Israels Armee: Zeitaufwendiger Kampf um Tunnel in Gaza

Der Krieg im Gazastreifen geht auch über die Weihnachtsfeiertage weiter. Israels Armee konzentriert sich im Kampf gegen die Hamas weiter auf die unterirdischen Tunnel der Terroristen. Der Überblick.
Die israelische Armee kämpft in dicht besiedelten Gebieten wie der südlichen Stadt Chan Junis weiter.
Die israelische Armee kämpft in dicht besiedelten Gebieten wie der südlichen Stadt Chan Junis weiter.Foto: Mohammed Talatene/dpa
Epoch Times24. Dezember 2023

Israels Armee ist weiterhin im Bodeneinsatz im Gazastreifen und konzentriert sich dabei auf das weitverzweigte Tunnelnetz der islamistischen Hamas.

Die Truppen seien in „komplexe Gefechte in dicht besiedelten Gebieten“ verwickelt und spürten vor allem in den Tunneln im Untergrund „terroristische Infrastrukturen“ auf, sagte Armeesprecher Daniel Hagari.

Die Zerstörung der Tunnel in der südlichen Stadt Chan Junis und anderen Gebieten sei zeitaufwendig. Zuvor hatte das Militär erklärt, man nähere sich nun der vollständigen Kontrolle über den Norden des Küstenstreifens.

Biden zu Netanjahu: Zivilisten schützen

Um das Leiden der Zivilbevölkerung zu lindern, hatte der Weltsicherheitsrat am Freitag nach tagelangem Ringen in einer Resolution die Aufstockung der humanitären Hilfe gefordert. Eine unverzügliche Waffenruhe wird in dem aufgeweichten Kompromisstext dagegen nicht gefordert.

Die USA als wichtigster Verbündeter Israels enthielten sich bei der Abstimmung. US-Präsident Joe Biden machte nach Angaben des Weißen Hauses Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu in einem Telefonat deutlich, Zivilisten, einschließlich humanitärer Helfer, müssten unbedingt geschützt werden.

Israels Armee konzentriert sich auf Hamas-Tunnel

Die US-Regierung hatte zuletzt immer wieder im Gespräch mit Israels Führung auf gezieltere militärische Einsätze gepocht, die sich auf die Führung der Hamas konzentrieren sollten.

Diese versteckt sich nach Angaben Israels in den Tunneln unter dem Küstengebiet. Um diese zu zerstören, habe man zum Beispiel in der südlichen Stadt Chan Junis die technischen Kräfte deutlich verstärkt, sagte Armeesprecher Hagari. Die Kapazitäten der dort kämpfenden Division würden in den kommenden Tagen weiter ausgebaut.

Unterhalb des Gazastreifens erstreckt sich über geschätzt 500 Kilometer ein ganzes Netzwerk aus Tunneln, in denen sich laut Israel Terroristen der Hamas verstecken und dort auch Geiseln aus Israel festhalten. Um Israels Bomben aus der Luft widerstehen zu können, reichen manche Tunnel Dutzende Meter unter die Erde.

Die Terroristen nutzen die unterirdischen Wege zugleich, um aus dem Nichts aufzutauchen und hinterrücks anzugreifen. Viele der Tunnel sind mit Sprengfallen versehen, um israelische Soldaten, die dort eindringen, zu töten.

Israel: Zahlreiche Sprengkörper ausgehoben

Seit Beginn des Krieges habe man etwa 30.000 Sprengkörper, darunter Panzerabwehrraketen und Raketen im Besitz der islamistischen Hamas zerstört oder beschlagnahmt, sagte Hagari weiter. Israels Militär hatte zuvor mitgeteilt, einen ranghohen Hamas-Funktionär, der für den eigenen Waffennachschub verantwortlich gewesen sei, getötet zu haben.

Im Norden ist Israel nach eigenen Angaben derweil dabei, die Kontrolle über das Gebiet zu übernehmen. Das „Wall Street Journal“ zitierte jedoch israelische Militäranalysten, wonach eine solche Kontrolle nicht bedeute, dass das Militär die Präsenz der Hamas beseitigt hat.

Vielmehr schränke Israel nur die Möglichkeiten der Hamas zur Durchführung von Angriffen ein. Wegen der Tunnel könne Israel seine Kontrolle über Gaza nicht festigen. Daher konzentriere sich die Armee nun verstärkt auf die Tunnel, hieß es.

