Israelische Armee: Bislang größter Hamas-Tunnel im Gazastreifen freigelegt

Vier Kilometer lang und so groß, dass kleine Fahrzeuge darin fahren können. Einschließlich Kanalisation, Elektrizität, Lüftung, Abwasserentsorgung, Kommunikationsnetz und Schienen. Die israelische Armee hat einen der bisher größten Tunnel der Hamas entdeckt.
Ein israelischer Soldat steht in einem unterirdischen Tunnel, der unter dem Schifa-Krankenhaus in Gaza-Stadt gefunden wurde.
Ein israelischer Soldat steht in einem unterirdischen Tunnel, der unter dem Schifa-Krankenhaus in Gaza-Stadt gefunden wurde.Foto: Victor R. Caivano/AP/dpa
Epoch Times18. Dezember 2023

Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben den bislang größten Tunnel der Hamas im Gazastreifen freigelegt. Er befindet sich nur wenige hundert Meter von einem wichtigen Grenzübergang entfernt und ist so groß, dass kleine Fahrzeuge darin fahren können, wie ein AFP-Fotograf berichtete.

Der Tunnel sei Teil eines größeren, verzweigten Netzes, das vier Kilometer lang sei und bis auf 400 Meter an den Grenzübergang Eres heranreiche, erklärte die israelische Armee. Der Bau des Tunnels habe Millionen Dollar gekostet und mehrere Jahre gedauert. Projektleiter sei Mohamed Jahja gewesen, Bruder des Hamas-Anführers Jahja Sinwar, der als einer der Drahtzieher des Großangriffs der Hamas auf Israel am 7. Oktober gilt.

Das riesige Tunnelsystem der Hamas unter dem Gazastreifen ist nach Einschätzung der israelischen Streitkräfte auch darauf ausgelegt, Angriffe auf Israel zu starten.

Wände aus Stahlbeton und Waffen

Die Gänge verfügen über eine Kanalisation, Elektrizität, Lüftung, Abwasserentsorgung und ein Kommunikationsnetz sowie Schienen. Der Boden besteht aus festgestampfter Erde, die Wände sind aus Stahlbeton und der Eingang besteht aus einem Metallzylinder mit anderthalb Zentimeter dicken Wänden.

Die israelische Armee fand nach eigenen Angaben zahlreiche Waffen in dem Tunnel, die für einen Angriff einsatzbereit gewesen seien.

Die Hamas habe große Ressourcen in das Projekt investiert, sagte Armeesprecher Richard Hecht. Dies habe sie „nur zu einem Zweck“ getan, um „den Staat Israel und seine Bewohner anzugreifen“, sagte er. „Für die Hamas haben Angriffe auf das Volk Israels weiter Priorität vor der Bevölkerung von Gaza.“

Der Krieg zwischen Israel und der Hamas dauert inzwischen bereits zehn Wochen an. Hunderte Terroristen der von der EU und den USA als Terrororganisation eingestuften Hamas waren am 7. Oktober in israelische Orte eingedrungen und hatten dort Gräueltaten an Zivilisten verübt. Als Reaktion bombardiert die israelische Armee seither Ziele im Gazastreifen und startete eine Bodenoffensive.

Israelische Soldaten haben eigenen Angaben zufolge das größte Hamas-Tunnelnetz gefunden.

Israelische Soldaten haben eigenen Angaben zufolge das größte Hamas-Tunnelnetz gefunden. Foto: Ariel Schalit/AP/dpa

Aufruf zur Deeskalation

Unterdessen begann US-Verteidigungsminister Lloyd Austin eine mehrtägige Reise in die Region. Am Sonntag besuchte er zunächst Kuwait und Bahrain, um die militärische Lage im Nahen Osten zu erörtern, wie es aus dem Ministerium in Washington hieß.

Dabei sollte es auch um die Bildung multilateraler Koalitionen gehen, um auf „Aggressionen auf See“ zu reagieren, die die Schifffahrt und die Weltwirtschaft bedrohten. Die vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen im Jemen greifen Israel seit Ausbruch des Gaza-Krieges immer wieder mit Drohnen und Raketen an und attackieren Schiffe im Roten Meer.

Die französische Außenministerin Catherine Colonna rief bei einem Israel-Besuch angesichts der Spannungen im israelisch-libanesischen Grenzgebiet alle Konfliktparteien einschließlich Israel zur Deeskalation auf.

„Die Eskalationsgefahr bleibt, (…) und wenn die Dinge außer Kontrolle geraten, glaube ich nicht, dass irgendjemand davon profitiert“, sagte Colonna am Sonntag bei einem Besuch der Schura-Militärbasis im Zentrum Israels. „Diese Aufforderung zur Vorsicht und Deeskalation gilt für jeden.“

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warf Israel derweil vor, ein Krankenhaus im Norden des Gazastreifens de facto zerstört zu haben. WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus äußerte sich im Kurzbotschaftendienst X „entsetzt über die faktische Zerstörung des Kamal-Adwan-Krankenhauses im nördlichen Gazastreifen in den vergangenen Tagen“. Das Krankenhaus sei nach dem israelischen Militäreinsatz dort nicht mehr einsatzfähig, außerdem seien mindestens acht Patienten ums Leben gekommen.

Israel warf Tedros als Reaktion vor, nicht darauf hingewiesen zu haben, dass sich die Hamas in dem Krankenhaus verschanzt habe. Außerdem habe die israelische Armee ein „humanitäres Fenster“ zugelassen und der Großteil des Krankenhauses sei evakuiert worden.

Versuche, den Krieg zu beenden

Der UN-Sicherheitsrat in New York wird sich am Montag erneut mit dem Gazakrieg befassen. Dabei steht eine Abstimmung über einen Resolutionsentwurf an, in dem eine „sofortige und tragfähige Einstellung der Kampfhandlungen“ gefordert wird.

Auch Angehörige der derzeit noch 129 Geiseln, die nach israelischen Angaben im Gazastreifen festgehalten werden, fordern die Militäroffensive zurückzufahren, zu unterbrechen oder ganz zu beenden. Das soll eine Freilassung der Geiseln ermöglichen.

Die freigelassene deutsch-israelische Geisel Raz Ben-Ami sprach derweil von der „täglichen Demütigung“ in der Gewalt der Islamisten. Sie habe nur eine Mahlzeit am Tag erhalten und keine richtigen Toiletten benutzen können.

Kommunikation teilweise wiederhergestellt

Die Telekommunikationsdienste in den südlichen und zentralen Gebieten des umkämpften Gazastreifens werden nach mehrtägigem Ausfall nach Angaben des Anbieters derzeit schrittweise wiederhergestellt.

Auch an der Wiederherstellung der Dienste in der Stadt Gaza und im Norden des palästinensischen Küstengebiets werde gearbeitet, teilte das im Westjordanland ansässige Unternehmen Paltel auf der Plattform X mit. Die Kommunikations- und Internetdienste waren am Donnerstag ausgefallen.

Was am Montag wichtig wird

US-Verteidigungsminister Lloyd Austin will an diesem Montag Israel besuchen. Es werde erwartet, dass er mit der dortigen Militärführung auch über ein Zurückfahren der intensiven Bodenoperationen und der Luftangriffe im Gazastreifen sprechen wird, hieß es zuvor aus dem Ministerium.

Die „New York Times“ berichtete unter Berufung auf Militärkreise, dass Austin dazu auch Gespräche mit Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und Verteidigungsminister Joav Gallant führen werde. (afp/dpa/red)



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