Kanadas 100-Prozent-Zoll auf chinesische E-Autos: Peking droht mit Gegenmaßnahmen
China hat Kanada wegen der Verhängung hoher Zölle auf Elektroautos mit Gegenmaßnahmen gedroht. Man werde „alle notwendigen Maßnahmen“ ergreifen, um die Rechte und Interessen chinesischer Unternehmen zu schützen, teilte die chinesische Botschaft in Kanada mit.
Der Zoll in Höhe von 100 Prozent auf Elektroautos aus China werde „den Handels- und Wirtschaftsbeziehungen zwischen China und Kanada schaden“, hieß es in der Erklärung. Die kanadische Regierung handele gegen die Interessen kanadischer Verbraucher und Unternehmen. Zudem werde den globalen Bemühungen zur Bekämpfung des Klimawandels geschadet.
Diese Maßnahme soll am 1. Oktober 2024 in Kraft treten. Der neue Zoll kommt zu den bereits bestehenden 6,1 Prozent Einfuhrzoll hinzu.
Aktuell dürften die Zölle nur geringe direkte Auswirkungen haben, da bisher nur wenige Elektroautos aus China nach Kanada importiert werden. Die kanadische Regierung sieht die Zölle als wichtigen Schritt, um langfristig gegen Marktverzerrungen vorzugehen.
Auch USA verhängt Zölle
Kanadas Regierung hatte zuvor neben den Zöllen auf Elektroautos auch solche in Höhe von 25 Prozent auf chinesische Stahl- und Aluminiumprodukte angekündigt.
Die Maßnahmen sollen faire Bedingungen für die einheimische Industrie schaffen, wie Finanzministerin Chrystia Freeland betonte. Chinesische Hersteller profitierten unter anderem von einer staatlich angeordneten Politik der Überkapazitäten und lascheren Standards beim Schutz der Arbeiter und der Umwelt, argumentiert die kanadische Regierung.
Die US-Regierung hatte im Mai Zusatzzölle von 100 Prozent auf Elektroautos aus China angeordnet.
EU: Eigentlich bis 37,5 Prozent angedacht
Die EU wird keine vorläufigen Zusatzzölle auf chinesische E-Autos erheben, wurde am 20. August 2024 von dpa berichtet. Eigentlich war vorgesehen, dass in bestimmten Fällen rückwirkend hohe Ausgleichszölle von bis zu 37,6 Prozent gezahlt werden sollten, weil E-Autos aus China nach EU-Angaben von wettbewerbsverzerrenden Subventionen profitieren und der EU-Industrie deswegen ein Schaden droht.
Der EU-Kommission zufolge sind chinesische Elektroautos wegen Pekings staatlicher Unterstützung normalerweise rund 20 Prozent günstiger als in der Union hergestellte Modelle. Wie die Kommission nun mitteilte, würden aber die rechtlichen Voraussetzungen für eine rückwirkende Erhebung von Zöllen nicht erfüllt.
Zudem teilte die Behörde mit, dass die Zollsätze leicht angepasst wurden. Sie wurden in den meisten Fällen etwas abgesenkt. Konkret sollte für den Hersteller BYD etwa ein vorläufiger Strafzoll von 17,4 Prozent, für Geely 19,9 Prozent und für SAIC 37,6 Prozent gelten.
Diese Sätze wurden nun auf 17,0 Prozent, 19,3 Prozent und 36,3 Prozent abgesenkt. Tesla bekommt einen individuellen Zollsatz von neun Prozent. Firmen, die mit der EU zusammenarbeiten werden mit 21,3 Prozent (ursprünglich 20,8) belastet, für unkooperative Unternehmen wird der Höchstsatz von 36,3 Prozent fällig.
Geely produziert unter anderem die elektrischen Smart-Modelle #1 und #3 sowie den Volvo EX30. SAIC baut den in Deutschland populären MG4, der in den Zulassungsstatistiken aus Flensburg im Mai unter den E-Autos knapp hinter dem VW ID.3 auf dem zweiten Platz landete.
Endgültige Entscheidung für EU noch offen
Die Entscheidung, ob tatsächlich irgendwann Strafzölle gezahlt werden müssen, soll bis Ende Oktober bekanntgegeben werden. Die Kommission muss diese Entscheidung unter den 27 EU-Staaten abstimmen lassen. Wenn sich eine Mehrheit dagegen ausspricht, kann sie die Ausgleichszölle nicht einführen. Es wird auch darauf gehofft, dass mit Peking noch eine diplomatische Lösung gefunden wird.
Die chinesische Handelskammer bei der EU (CCCEU) drückte am Dienstag in einer Erklärung in Brüssel ihre „starke Unzufriedenheit und entschiedene Ablehnung des protektionistischen Ansatzes der Europäischen Kommission aus“. (dpa/red)
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