Jean-Noël Barrot: Ein überzeugter Europäer ist Frankreichs neuer Außenminister
Für Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) ist es bereits der vierte französische Kollege in ihrer Amtszeit; sie hat seit 2021 bereits mit Jean-Yves Le Drian, Catherine Colonna und Stéphane Séjourné zusammengearbeitet.
Den 41 Jahre alten Jean-Noël Barrot, der am Samstag von Präsident Emmanuel Macron zum neuen Außenminister Frankreichs ernannt wurde, hat sie schon kennengelernt: Er war als beigeordneter Europaminister auch für die deutsch-französischen Beziehungen zuständig. Barrot gilt als überzeugter Europäer, dem die Beziehungen zum Nachbarland sehr am Herzen liegen.
Neue gemeinsame EU-Schulden machen
Nach seiner Ernennung steht Barrot als Feuertaufe direkt eine Reise zur Generalversammlung der Vereinten Nationen in New York bevor. Auf EU-Ebene dürfte sich der frisch gebackene Außenminister wie Macron weiter für ein starkes, unabhängiges Europa einsetzen.
„Wir können nicht akzeptieren, dass Europa bei militärischer Ausrüstung zu 80 Prozent vom Rest der Welt abhängt“, sagte er kürzlich der Zeitschrift „L’Express“.
Um dieses Ziel zu erreichen, fordert Barrot eine erneute Aufnahme gemeinsamer Schulden innerhalb der EU. „Wir brauchen eine intelligente Agenda der Investitionen, und dafür müssen wir uns die Mittel geben“, erklärte er.
Mit dieser Position dürfte er auf deutscher Seite allerdings auf Skepsis stoßen.
Ein Young Leader
„Hochintelligent, jung und sehr dynamisch“, so beschreibt ihn eine frühere Mitarbeiterin. Französische und europäische Politik ist Barrot seit der Kindheit vertraut: Sein Vater Jacques Barrot war mehrfach Minister und jahrelang Abgeordneter. Als der junge Jean-Noël noch Wirtschaftswissenschaften studierte, wurde sein Vater Vizechef der EU-Kommission.
Jean-Noël Barrot war ein akademischer Durchstarter. Er machte gleich zwei Master-Abschlüsse an den Pariser Elite-Hochschulen HEC und Sciences Po. In seiner Doktorarbeit beschäftigte er sich mit der Finanzierung von Innovation.
Von der Französisch-Amerikanischen Stiftung wurde er für das Programm Young Leaders ausgewählt, das vielversprechende Talente fördert und ihnen wertvolle Kontakte verschafft – zu den Alumni zählen mehrere Präsidenten aus beiden Ländern.
Barrot ließ 2023 Inhalte auf X und TikTok sperren
Zunächst arbeitete Barrot als Dozent am renommierten Massachusetts Institute of Technology. Im Jahr des Wahlsiegs von Emmanuel Macron 2017 ließ Barrot sich in die französische Nationalversammlung wählen. Im Jahr darauf wurde er Generalsekretär der liberalen Splitterpartei Modem, ein wichtiger Partner in Macrons Regierungslager.
Mit 39 Jahren bekam er seinen ersten Regierungsposten als beigeordneter Minister für Digitales – eine Hierarchiestufe höher als sein Vorgänger, der nur Staatssekretär war.
Dort erregte Barrot Aufsehen, als er drohte, den Onlinedienst Twitter – heute X – zu sperren, falls dieser sich nicht an die europäischen Regeln halte. Während der Unruhen in Frankreich 2023 nach dem Tod eines Jugendlichen bei einer Polizeikontrolle ließ er zahlreiche Inhalte auf Twitter und Tiktok sperren, die zu Gewalt aufriefen.
Die erste Dienstreise führte ihn nach Berlin
Im Februar dieses Jahres wechselte Barrot dann ins Außenministerium. Seine erste Dienstreise führte ihn traditionsgemäß nach Berlin, wo er mit seiner Amtskollegin Anna Lührmann zusammentraf.
Barrot begleitete Macron auch bei dessen Staatsbesuch im Mai nach Berlin, Dresden und Münster. Mit Außenministerin Baerbock traf er zuletzt bei deren Besuch während der Olympischen Spiele in Paris zusammen. (afp/red)
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