Johnson gerät wegen Corona-Partys immer stärker unter Druck
Großbritanniens Premierminister Boris Johnson kommt wegen Corona-Partys im Regierungssitz immer stärker unter Druck. Letzte Woche musste sich Johnson bereits mehrfach für Partys entschuldigen, eine davon abgehalten am Vorabend der Beerdigung von Prinz Philip. Nun wurde bekannt, dass das Personal in der Downing Street No.
10 regelmäßig an Freitagen einen Umtrunk abgehalten hat. Die sogenannten „Wine-time Fridays“ sollen die ganze Pandemie über immer wieder stattgefunden haben – und Johnson soll dabei auch wiederholt aufgetaucht sein.
Nach Ansicht von Nicolai von Ondarza, Politikwissenschaftler und Experte unter anderem für britische Politik der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) in Berlin, droht dem britischen Premier nun ein Machtverlust. Gegenüber dem Nachrichtenportal Watson erklärt er: „Die Reihe an Skandalen entwickelt sich zu einer sehr ernsten Krise für Boris Johnson.“
Ob der Premier diese Krise doch noch überstehen kann, hängt für von Ondarza davon ab, ob weitere Enthüllungen über Fehlverhalten Johnsons folgen – und davon, ob die Konservative Partei in der Lage ist, einen möglichen Nachfolger für Johnson zu finden. Von Ondarza wörtlich: „Gestürzt werden kann er aber nur von den konservativen Abgeordneten. Es ist daher noch abzuwarten, ob er politisch die nächsten Tage überlebt und eine Chance bis zu den Regionalwahlen im Mai bekommt, oder – mit möglicherweise neuen Enthüllungen – die Abgeordneten ihn schon bald zum Rücktritt zwingen.“
David McAllister (CDU), deutscher Europaabgeordnete und Vorsitzender des Ausschusses für Auswärtige Angelegenheiten, sieht bei Johnson eine erhebliche Mitverantwortung für mehrere ungelöste Probleme, vor denen Großbritannien steht. Gegenüber Watson erklärte McAllister: „Premierminister Boris Johnson ist für den besonders harten Austritt des Vereinigten Königreich aus der Europäischen Union maßgeblich verantwortlich. Die daraus resultierenden Probleme müssen gelöst werden, insbesondere mit Blick auf das Protokoll zu Irland und Nordirland. Hier ist die britische Regierung aufgefordert, praktisch umsetzbare Vorschläge zu machen.“ (dts)
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