffen“, sagte er in einer Fernsehansprache.

Wenige Stunden nach dem Beginn der Offensive erklärte das Verteidigungsministerium in Moskau, die russische Armee habe die Luftabwehr sowie die Luftwaffenstützpunkte in der Ukraine außer Gefecht gesetzt. Der Militäreinsatz werde so lange wie nötig andauern, erklärte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow.

Die russische Armee habe nach eigenen Angaben rund 74 Einrichtungen der ukrainischen Militärinfrastruktur zerstört, darunter elf Militärflugplätze, sagte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, am Donnerstag im Fernsehen. Zudem seien ein ukrainischer Militärhubschrauber und vier Drohnen abgeschossen worden.

Meldungen aus Kiew

Der ukrainische Grenzschutz meldete seinerseits den Einmarsch russischer Bodentruppen aus mehreren Richtungen. Die russische Armee habe unter anderem von der annektierten Halbinsel Krim aus mit Panzern und weiterem schweren Gerät die Grenze passiert sowie in Tschernihiw im Norden an der Grenze zu Belarus.

Später meldete der Grenzschutz, russische Truppen seien in den nördlichen Teil der Hauptstadtregion Kiew vorgedrungen. Den Angaben zufolge griffen die russischen Streitkräfte ukrainische Stellungen mit Grad-Raketen an. AFP-Reportern zufolge waren außerdem mehrere tieffliegende Hubschrauber am Stadtrand von Kiew im Einsatz.

In den ersten Stunden des russischen Großangriffs wurden nach Angaben Kiews mehr als 40 ukrainische Soldaten und etwa zehn Zivilisten getötet. Dutzende Soldaten wurden zudem durch russische Luft- und Raketenangriffe verletzt. Später wurden bei einem Luftangriff auf eine Militärbasis nahe Odessa weitere 18 Menschen getötet.

Die ukrainische Armee erklärte, sie habe in der Ostukraine rund „50 russische Besatzer“ getötet. Zudem meldete die Armee den Abschuss von sechs russischen Militärflugzeugen, einem Hubschrauber und die Zerstörung von vier Panzern.

Die Angaben aus Russland und der Ukraine ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.

Russland will „harte Vergeltungsmaßnahmen ergreifen“

Die EU hat angekündigt, umgehend verschärfte Sanktionen gegen Russland zu verhängen. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sagte in Brüssel, sie werde den Staats- und Regierungschefs der 27 Mitgliedsländer ein weiteres Paket „massiver und gezielter Sanktionen“ vorschlagen.

Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell sprach von den „härtesten“ Sanktionen, welche die EU jemals verhängt habe. Sie sollen sowohl bestimmte Sektoren als auch Einzelpersonen treffen und mit den Partnern der EU abgesprochen werden, allen voran mit den Vereinigten Staaten.

Russland hat daraufhin mit einer „harten“ Reaktion auf die geplanten EU-Sanktionen gedroht. Die „unfreundlichen“ Maßnahmen der EU würden Moskau „nicht daran hindern“, die pro-russischen Separatisten in der Ostukraine zu unterstützen, teilte das russische Außenministerium am Donnerstag mit. Gemäß dem „Prinzip der Gegenseitigkeit“ des Völkerrechts werde Russland „harte Vergeltungsmaßnahmen ergreifen“.

Bundeswehr verlegt wegen Ukraine-Krise Soldaten nach Rumänien

Die Bundeswehr verlegt derweil kurzfristig zusätzliche Soldaten nach Rumänien. Das teilte das Verteidigungsministerium am Donnerstagnachmittag mit. In Anbetracht des russischen Einmarschs in der Ukraine habe sich Deutschland dazu entschlossen, das Engagement beim „Nato enhanced Air Policing South“ (eAPS) in Rumänien „auszudehnen“, wie es hieß.

Dazu würden die drei ursprünglich eingesetzten Waffensysteme Eurofighter um drei weitere Luftfahrzeuge ergänzt. Die Verlegung der Verstärkungskräfte habe bereits am Donnerstag begonnen. „Zusammen mit der italienischen Luftwaffe werden wir in Rumänien weiterhin im Rahmen des „Quick Reaction Alert“ (QRA) die Sicherheit im NATO-Luftraum gewährleisten und die im Jahr 2014 verabschiedeten Maßnahmen zur Bündnissolidarität und Rückversicherung umsetzen“, wie es weiter hieß. Rumänien ist seit 2004 Nato-Mitglied und hat eine gemeinsame Grenze mit der Ukraine. (afp/dts/dl)



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