Italien: Verwirrung um Angebot für Corona-Impfung an Touristen
Am 22. und 23. Juni sollen etwa 1.000 Urlauber im beliebten Urlaubsort Lignano Sabbiadoro ihre erste oder zweite Dosis im Rahmen der Corona-Schutzimpfung erhalten können. Dies berichten die „Servus Nachrichten“ unter Berufung auf örtliche Quellen.
Auch andere touristische Orte in Italiens nördlicher Touristenregion Friaul-Julisch Venetien sollen ein Angebot machen, und es sollen auch, wie es heißt, explizit ausländische Touristen davon Gebrauch machen können. Orte wie Grado oder Tarvis hätten bereits nachgezogen.
Tourismusregionen machen Druck
Derzeit gilt noch die Regel, dass ausländische Touristen in Italien einen maximal 48 Stunden alten negativen PCR-Test vorlegen müssen, um ins Land einreisen zu können. Dies betrifft alle Personen von zwei Jahren aufwärts, auch wenn sie geimpft sind.
Mit Einführung des EU-weiten digitalen Immunitätsausweises soll die Testpflicht wegfallen, allerdings befürchtet man in zahlreichen Urlauberregionen, dass einige Touristen wegen später Impftermine in diesem Sommer davon nicht mehr Gebrauch machen können. Um dies zu verhindern, drängen vor allem die Tourismushochburgen darauf, Urlauber notfalls vor Ort gegen Corona zu impfen.
Ein Bericht in „The Local“ äußert nun jedoch Zweifel daran, dass es tatsächlich für alle Italien-Urlauber möglich sein wird, den Erst- oder Zweittermin zur Corona-Impfung im Zielland zu absolvieren.
Corona-Beauftragter nennt „längeren Aufenthalt“ als Kriterium
In Italien werden derzeit täglich etwa 500.000 Corona-Impfungen durchgeführt. Diejenigen, die ihre Erstimpfung mit einem der drei gängigen Präparate – jenen von Pfizer/BioNTech, Moderna oder AstraZeneca – erhalten, müssen nun bis Mitte Juli oder August auf die Vollimmunisierung warten, deren Eintritt etwa 14 Tage nach der Zweitimpfung angenommen wird.
Für viele zu spät, um wie gewohnt die Ferien in den beliebtesten Urlaubsgegenden zu verbringen, in denen die Saison regelmäßig spätestens Ende September endet.
Italiens Regierungsbeauftragter für die Corona-Bekämpfung, General Francesco Figliuolo, bestätigte am Mittwoch (9. 6.), dass es möglich sein wird, dass Menschen in den Sommermonaten ihre Zweitimpfung außerhalb ihrer eigentlichen Heimatregion bekommen können.
An die Provinzgouverneure schrieb er, diese könnten Regeln festlegen für „Ferienimpfungen“, wenn es „aus außergewöhnlichen Gründen erforderlich sein sollte, Arbeitern oder Touristen die zweite Dosis zu verabreichen, die sich über eine längere Periode hinweg außerhalb ihrer Heimatregion aufhalten“.
Regional unterschiedliche Regelungen beim Zugang
Allerdings, so schlussfolgert „The Local“, deutet die Formulierung „längere Periode“ darauf hin, dass die Tendenz eher dahin geht, nur einheimische Touristen in den Genuss der Auswärtsimpfung kommen zu lassen.
Immerhin drohe andernfalls eine Knappheit bei den Impfstoffen, wenn italienische Berechtigte sich ihre Anwartschaft mit einer noch nicht absehbaren Anzahl an ausländischen Touristen teilen müsse. Entsprechend habe Figliuolo auch auf Nachfragen nicht bestätigt, dass sich auch ausländische Touristen in italienischen Impfzentren anmelden dürften.
Dies, so das Portal, sei sogar unwahrscheinlich, da es zurzeit nur Personen möglich sei, in Italien Impftermine zu buchen, die eine italienische Steuernummer aufweisen und in den meisten Regionen zudem verlangt werde, dass die Betreffenden im italienischen Gesundheitssystem registriert sind – was bei den meisten Urlaubern nicht der Fall sein dürfte.
Die Ausführungsgesetzgebung obliegt jedoch den Regionen, sodass eine Ausnahmeregelung für Gebiete wie beispielsweise Friaul-Julisch Venetien grundsätzlich möglich sei.
Norditalienische Regionen und Apulien interessiert, Toskana winkt ab
In dieser Weise äußert sich auch Mariastella Gelmini, die Ministerin für regionale Angelegenheiten. Sie betonte, es werde „nicht möglich sein, sich in ganz Italien im Urlaub impfen zu lassen“, zumal sich die Impfkampagnen in ihrer Durchführung regional unterschieden. Allerdings, so betonte sie auch gegenüber „RAI Radio 1“, sei es ihr „willkommen, wenn Regionen sagen, sie könnten dies zusätzlich zum nationalen Impfplan bewerkstelligen“.
Die Regionen Piemont und Ligurien wollen in diesem Zusammenhang ebenfalls zusammenarbeiten. Auch Apulien signalisiert Interesse. Reserviert zeigt sich jedoch die Toskana, wo es aus der Regionalregierung heißt, man werde den von den genannten Regionen vorbereiteten Kooperationsplan nicht unterzeichnen. Immerhin, so Regionalpräsident Eugenio Giani, habe man „keine unbegrenzten Vorräte“. Deshalb würden in der Toskana bis auf Weiteres nur Einwohner der Provinz geimpft, da „wir immer noch die Hälfte der Bevölkerung zu impfen haben“.
Insgesamt haben in Italien offiziellen Angaben zufolge bis dato etwa 13,5 Millionen Menschen, also etwa ein Viertel der Bevölkerung über 12 Jahre, beide Impfungen erhalten, eine Erstimpfung wurde 26,4 Millionen verabreicht.
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