KARDIOMAGIE – die Kraft des geistigen Interieurs

Von 29. Juli 2013

Die Etymosophie-Kolumne von Roland R. Ropers erscheint wöchentlich exklusiv in der EPOCH TIMES Deutschland.

Wir kennen den Begriff „Interieur“ aus dem Bereich der Architektur und Hippologie (Beurteilung der Anlagen eines Pferdes). Wer schön eingerichtet ist, verfügt über ein entsprechendes Interieur. Je leerer und weiter der Innenraum, desto klarer und unvoreingenommener wird die Ausrichtung in die Außenwelt.

Der voll erleuchtete Geist, der ganz leer gewordene Mensch, birgt vollkommen das Universum in seiner Totalität in sich. Er ist fähig, alles aufzunehmen, ohne Vorliebe oder Vorurteil. Er spiegelt alles in seiner Einzigartigkeit wieder und schätzt jedes Einzelding als solches. Und er ist fähig, auf jedes so zu reagieren, wie es in jedem Umstand ihm entspricht. Eine derartige universale Verfüg-barkeit ist nur dem ganz leer gewordenen Menschen möglich.

Hier öffnet sich die Quelle der frei fließenden Energie. Das, was nichts Einzelnes ist, ist die Quelle von allem. Und das ist unser natürlicher Geist, unser ursprüngliches Gesicht.

Der schönste Raum (engl. space, room; lat. spatium), den wir betreten können, ist unser innerster Wohnbereich, nicht die illusionäre Cyberspace-Welt. Hier finden wir das geistige Interieur, die Einrichtung des Wesentlichen. Unser von Geburt und Tod befreites Leben vollzieht sich stets an dieser Urquelle.

Solange wir irgendjemand verantwortlich machen für unser Leben, werden wir aus dem verhängnisvollen Kreislauf von Geburt und Tod (Sanskrit: Samsara) nicht aussteigen. Weil das Grundprinzip, nicht nur vom Buddhismus, sondern auch von einem der Grundpfeiler des Christentums missachtet wird: der Prozess des Vergebens (engl.: forgiveness). Und das Vergeben ist kein moralisches Prinzip, sondern ein ganz einfacher energetischer Vorgang, die Vergangenheit völlig sein lassen, nichts anderes. Und solange dieses ständige Rückwärtsschauen nicht aufhört und zu einem Inwärtsschauen wird, kann niemand Transformation als Befreiung zu Lebzeiten (Sanskrit: Moksha) erleben. Sich ein bisschen verändern hat mit Freiheit nichts zu tun. Das ist einfach, wie wenn ich in einem Raum die Möbel ein bisschen umstellen würde, und dann sage: nun ist es ein wenig anders, weil ich andere Stühle hingestellt habe. Es ist immer noch derselbe Raum. Es geht um das Befreitwerden aus der Angstfalle. Und das Gegenteil von Angst ist bedingungslose Liebe, für die wir den geistigen Entfaltungsraum schaffen müssen.

Sterben ist die ultimative Auflösung von der Illusion Zeit. Die Absenz von allem Bekannten ist das Zeitlose und das nennt man Stille. In der Stille gibt es keine Zeit, es ist einfach Stille. Stille ist nicht ein Zustand, mit dem man etwas tun kann, sondern es ist der Zustand, wo sich die Raupe in einen Schmetterling verwandeln kann. Und das unglaubliche ist, in diesem Zustand von Stille entsteht Liebe.

Die moderne Medizin, die moderne Biologie, kommt zum Schluss, dass das liebende Herz eine ganz entscheidende Rolle hat. Die Herzschwingung ist fünftausendmal stärker als die Gedankenschwingung. Das Herz liegt in unserem Innenraum, es ist unser bedeutungsvollstes Interieur. In der Beeinflussung und Manipulation anderer Menschen wird viel mit „Mental-Magie“ gearbeitet, der sollten wir dringend die viel stärkere „Kardio-Magie“ entgegensetzen, die ebenfalls eines langen Übungsweges bedarf.

Im 40. Kapitel des „Tao Te King“ von Lao Tse lesen wir:

„Zurückkehren ist die Bewegung des Tao.
Nachgeben ist die Weise des Tao.
Die zehntausend Dinge werden aus dem Sein geboren.
Sein entsteht aus Nicht-Sein.“

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Der Religionsphilosoph Roland R. Ropers ist Autor und Herausgeber etlicher Bücher:

Was unsere Welt im Innersten zusammenhält: Hans-Peter Dürr im Gespräch mit bedeutenden Vordenkern, Philosophen und Wissenschaftlern von Roland R. Ropers und Thomas Arzt; 2012 im Scorpio Verlag

Eine Welt – Eine Menschheit – Eine Religion von Bede Griffiths und Roland R. Ropers

Gott, Mensch und Welt. Die Drei-Einheit der Wirklichkeit von Raimon Panikkar und Roland R. Ropers

Die Hochzeit von Ost und West: Hoffnung für die Menschheit von Bede Griffiths und Roland R. Ropers

Geburtsstunde des neuen Menschen. Hugo Makibi Enomiya-Lassalle zum 100. Geburtstag von Roland R. Ropers

Roland Ropers erreichen Sie mit: [email protected]



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