Israel: Mehr als 700 Terroristen festgenommen

Bislang seien während des Bodeneinsatzes mehr als 700 Mitglieder von Terrororganisationen in dem Küstenstreifen gefangen genommen worden, teilte Israels Militär am Samstag weiter mit.

Innerhalb einer Woche seien es allein mehr als 200 gewesen. Sie seien für Verhöre nach Israel gebracht worden. Einige hätten sich ergeben. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig prüfen.

Auslöser des Kriegs war der schlimmste Angriff in der Geschichte Israels, den Terroristen der Hamas sowie anderer extremistischer Gruppen am 7. Oktober nahe der Grenze zum Gazastreifen in Israel verübt hatten. Israel reagierte mit massiven Luftangriffen und begann Ende Oktober mit der Bodenoffensive.

Raketenalarm im Norden Israels – Angriffe der Hisbollah

Unterdessen heulten am Morgen im Norden Israels wieder die Sirenen, wie die Armee bekanntgab. An der Grenze zum Libanon war es zuvor erneut zu gegenseitigen Angriffen gekommen.

Es seien mehrere Raketenstarts und Angriffe mit Mörsergranaten aus dem Libanon Richtung Israel registriert worden. Israelische Soldaten attackierten im Nachbarland unter anderem ein Militärgelände und weitere Ziele der Schiitenmiliz Hisbollah, teilte die Armee mit. Die Hisbollah-Miliz ist eng mit Israels Erzfeind Iran verbunden.

Der Iran ist nach US-Geheimdienstinformationen tief in die Planung der Angriffe von Huthi-Rebellen auf Schiffe im Roten Meer verwickelt. Auch ist der Iran nach Angaben des US-Verteidigungsministeriums für einen Drohnenangriff auf ein Handelsschiff im Arabischen Meer vor der Küste Indiens verantwortlich.

Der unter liberianischer Flagge fahrende Öl- und Chemikalientanker „MV Chem Pluto“ sei von einer Angriffsdrohne aus dem Iran getroffen worden, teilte das Pentagon in Washington mit. Ein Feuer an Bord des Tankers sei gelöscht worden. Bei dem Vorfall habe es keine Toten oder Verletzten gegeben, hieß es in der Mitteilung von weiter.

Stiller Unmut in Gaza wächst

Langsam beginnen Palästinenser in Gaza, die Militanten für die Zerstörungen im Gazastreifen verantwortlich zu machen, so das „Wall Street Journal“. Es begänne eine stille Kritik, dass sie Israels Zorn provoziert hätten und nicht in der Lage seien, die Bevölkerung zu schützen – weder vor Krieg noch humanitärer Krise.

„Am ersten Tag waren die Leute glücklich. Aber als Israel anfing, Gaza zu schlagen, die Infrastruktur zu zerstören und Zivilisten zu töten, begannen sich die Dinge zu ändern“, sagte Mkhaimar Abusada, ein Politikwissenschaftler an der Al-Azhar-Universität in Gaza. „Es gibt viel Kritik unter den Palästinensern, dass der Angriff vom 7. Oktober – die Tötung israelischer Zivilisten, Frauen und Kinder – ein strategischer Fehler war, der Israel in den aktuellen Krieg provozierte“.

Ein 36-Jähriger aus Gaza-Stadt fragt sich: „Wenn sie sich zwei Jahre lang auf den Angriff vorbereitet haben, warum haben sie dann nicht auch Pläne für die zwei Millionen Palästinenser gemacht, die sie unter Beschuss gesetzt haben, ohne ihre Meinung zu fragen?“

Was heute wichtig wird

Israels Armee weitet die Kämpfe gegen die Hamas immer mehr aus. Für Zivilisten wird die Lage angesichts mangelnder Hilfsgüter immer enger – auch, weil kein arabisches Land sie reinlassen und übernehmen will.

Derweil wird im Heiligen Land wegen des Kriegs Weihnachten still begangen. Der Zugang zur Stadt Bethlehem im Westjordanland ist durch Straßensperren der israelischen Armee extrem eingeschränkt. Die Mitternachtsmesse soll aber stattfinden. (dpa/red)



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