Analystin: Israels militärische Fähigkeiten sind für den Iran eine schwere Demütigung

Es gibt für die USA keine Anzeichen, dass unmittelbar eine Eskalation bevorsteht. Israel wirft dem Iran vor, den Nahen Osten zu destabilisieren, indem das Land Gruppen wie die Hisbollah und die Hamas finanziert. Die deutsche Außenministerin rief deutsche Staatsbürger im Libanon zur sofortigen Ausreise auf.
Die UN mahnen Verhandlungen zur Entschärfung in Nahost an. (Archivbild)
Die UN mahnen Verhandlungen zur Entschärfung in Nahost an. (Archivbild)Foto: Seth Wenig/AP/dpa
Epoch Times1. August 2024

An dieser Stelle wird ein Podcast von Podcaster angezeigt. Bitte akzeptieren Sie mit einem Klick auf den folgenden Button die Marketing-Cookies, um den Podcast anzuhören.

Der Weltsicherheitsrat mahnt nach den gezielten Tötungen des politischen Anführers der islamistischen Hamas im Iran sowie des ranghöchsten Militärkommandeurs der Hisbollah im Libanon alle Konfliktparteien dringend zur Deeskalation. Alle Aktionen, „die den gesamten Nahen Osten in den Abgrund treiben könnten“, müssten vermieden werden, ließ UN-Generalsekretär António Guterres in New York mitteilen.

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock rief deutsche Staatsbürger im Libanon zur sofortigen Ausreise auf. Auch die USA raten Amerikanern strikt von einer Reise in Israels nördliches Nachbarland ab.

Der „Kopf der Schlange“

Nicht nur die US-Regierung äußert sich beschwichtigend. „Wir glauben nicht, dass eine Eskalation unvermeidlich ist, und es gibt keine Anzeichen dafür, dass eine Eskalation unmittelbar bevorsteht“, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby. Er wolle die aktuellen Bedenken nicht einfach abtun, man beobachte die Situation in der Region aber „sehr, sehr genau“.

Der stellvertretende US-Botschafter Robert Wood sagte, es sei besser, nicht über die Auswirkungen der jüngsten Ereignisse zu spekulieren. Ein größerer Krieg stehe weder unmittelbar bevor, noch sei er unvermeidlich.

Sein israelischer Kollege Jonathan Miller sagte, „wir werden weiterhin handeln, um das gesamte israelische Volk zu verteidigen“. Die Hisbollah, die Hamas und die Huthi-Miliz seien nur dank des „Kopfes der Schlange“ in der Lage „Gift zu spucken“, fuhr er mit Blick auf die Unterstützung des Iran für die Gruppierungen fort.

Die meisten Länder im Sicherheitsrat äußerten ihre Besorgnis über eine Eskalation des Konflikts in der Region, in der Israel und die Hamas bereits im Krieg sind. Die stellvertretende französische Botschafterin Nathalie Broadhurst rief zu „größter Verantwortung und größter Zurückhaltung auf, um einen regionalen Flächenbrand zu vermeiden“.

Israels militärische Fähigkeiten sind für den Iran eine schwere Demütigung

Für den Iran sei es eine schwere Demütigung und ein Affront gegen seinen Sicherheitsapparat, dass Hamas-Auslandschef Haniyeh in Teheran getötet wurde, während er die Hauptstadt anlässlich der Vereidigung des neuen iranischen Präsidenten Massud Peseschkian besucht habe. Dass der Iran wegen der Ermordung eines Hamas-Anführers in den Krieg ziehen werde, glaube sie aber nicht, zitierte das „Wall Street Journal“ eine Analystin der International Crisis Group.

Die Expertin verwies in diesem Zusammenhang darauf, dass die Hisbollah auch nach der Tötung des zweithöchsten Anführers der Hamas im Ausland, Saleh al-Aruri, bei einer Explosion in Beirut im Januar nicht in den Krieg gegen Israel gezogen sei. Die Angriffe belegen Israels umfangreiche geheimdienstliche und militärische Fähigkeiten.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu bereitete seine Landsleute auf „herausfordernde Tage“ vor. „Wir sind auf jedes Szenario vorbereitet und werden uns vereint allen Bedrohungen stellen“, sagte Netanjahu nach einer Beratung des israelischen Sicherheitskabinetts im Militärhauptquartier in Tel Aviv.

