Kanada: Rücktritt des Premiers Trudeau steht unmittelbar bevor

Der kanadische Premierminister Justin Trudeau steht in seiner Partei stark unter Druck. Es wird erwartet, dass er innert weniger Stunden zurücktritt. Es ist unklar, ob der 53-Jährige interimsweise als Parteivorsitzender im Amt bleibt – im Oktober wählt Kanada ein neues Parlament.
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Der kanadische Premierminister Justin Trudeau ist 2015 erstmals zum Regierungschef gewählt worden.Foto: Ludovic Marin/AFP via Getty Images
Epoch Times6. Januar 2025

Der in seiner eigenen Partei stark unter Druck geratene kanadische Premierminister Justin Trudeau könnte Zeitungsberichten zufolge bereits am Montag zurücktreten.

Trudeaus Ankündigung könnte schon innerhalb der nächsten 24 Stunden erfolgen, berichteten die Zeitungen „Globe and Mail“ und „Toronto Star“ unter Berufung auf mit parteiinternen Angelegenheiten vertrauten Quellen am Sonntag. Das Büro des Premiers wollte die Berichte auf Anfrage von AFP zunächst nicht kommentieren.

Trudeaus Rücktritt könnte seine Liberale Partei rund neun Monate vor den Parlamentswahlen im Oktober ohne Führung zurücklassen. Den Berichten zufolge ist unklar, ob der 53-Jährige interimsweise als Parteivorsitzender im Amt bleiben würde.

Nach Kabinettsumbildung im Dezember

Trudeaus Beliebtheit hat in den vergangenen Monaten stark abgenommen. Seine Regierung überstand nur knapp eine Reihe von Misstrauensanträgen und Kritiker fordern schon länger seinen Rücktritt.

Im Dezember hatte Trudeau nach dem überraschenden Rücktritt seiner bisherigen Stellvertreterin und Finanzministerin Chrystia Freeland eine großangelegte Kabinettsumbildung vorgenommen. Er tauschte acht Minister in seiner 35-köpfigen Regierungsmannschaft aus und betraute vier weitere Minister mit anderen Ressorts.

Debatte um geplante Trump-Zölle

Freeland war im Streit um den Umgang mit den vom designierten US-Präsidenten Donald Trump angekündigten Zollerhöhungen zurückgetreten. Freelands Rücktritt nach fast einem Jahrzehnt an Trudeaus Seite wurde als die erste offene Auflehnung gegen den Premierminister innerhalb seines Kabinetts gewertet und hat Kritiker weiter ermutigt.

Trudeau hatte Trump Ende November in dessen Privatresidenz Mar-a-Lago im US-Bundesstaat Florida besucht, eine Annäherung brachte dies jedoch offensichtlich nicht. Trump bezeichnete Trudeau seither mehrfach als „Gouverneur“ von Kanada und sagte, das Nachbarland solle 51. Bundesstaat der USA werden, wenn es die erhöhten Zölle nicht verkraften könne.

Trudeaus Reformen seit 2015

Trudeau war 2015 erstmals zum Regierungschef gewählt worden und führte seine Partei 2019 und 2021 zu weiteren Siegen an der Wahlurne. In Umfragen liegt er derzeit allerdings 20 Prozentpunkte hinter seinem konservativen Widersacher Pierre Poilievre.

Als ältester Sohn des 2000 verstorbenen charismatischen ehemaligen Premierministers Pierre Trudeau fand Justin Trudeau erst spät seinen Weg in die Politik. Vor seiner Wahl ins kanadische Parlament im Jahr 2008 hatte er als Snowboardlehrer, Barkeeper, Türsteher und Lehrer gearbeitet.

Als Premierminister reformierte er den kanadischen Senat, unterzeichnete ein neues Handelsabkommen mit den USA und führte eine CO2-Steuer ein, um Kanadas Treibhausgasemissionen zu senken.

Der verheiratete Vater dreier Kinder legalisierte zudem Cannabis, ließ eine öffentliche Untersuchung zu vermissten und ermordeten indigenen Frauen vornehmen und verabschiedete ein Gesetz, das ärztliche Beihilfe zum Suizid erlaubt. (afp/red)



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