Johnson vergleicht Brexit und Ukraine-Krieg und erntet heftige Kritik

Die Ukrainer hätten sich wie das britische Volk mit dem Brexit für die Freiheit entschieden - für diese Aussage erntet der britische Premier heftige Kritik. Ex-EU-Ratspräsident Donald Tusk geht mit Boris Johnson hart ins Gericht.
Boris Johnson nach seiner Rede auf dem Frühjahrsforum der Konservativen Partei.
Boris Johnson nach seiner Rede auf dem Frühjahrsforum der Konservativen Partei.Foto: Peter Byrne/PA/dpa
Epoch Times20. März 2022

Der britische Premierminister Boris Johnson ist am Wochenende wegen eines Vergleichs zwischen dem Kampf der Ukrainer gegen die russische Invasion und dem Votum der Briten zum EU-Austritt heftig in die Kritik geraten.

Wie die Ukrainer habe sich das britische Volk mit dem Brexit für die Freiheit entschieden, hatte Johnson bei seiner Rede zur Frühjahrskonferenz der britischen Konservativen gestern gesagt.

Das rief heftige Reaktionen hervor: „Boris, Deine Worte beleidigen die Ukrainer, die Briten und den gesunden Menschenverstand“, twitterte der frühere EU-Ratspräsident Donald Tusk.

Der frühere Brexit-Beauftragte des Europäischen Parlaments, Guy Verhofstadt, bezeichnete den Vergleich als „irre“ und fügte hinzu: „Beim Brexit ging es darum, Freiheiten abzuschaffen und die EU zu verlassen… Die Ukrainer wollen mehr Freiheit und der EU beitreten!“

Der Vorsitzende des britischen Verteidigungsausschusses und Parteikollege Johnsons, Tobias Ellwood, twitterte: „Den Kampf des ukrainischen Volkes gegen die Tyrannei Putins mit dem Votum des britischen Volks zu vergleichen, beschädigt den Standard an guter Staatsführung, den wir in Ansätzen gesehen haben.“ Um den russischen Präsidenten Putin zu besiegen, brauche es internationale Führung und Einigkeit. Der Chef der britischen Liberaldemokraten Ed Davey bezeichnete Johnson als „nationale Schande“.

Johnson, der sich durch sein entschiedenes Eintreten für Sanktionen gegen Russland und Waffenlieferungen an die Ukraine seit Beginn des Kriegs von einer schweren politischen Krise erholte, hat mit der Äußerung erneut Zweifel an seinen Führungsqualitäten geweckt. Noch vor einigen Wochen galt ein Misstrauensvotum in der eigenen Partei wegen mutmaßlicher Lockdown-Partys im Regierungssitz Downing Street als nicht unwahrscheinlich. Gegen Johnson wird deswegen derzeit sogar polizeilich ermittelt. (dpa/red)



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