Jimmy Carter: Weltweite Betroffenheit – 9. Januar nationaler Trauertag in den USA
Staats- und Regierungschefs weltweit haben ihre Trauer über den Tod des ehemaligen Präsidenten der USA, Jimmy Carter, bekundet. US-Präsident Joe Biden und sein designierter Nachfolger Donald Trump würdigten Carter als Mann, der das Leben vieler verbessert habe.
Mit Mitgefühl und moralischer Klarheit habe er sich für die Ausrottung von Krankheiten, den Frieden, die Förderung von Bürger- und Menschenrechten, freie und faire Wahlen, Obdachlose und die Ärmsten eingesetzt, so Biden.
Den Angaben seiner Stiftung zufolge starb Carter am Sonntag im Alter von 100 Jahren in Plains im US-Bundesstaat Georgia im Kreise seiner Familie. Er hinterlässt vier Kinder, 11 Enkelkinder und 14 Urenkel.
Trauertag am 9. Januar
„Mein Vater war ein Held – nicht nur für mich, sondern für alle, die an Frieden, Menschenrechte und selbstlose Liebe glauben“, zitierte die Stiftung Carters Sohn Chip.
Geplant seien öffentliche Trauerfeiern in Atlanta und der US-Hauptstadt Washington. Das Empire State Building in New York wurde zu Ehren Carters in Rot, Weiß und Blau erleuchtet.
Amtsinhaber Joe Biden erklärte den 9. Januar zu einem nationalen Trauertag zu Ehren von Carter. Nach Angaben des Weißen Hauses rief er die Menschen in den USA am Sonntag auf, „sich an diesem Tag in ihren jeweiligen Gotteshäusern zu versammeln, um dort das Andenken an Präsident James Earl Carter Jr. zu ehren“.
Trump: Integrität, Respekt und Mitgefühl waren ihm wichtiger als die Wiederwahl
US-Präsident Biden würdigte Carter als einen „Mann mit großem Charakter und Mut, Hoffnung und Optimismus“. In einer Stellungnahme schrieb Biden über Carter: „Er hat das Leben von Menschen auf der ganzen Welt gerettet, verbessert und verändert.“
Ähnlich würdigte Bidens designierter Nachfolger Donald Trump den Ex-Präsidenten. Carter habe in einer herausfordernden Zeit „alles in seiner Macht Stehende getan, um das Leben aller Amerikaner zu verbessern“. Dafür seien ihm alle zu großem Dank verpflichtet.
Trump sagte: „Für ihn gab es Dinge, die wichtiger waren als die Wiederwahl – Dinge wie Integrität, Respekt und Mitgefühl. (…) Wann immer ich die Gelegenheit hatte, Zeit mit Präsident Carter zu verbringen, wurde deutlich, dass er sich nicht nur zu diesen Werten bekannte. Er verkörperte sie.“
Wahl gegen Reagan verloren
Nach seiner ersten Amtsperiode von 1977 bis 1981 war der Demokrat nicht wiedergewählt worden. Er verlor die Wahl damals gegen den Republikaner Ronald Reagan. Im Jahr 2002 wurde Carter für seinen „jahrzehntelangen Einsatz zur friedlichen Lösung internationaler Konflikte“ der Friedensnobelpreis zuerkannt.
Carters Amtszeit wurde vor allem von der Geiselnahme von Diplomaten in der US-Botschaft in Teheran 1979 und durch die missglückte Befreiungsoperation im Jahr darauf überschattet.
Nach seinem Ausscheiden aus der Präsidentschaft gründete Carter gemeinsam mit Ehefrau Rosalynn in Atlanta das Carter Center zur Förderung von Demokratie, Menschenrechten und wirtschaftlicher Entwicklung. Bis ins hohe Alter widmete er sich aktiv seinem humanitären Engagement.
Carter war der älteste noch lebende frühere US-Präsident, und keiner seiner Amtsvorgänger erreichte ein höheres Alter als er. Gut ein Jahr vor ihm starb seine Frau Rosalynn, mit der er 77 Jahre lang verheiratet war.