„Israel wird für jede Aggression gegen uns einen hohen Preis fordern, von jeglicher Front“, sagte Netanjahu. Der Krieg werde noch andauern und verlange Stehvermögen von den israelischen Bürgern. „Seit Beginn des Krieges habe ich erklärt, dass wir uns im Kampf gegen die iranische Achse des Bösen befinden.“

Israel: Iran destabilisiert Nahen Osten durch seine Finanzierung von Gruppen wie Hamas und Hisbollah

Der stellvertretende israelische Botschafter Jonathan Miller sagte, der Iran destabilisiere den gesamten Nahen Osten, indem die Islamische Republik Stellvertreter-Gruppen finanziere – als solche gelten insbesondere die schiitische Hisbollah-Miliz im Libanon und die mit ihr verbündete Hamas im Gazastreifen.

„Wir fordern daher, dass dieser Rat den Iran für seine anhaltende Unterstützung des regionalen Terrorismus verurteilt und die Sanktionen gegen Teheran verschärft“, sagte Miller.

Hanija war nach Angaben der Hamas in der Nacht auf Mittwoch bei einem israelischen Angriff getötet worden, während er Teheran besuchte. Israel, das sich mit der Hamas im Krieg befindet, hat die Tötung weder bestätigt noch dementiert.

Nur Stunden zuvor tötete Israels Armee den ranghöchsten Militärkommandeur der Hisbollah im Libanon, Fuad Schukr. Zwei der einflussreichsten Männer im maßgeblich vom Iran betriebenen Kampf gegen Israel sind damit tot. Die Hamas und die als noch schlagkräftiger geltende Hisbollah zählen zu Teherans selbst ernannter „Achse des Widerstands“ im Kampf gegen den jüdischen Staat.

Iran erteilte angeblich Befehl für direkten Angriff auf Israel

Die Hisbollah kündigte für heute eine Rede ihres Generalsekretärs Hassan Nasrallah an. Irans oberster Führer Chamenei hat bereits öffentlich Vergeltung für den Tod Hanijas angekündigt.

Chamenei habe den Befehl für einen direkten Angriff auf Israel bei einer Dringlichkeitssitzung des Obersten Nationalen Sicherheitsrates am Mittwochmorgen erteilt, meldete die „New York Times“ unter Berufung auf drei angeblich über den Befehl informierte iranische Beamte.

Eine Bestätigung dafür gab es zunächst nicht. Zu Zeitpunkt und Umfang eines möglichen iranischen Vergeltungsangriffs gab es in dem Bericht der Zeitung keine Angaben.

USA: Kommunikation mittels Raketen muss enden

Die UN-Beauftragte für politische Angelegenheiten, Rosemary DiCarlo, sagte vor dem Weltsicherheitsrat: „Es bedarf dringend diplomatischer Bemühungen, um die Richtung zu ändern und einen Weg zu regionalem Frieden und Stabilität zu finden.“ Und weiter: „Die Kommunikation mittels Raketen, bewaffneter Drohnen und anderer tödlicher Angriffe muss ein Ende haben.“

Auf die Frage, welche Auswirkungen die Ereignisse in Beirut und Teheran auf die Verhandlungen um eine Waffenruhe im Gaza-Krieg haben könnten, antwortete der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby, es sei noch zu früh für eine Beurteilung.

„Es bleibt kompliziert, und die Berichte aus der Region, die wir in den letzten 24 bis 48 Stunden gesehen haben, machen es nicht weniger kompliziert.“ Er wolle nicht zu optimistisch klingen, betonte Kirby. „Aber wir sind immer noch der Meinung, dass es sich lohnt, das vorliegende Abkommen weiterzuverfolgen.“ Nach Auffassung der US-Regierung gebe es weiterhin „einen gangbaren Prozess“ und „interessierte Gesprächspartner“. (dpa/red)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion