Kiew: Massivster russischer Luftangriff seit Kriegsbeginn

Laut ukrainischer Luftwaffe greift Russland die Ukraine mit 158 Raketen und Kampfdrohnen an. Bildungseinrichtungen und Wohnhäuser werden getroffen. Mindestens 18 Menschen werden getötet, mehr als 100 verletzt.
Einsatzkräfte sind in Saporischschja nach den massiven russischen Angriffen im Einsatz.
Einsatzkräfte sind in Saporischschja nach den massiven russischen Angriffen im Einsatz.Foto: Andriy Andriyenko/AP/dpa
Epoch Times29. Dezember 2023

Russland hat nach Angaben aus Kiew den „massivsten Luftangriff“ auf die Ukraine seit Kriegsbeginn verübt. Der ukrainischen Luftwaffe zufolge kamen 158 Raketen und Kampfdrohnen gegen das Land zum Einsatz. Der ukrainische Oberbefehlshaber Waleryj Saluschnyj sprach von 122 Raketen und Marschflugkörpern sowie von 36 Drohnen.

Die Flugabwehr habe über 70 Prozent davon abfangen können. Der Angriff erfolgte dabei demnach in mehreren Wellen aus verschiedenen Richtungen und unter Einsatz strategischer Bomber.

Tote und Verletzte

Die Zahl der Toten stieg auf mindestens 18, wie die regionalen ukrainischen Behörden mitteilten. Über 100 Menschen wurden zudem verletzt.

Allein in der Stadt Dnipro gab es 5 Todesopfer unter Zivilisten und mehr als 20 Verletzte, wie die dortige Militärverwaltung mitteilte. Russland hatte in der Nacht und am Morgen weite Teile des Landes mit Angriffen überzogen.

„Etwa 110 Raketen wurden gestartet, der größte Teil davon abgeschossen“, schreibt der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in seinem Telegram-Kanal. Die bisher höchste offiziell gemeldete Zahl russischer Raketen, die an einem Tag auf die Ukraine abgefeuert worden waren, lag bei über 90.

Laut Selenskyj sind die Schäden im zivilen Bereich groß, eine Entbindungsstation, Bildungseinrichtungen, ein Einkaufszentrum und viele private Wohnhäuser seinen getroffen worden, teilte er mit. Die Aussagen unterlegte er mit einem Video, das unter anderem ein völlig zerstörtes Einkaufszentrum zeigte.

Luftwaffensprecher Jurij Ihnat betonte: „Es flog praktisch alles, außer Kalibr-Marschflugkörpern.“ Eingesetzt worden seien Kinschal-Hyperschallraketen, ballistische Raketen des Typs S-300, verschiedene Marschflugkörper und weitreichende Drohnen iranischer Bauart. Etwa 18 strategische Bomber seien in der Luft gewesen.

Landesweiter Luftalarm

Schon in der Nacht hatte Russland die Ukraine aus mehreren Richtungen mit Drohnen und Raketen angegriffen. Lwiw sei von mehr als zehn Kamikaze-Drohnen des Typs Shahed attackiert worden, teilte Bürgermeister Andrij Sadowyj auf Telegram mit. Es soll mehrere Einschläge gegeben haben. Im Gebiet Sumy wurden durch den Einschlag einer Rakete in der Stadt Konotop drei Menschen verletzt, ein Mehrfamilienhaus und eine Werkstatt beschädigt. In Charkiw seien nachts ebenfalls mehr als zehn Raketen heruntergegangen. Zunächst gab es keine offiziellen Angaben zu Verletzten. Die Höhe der Schäden müsse überprüft werden, hieß es.

Am Morgen folgte die zweite Welle der Luftangriffe. Wegen der Attacken wurde landesweit Luftalarm ausgelöst. Die Ukrainer waren dazu aufgerufen, sich in Luftschutzkeller zu begeben. Auch die Hauptstadt Kiew und die Industriestadt Dnipro gerieten ins Visier der Russen. Aus beiden Millionenstädten wurden Explosionen gemeldet. Unklar war zunächst noch, ob es sich dabei um Einschläge der russischen Raketen oder deren Abschuss durch die Flugabwehr handelte.

Russland hat vor mehr als 22 Monaten seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine gestartet und beschießt immer wieder auch zivile Ziele weit hinter der Front. Im vergangenen Winter waren vor allem Objekte der Energieversorgung Ziel russischer Angriffe. Experten warnen vor einer Wiederholung dieser Taktik in diesem Winter. Ziel Moskaus ist es, die Ukrainer in Kälte und Dunkelheit zu stürzen, um die Kriegsmüdigkeit zu erhöhen. Angriffe auf zivile Objekte gelten als Kriegsverbrechen. (dpa)



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