Im November 2019 hatte Carter bei einem Gottesdienst in seiner Heimatstadt Plains deutlich gemacht, dass er mit Gelassenheit auf den Tod blicke. „Ich habe Gott nicht darum gebeten, mich am Leben zu lassen“, sagte er. „Ich bat Gott, mir eine angemessene Einstellung zum Tod zu geben. Und ich stellte fest, dass ich mit dem Tod ganz und gar im Reinen war.“
Internationale Reaktionen
Auch aus dem Ausland zollten viele Politiker dem 39. Präsident der Vereinigten Staaten Respekt.
Bundeskanzler Olaf Scholz hat den verstorbenen früheren US-Präsidenten Jimmy Carter als „engagierten Streiter für die Demokratie“ gewürdigt. „Die Welt verliert einen großen Vermittler, der sich für Frieden im Nahen Osten und für Menschenrechte einsetzte“, erklärte er am Montag im Onlinedienst X. „Wir trauern mit unseren amerikanischen Freunden“, hieß es in dem Beitrag, der ebenfalls auf Englisch veröffentlicht wurde.
„Zeit seines Lebens war Carter ein unerschütterlicher Verfechter der Rechte der Schwächsten“, schrieb Frankreichs Präsident Emmanuel Macron auf der Plattform X.
Der britische Premier Keir Starmer betonte, dass Carter die Zeit nach seiner Präsidentschaft neu definierte „mit einem bemerkenswerten Engagement für soziale Gerechtigkeit und Menschenrechte im In- und Ausland“.
König Charles III.: „Sein Engagement und seine Bescheidenheit waren für viele eine Inspiration.“
Kanadischer Premierminister Justin Trudeau: „Er widmete sein Leben der Förderung des Friedens in der Welt und der Verteidigung der Menschenrechte. Lasst uns heute daran erinnern: Frieden ist wichtig, und die Welt muss sich weiterhin geschlossen gegen diejenigen stellen, die diese Werte bedrohen.“
UN-Generalsekretär António Guterres: „Sein Vermächtnis als Friedensstifter, Menschenrechtsverfechter und humanitärer Helfer wird weiterleben.“
Niederländischer Ministerpräsident Dick Schoof: „Seine Freundlichkeit und Beharrlichkeit werden in der Erinnerung unzähliger Menschen weiterleben.“
EU-Ratspräsident und portugiesischer Premierminister António Costa: „Präsident Jimmy Carter stellte Menschenrechte, Menschenwürde und Frieden in den Mittelpunkt seines politischen Lebens.“
Ungarischer Ministerpräsident Viktor Orbán: „Das Andenken an Präsident Jimmy Carter wird in Ungarn immer in Ehren gehalten werden. Mit der Rückgabe der Heiligen Krone an das ungarische Volk Ende der 70er Jahre gab er den freiheitsliebenden Ungarn in einer hoffnungslosen Zeit Hoffnung.“
Präsidentin des Europäischen Parlaments Roberta Metsola: „Präsident Jimmy Carter: der unermüdliche Verfechter von Frieden und Menschenrechten. Der Friedensnobelpreis ist ein Beweis für seine entscheidende Rolle bei der Lösung von Konflikten, die den Lauf der Geschichte verändert haben.“
Ägyptischer Präsident Abdel Fattah al-Sisi: „Seine bedeutende Rolle beim Zustandekommen des Friedensabkommens zwischen Ägypten und Israel wird in die Geschichte eingehen, und sein humanitäres Engagement ist ein Beispiel für ein hohes Maß an Liebe, Frieden und Brüderlichkeit.“
Anthony Albanese, australischer Premierminister: „Jimmy Carter war ein Mensch von tiefem Glauben und ein wahrer Menschenfreund, der sein Leben nach seiner Präsidentschaft der Ausrottung von Krankheiten, der Konfliktprävention, der Armutsbekämpfung und dem Kampf für Menschenrechte gewidmet hat. (…) Unsere Welt ist durch Jimmy Carters Leben und Werk ein besserer Ort. Möge er in ewigem Frieden ruhen.“
Wolodymyr Selenskyj: „Er widmete sein Leben der Förderung des Friedens in der Welt und der Verteidigung der Menschenrechte. Lasst uns heute daran erinnern: Frieden ist wichtig, und die Welt muss sich weiterhin geschlossen gegen diejenigen stellen, die diese Werte bedrohen.“
(dpa/red)
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