Israelische Armee „prüft“ mögliche Tötung von Hamas-Chef Sinwar
Der Chef der radikalislamischen Hamas, Jahja Sinwar, ist möglicherweise bei einem israelischen Armeeeinsatz im Gazastreifen getötet worden. Während der Einsätze in dem Palästinensergebiet seien „drei Terroristen eliminiert“ worden, teilte die israelische Armee am Donnerstag mit. Es werde derzeit die Möglichkeit geprüft, dass es sich „bei einem der Terroristen um Sinwar handelt“ – zum jetzigen Zeitpunkt könne „die Identität der Terroristen nicht bestätigt werden“. Derweil dauerten die Kämpfe im Gazastreifen wie auch im Libanon an.
Die Armee führe derzeit DNA-Untersuchungen „an der Leiche eines Hamas-Kämpfers“ aus, um Gewissheit darüber zu erlangen, ob es sich dabei um Sinwar handele, erfuhr die Nachrichtenagentur AFP aus israelischen Sicherheitskreisen. Die Armee hatte zuvor erklärt, dass es „in dem Gebäude, in dem die Terroristen eliminiert wurden“, keine Anzeichen dafür gegeben habe, „dass sich in der Nähe Geiseln befanden“.
Der israelische Verteidigungsminister Yoav Gallant erklärte kurz darauf, Israel werde „jeden Terroristen“ aufspüren. „Wir werden jeden Terroristen erreichen und ihn eliminieren“, schrieb Gallant am Donnerstag im Online-Dienst X.
Biden informiert
US-Präsident Joe Biden wurde auf seinem Flug nach Berlin über den möglichen Tod von Sinwar informiert, wie ein hochrangiger US-Vertreter mitteilte. Er werde in seiner Maschine Air Force One über die weiteren Entwicklungen auf dem Laufenden gehalten.
Sollte sich Sinwars Tod bestätigen, wäre dies ein Jahr nach dem schwersten Angriff auf Israel seit seiner Staatsgründung ein entscheidender Schlag gegen die Hamas. Sinwar gilt als der entscheidende Drahtzieher des brutalen Hamas-Großangriffs auf Israel am 7. Oktober 2023, seither ist er nicht mehr öffentlich aufgetreten. Er wird im Tunnelsystem unter dem Gazastreifen vermutet, wo er sich zu seinem eigenen Schutz mit Geiseln umgeben haben soll, die vor einem Jahr von den Islamisten in den Gazastreifen verschleppt worden waren.
Sinwar steht auf der US-Terror-Liste
Seit dem 7. Oktober gehört Sinwar zu den meistgesuchten Köpfen der islamistischen Palästinenserorganisation. Sinwar steht bereits seit Jahren auch auf der US-Terror-Liste. Mitte Juli war nach israelischen Angaben bereits Hamas-Militärchef Mohammed Deif, ebenfalls einer der Drahtzieher des Hamas-Angriffs auf Israel vom 7. Oktober, bei einem Luftangriff im Gazastreifen getötet worden. Die Hamas bestätigte Deifs Tod nicht.
Nach der Tötung des Hamas-Politbüro-Chefs Ismail Hanija im Juli in Teheran ernannte die islamistische Palästinenserorganisation Sinwar zu dessen Nachfolger. Der 61-Jährige, der seit 2017 Hamas-Chef im Gazastreifen ist, rückte damit zum ranghöchsten Hamas-Anführer auf. Mit Sinwar an der Spitze rückte seither auch eine Vereinbarung zwischen der radikalen Palästinenserorganisation und Israel zu einer Waffenruhe und der Freilassung von Geiseln im Gazastreifen in weite Ferne.
97 Hamas-Geiseln werden noch vermisst
Bei dem brutalen Überfall am 7. Oktober 2023 hatten hunderte Kämpfer der Hamas und verbündeter islamistischer Palästinensergruppen den Grenzzaun zwischen dem Gazastreifen und Israel durchbrochen. In mehreren südisraelischen Ortschaften, auf dem Nova-Musikfestival und als Geiseln im Gazastreifen wurden israelischen Angaben zufolge insgesamt 1206 Menschen getötet, überwiegend Zivilisten.
Von den 251 von der Hamas verschleppten Geiseln werden derzeit noch 97 im Gazastreifen festgehalten, 34 von ihnen sind nach Einschätzung der israelischen Armee tot. Israel geht seit dem Hamas-Angriff vor einem Jahr massiv militärisch im Gazastreifen vor. Dabei wurden nach Angaben der Hamas-Gesundheitsbehörde, die nicht unabhängig überprüft werden können, mehr als 42.400 Menschen getötet. Auch am Donnerstag ging die israelische Armee gegen Hamas-Ziele im Gazastreifen vor.
Kämpfe im Libanon gehen weiter
Im Libanon, wohin sich die Kämpfe im September zunehmend verlagert hatten, rief die israelische Armee die Einwohner mehrerer Gebiete indes zur Evakuierung auf. Deren Häuser befänden sich „in der Nähe von Einrichtungen (…) der Hisbollah“, erklärte ein Armeesprecher am Donnerstag.
Die libanesische Nachrichtenagentur ANI berichtete später von einem Angriff auf ein Gebäude im Dorf Safri an der Schnellstraße zwischen Rijak und Baalbek. Auch in den Dörfern Saraain al-Tahta und Tamnine habe es nach den Evakuierungsaufrufen Angriffe gegeben.
Die Hisbollah gehört zu der gegen Israel gerichteten „Achse des Widerstands“ unter der Führung des Iran. Nach dem Großangriff der mit ihr verbündeten Hamas auf Israel vor gut einem Jahr hatte die Hisbollah mit ständigen Raketenangriffen eine zweite Front gegen Israel eröffnet.
In den vergangenen Wochen weiteten die israelischen Streitkräfte ihre Luftangriffe auf die Hisbollah massiv aus. Zudem starteten sie vor rund zwei Wochen Bodeneinsätze im südlichen Libanon gegen Stellungen der pro-iranischen Schiitenmiliz. (afp/red)
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