Kasachstan will EU mit allen benötigten kritischen Rohstoffen versorgen
30 Arten von Seltenen Erden, wie Beryllium, Tantal und Niob, benötigt die EU. Kasachstan will sie liefern – irgendwann. 16 davon fördert der Staat zwischen China, Russland und den zentralasiatischen Staaten Kirgisistan, Usbekistan und Turkmenistan schon.
Von neun weiteren sind Vorkommen bekannt, die noch nicht abgebaut werden. Und die übrigen fünf hält der Staat: „Wir wissen, dass wir Vorkommen haben, aber wir kennen die Mengen nicht“, so der stellvertretende Minister für Industrie und Infrastrukturentwicklung Marat Karabayew.
Vertreter Kasachstans trafen sich am 17. November mit Brüssel, um Genaueres zu besprechen. Am Rande der UN-Klimakonferenz in Ägypten hatten beide Seiten ein neues Abkommen zur Rohstoffversorgung vereinbart. Ein „Fahrplan“ soll ausgearbeitet, konkrete Maßnahmen für die Jahre 2023 und 2024 beschlossen werden. Und es soll ein „großes Treffen“ für den 7. Dezember vorbereitet werden.
Auf diesem Treffen soll dann unter anderem besprochen werden, wie die ESG-Kriterien (Umwelt, Soziales und verantwortungsvolle Unternehmensführung) in Kasachstan eingeführt werden können. Dies spiele vor allem im Bergbausektor eine Rolle, wie das Nachrichtenportal „Euractiv“ berichtete.
Schwierige Bedingungen, sowohl landschaftlich, politisch als auch infrastrukturell
Obwohl der kasachische Minister darauf hinwies, dass in Kasachstan bereits einige große Rohstoffkonzerne im Einsatz seien, wird der Abbau aller benötigten Rohstoffe wahrscheinlich noch Jahre dauern, wenn man die Bedingungen vor Ort betrachtet. Einheimischen Berichten zufolge sind die Winter dort sehr streng, der Frost kann bis zu minus 45 Grad erreichen und der Boden ungewöhnlich stark gefrieren. Im Sommer wird es bis zu plus 40 Grad warm.
Landschaftlich ist Kasachstan von der sogenannten „Kasachensteppe“ geprägt. Diese erstreckt sich über eine Fläche von etwa 1,75 Millionen Quadratkilometern und nimmt damit über 60 Prozent des Landes ein. Sie gilt als größte Trockensteppe der Welt. Der größte Binnenstaat der Erde mit rund 19 Millionen Einwohnern (Stand 2021) liegt zwar am Kaspischen Meer, hat aber keinen direkten Zugang zu einem Ozean.
Auch auf politischer Ebene ist es nicht einfach. Kasachstan wird autoritär regiert. Der vor einigen Tagen wiedergewählte Präsident Kassym-Schomart Tokajew hatte bereits bei seinem Amtsantritt 2019 die Opposition im Land zunehmend entmachtet.
Korruption ist weit verbreitet. Laut der Organisation „Transparency Deutschland“ steht Kasachstan auf dem „Korruptionswahrnehmungsindex“ auf Platz 102. Die Menschenrechtslage gilt als kritisch, so ist zum Beispiel die Meinungsfreiheit stark eingeschränkt. 2022 kam es erstmals zu größeren Protesten gegen die Regierung, die gewaltsam niedergeschlagen wurden.
Kasachstan ist auf die EU angewiesen
Der EU-Referatsleiter für Rohstoffe, Peter Handley, sagte, dass eines der Ziele des Memorandums darin bestehe, Technologien zur Verringerung der Treibhausgasemissionen besser zu nutzen. Er ergänzte, dass das Abkommen ganz im Sinne der EU sei, um die Versorgung mit kritischen Rohstoffen zu gewährleisten. Ein Legislativvorschlag zu dem Thema soll bis März nächsten Jahres vorgelegt werden. Nachhaltigkeit der Versorgung und Transparenz würden dabei eine zentrale Rolle spielen, so Handley. Der stellvertretende Minister Karabajew wies darauf hin, dass die Vereinbarung mit der EU sehr wichtig sei, weitere Zusammenarbeit mit Unternehmen zu fördern.
Al-Farabi Jdryschew, Generaldirektor des Nationalen Zentrums für technologische Zukunftsforschung Kasachstans, schloss an die Ausführungen Karabajews an und sagte: „Ich glaube, dass wir in Zukunft in Zusammenarbeit mit der Europäischen Kommission alle 30 Elemente erreichen können.“
Zudem führte er aus, dass Kasachstan in den nächsten Jahren zu einem der größten Kobalt- und Nickelproduzenten der Welt aufsteigen könnte, was den Weg für die Produktion von Technologien im Bereich der grünen Energie im Lande ebne. Jdryschew erinnerte daran, dass Kasachstan aus der Sowjetunion Technologien für die Produktion von Elementen wie Tantal geerbt habe, die ziemlich einzigartig seien, und diese weiterentwickle. Jdryschew betont:
Wir können alle kritischen Rohstoffe liefern, die Sie von uns verlangen.“
Auf die Frage nach Beispielen für Wertschöpfungsketten, die zeigen, dass Kasachstan nicht mehr nur ein Lieferant von kritischen Rohstoffen sei, nannte Jdryschew Beryllium, Tantal und Titan, die für den Bedarf der Luftfahrtindustrie, insbesondere von Airbus, verarbeitet werden. Karabajew fügte hinzu, dass man, um die Wertschöpfungskette zu verstehen, die Fabriken besuchen müsse, die Flugzeugteile herstellen. „Das ist ein Endprodukt“, fügte er hinzu.
30-jährige Partnerschaft der EU mit Kasachstan
Die EU ist bei Weitem der wichtigste Handelspartner Kasachstans mit einem Anteil von 40 Prozent am Außenhandel des Landes.
Seit der sowjetischen Unabhängigkeit des Landes im Jahr 1991 besteht eine Partnerschaft zwischen der EU und Kasachstan. Im Dezember 2015 hatten sie dann ein erweitertes Partnerschafts- und Kooperationsabkommen (EPCA) unterzeichnet. Dieses Abkommen war das erste seiner Art der EU mit einem zentralasiatischen Partner.
Das EPCA wurde von allen EU-Mitgliedstaaten und dem EU-Parlament ratifiziert und war am 1. März 2020 in Kraft getreten. Es ermöglicht der EU und ihren Mitgliedstaaten, die Zusammenarbeit mit Kasachstan in bestimmten Bereichen voranzutreiben. Zum Beispiel den gegenseitigen Handel zu fördern und die Zusammenarbeit bei der Justiz, der Wirtschaft, der Energie, des Verkehrs, des Klimawandels und der sozialen Angelegenheiten zu stärken, um nur einige zu nennen.
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