Israels Armee räumt „völliges Versagen“ bei Angriff vom 7. Oktober 2023 ein

Für den Untersuchungsbericht wurden die Ergebnisse von 77 Untersuchungen zu den Ereignissen in israelischen Ortschaften, auf Armeestützpunkten und bei Kämpfen an zahlreichen anderen Orten im Grenzgebiet zum Gazastreifen zusammengetragen. Die für das Grenzgebiet zuständige Gaza-Division sei bei dem Angriff „überrannt“ worden und habe nicht verhindert, „dass Terroristen die Kontrolle übernahmen und in den Gemeinden und Straßen des Gebiets Massaker verübten“, führt der Bericht aus.
„Wir hätten uns solch ein Szenario nicht vorstellen können“, sagte ein Militärvertreter vor der Veröffentlichung des Berichts. Die von der radikalislamischen Hamas angeführten militanten Palästinenser hätten Israel „überrascht“, nicht nur was die Größe und das Ausmaß des Angriffs angehe, sondern auch dessen „Brutalität“. Die Armee sei „zu selbstsicher“ gewesen und habe die militärischen Fähigkeiten der Hamas falsch eingeschätzt.
Der Angriff der Hamas erfolgte dem Untersuchungsbericht zufolge in drei aufeinanderfolgenden Wellen. In der ersten Welle seien „mehr als tausend Terroristen“ einer Hamas-Eliteeinheit nach Israel gelangt, während zeitgleich ein massiver Raketenangriff vom Gazastreifen aus gestartet worden sei. Die zweite Welle umfasste demnach 2000 Kämpfer und in der dritten Welle kamen hunderte weitere Kämpfer sowie mehrere tausend Zivilisten nach Israel. „Insgesamt sind während des Angriffs rund 5000 Terroristen in israelisches Gebiet eingedrungen“, erklärte die Armee.
Kurz nach der Veröffentlichung des Untersuchungsberichts übernahm der israelische Armeechef Halevi die Verantwortung für das Versagen der Streitkräfte. „Ich war der Kommandeur der Armee am 7. Oktober und ich trage auch für Sie alle die volle Verantwortung“, sagte Halevi in einer Videobotschaft. Halevi hatte bereits im Januar wegen des „Versagens“ der Armee unter seinem Kommando seinen Rücktritt eingereicht. Er ist aber noch bis zum 6. März im Amt.
Am 7. Oktober 2023 waren hunderte Kämpfer der Hamas und verbündeter islamistischer Gruppen vom Gazastreifen aus in den Süden Israels eingedrungen. In mehreren Ortschaften, auf einem Musikfestival und als Geiseln im Gazastreifen wurden israelischen Angaben zufolge insgesamt 1218 Menschen getötet, überwiegend Zivilisten. Israel ging nach dem Hamas-Überfall massiv militärisch im Gazastreifen vor. Dabei wurden nach Angaben der Hamas-Gesundheitsbehörde mindestens 48.365 Menschen getötet. Die UNO hat diese Angaben als zuverlässig eingestuft. (afp)
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