Syrien: Kämpfe mit Assad-Anhängern – Übergangspräsident ruft zu „Einheit“ auf

Das Land wird drei Monate nach dem Sturz von Langzeitherrscher al-Assad von schweren Kämpfen erschüttert. Aktivisten berichten von Massakern und rufen die internationale Gemeinschaft zum Handeln auf.
Titelbild
Fahrzeuge der neuen syrischen Behörden blockieren eine Straße in Sanamayn in der südlichen Provinz Daraa am 5. März 2025. Die neuen Behörden kündigten Kampagnen gegen „Überbleibsel des Regimes“ an und nahmen Menschen fest.Foto: Bakr Alaksem/AFP via Getty Images
Epoch Times9. März 2025

In Syrien haben Militärverbände der neuen Regierung nach Angaben von Aktivisten regelrechte Massaker unter den Angehörigen der religiösen Minderheit der Alawiten angerichtet.

Seit Donnerstag seien „745 alawitische Zivilisten in der syrischen Küstenregion und in den Bergen von Latakia von Sicherheitskräften und verbündeten Gruppen getötet“ worden, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Samstagabend mit.

Die in London ansässige Beobachtungsstelle sprach von regelrechten „Massakern“ und „Hinrichtungen“, bei denen auch Kinder getötet worden seien.

Die Opfer würden aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu der religiösen Minderheit oder ihres Wohnorts ausgesucht. Auch komme es zu Plünderungen. Am Samstagabend aktualisierte die Beobachtungsstelle ihre Angaben noch einmal und nannte deutlich höhere Opferzahlen.

Mehr als 1.000 Tote auf Seiten der alawitischen Minderheit

Die mehrheitlich von Alawiten bewohnte Region Latakia am Mittelmeer ist Schauplatz heftiger Gefechte zwischen Kämpfern der neuen Führung und Anhängern von al-Assad. Assad gehörte ebenfalls der alawitischen Minderheit an.

Am Freitag startete die neue islamistische Führung in Damaskus nach eigenen Angaben einen Großeinsatz, der auf „die Überreste von Assads Milizen und deren Unterstützer“ ziele.

Insgesamt wurden laut Beobachtungsstelle in den vergangenen Tagen nunmehr mehr als 1.000 Menschen getötet. Darunter sind 125 Kämpfer der neuen Führung sowie 148 Assad-treue Kämpfer. Die Beobachtungsstelle bezieht ihre Informationen von einem Netzwerk von Aktivisten vor Ort, ihre Angaben können nicht unabhängig überprüft werden.

Von der Beobachtungsstelle veröffentlichte Videoaufnahmen zeigten Dutzende vor einem Haus aufgestapelte Leichen in Zivilkleidung. Blutlachen und weinende Frauen waren zu sehen. Weitere Aufnahmen zeigten Männer in Militäruniform, die aus nächster Nähe auf Menschen schossen.

Ein Bewohner der Stadt Banijas, der Alawit Samir Haidar, berichtete, „Bewaffnete“ seien in die Häuser eingedrungen und hätten zwei seiner Brüder und seine Nichte getötet. Er selbst sei nur knapp entkommen. Haidar gab weiter an, dass er zu Zeiten der Assad-Regierung auf der Seite der Opposition stand und deswegen mehr als zehn Jahre lang im Gefängnis saß.

Übergangspräsident Ahmed al-Scharaa hatte die Anhänger von Assad am Freitag zur Kapitulation aufgefordert. Al-Scharaa erklärte, seine Regierung werde sich weiterhin dafür einsetzen, dass lediglich staatliche Vertreter über Waffen verfügen. Es werde keinen unkontrollierten Waffenbesitz mehr geben.

Nachbarländer sind besorgt

Syriens Nachbarländer machen sich angesichts der schwierigen Sicherheitslage in der Region Sorgen. Die Außen- und Verteidigungsminister sowie die Geheimdienstchefs der Türkei, Jordaniens und des Irak treffen sich daher heute in der jordanischen Hauptstadt Amman mit ihren syrischen Kollegen.

Auf der Tagesordnung stehen Gespräche über Sicherheitsbedrohungen, Terrorismusbekämpfung und organisierte Kriminalität, teilen türkische diplomatische Quellen mit.

Als ein Fokus der Gespräche gelten auch die Extremisten der Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Tausende IS-Kämpfer werden in Gefängnissen im Nordosten Syriens auf kurdischen Gebiet festgehalten.

Kämpfer unter Führung der islamistischen HTS-Miliz hatten am 8. Dezember Damaskus erobert und die jahrzehntelange Herrschaft Assads beendet, der nach Russland floh.

Seit ihrer Machtübernahme hat die neue syrische Führung unter al-Scharaa wiederholt versichert, die Minderheiten im Land schützen zu wollen. Die HTS ist aus der Al-Nusra-Front hervorgegangen, dem syrischen Ableger des Terrornetzwerks Al-Kaida.



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