Israel zu Hamas-Terroristen: „Ergebt euch – jetzt“
Die israelische Armee hat ihre Militäroffensive im Gazastreifen trotz neuer Drohungen der Hamas mit unverminderter Härte fortgesetzt. Am Sonntag hatten sich israelische Soldaten demnach „erbitterte Kämpfen“ mit palästinensischen Terroristen in der Stadt Gaza sowie in Chan Junis geliefert.
„Ich will nicht sagen, dass wir unsere volle Kraft einsetzen, aber wir setzen eine signifikante Kraft ein und erzielen signifikante Ergebnisse“, erklärte Generalstabschef Herzi Halevi.
Netanjahu ruft Hamas auf, die Waffen niederzulegen
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu rief die Terroristen der radikalislamische Hamas auf, ihre Waffen unverzüglich niederzulegen.
Zahlreiche Kapitulationen der vergangenen Tage würden darauf hinweisen, dass sich die radikalislamische Palästinenserorganisation ihrem Ende nähere, erklärte Netanjahu am Sonntag. „Ich sage den Hamas-Terroristen: Das ist das Ende. Sterbt nicht für Sinwar“, den Hamas-Chef im Gazastreifen. „Ergebt euch – jetzt“, fügte Netanjahu hinzu.
Das israelische Militär griff seit Beginn des Krieges nach eigenen Angaben schon mehr als 22.000 Ziele an. Das von Israel abgeriegelte Küstengebiet am Mittelmeer ist flächenmäßig nur etwas größer als die Stadt München. Wie die Armee am Sonntagabend mitteilte, seien mehrere Kommandanten zweier nördlicher Hamas-Brigaden, denen rund 14.500 Mann unterstünden, getötet worden. Die Armee veröffentlichte dazu die Namen der Toten.
Erstmals sind nun auch Truppen der Artillerie innerhalb des Gazastreifens im Einsatz, ergänzend etwa zu Panzer- und Bodentruppen. Bislang war die Artillerietruppe von der Grenzlinie aus im Einsatz.
„Hamas versteckt sich hinter Zivilisten“
Laut den Vereinten Nationen hungert inzwischen die Hälfte der Bevölkerung im Gazastreifen. Weltweit wird gewarnt, dass das unerträgliche Leid nur noch mehr Palästinenser in die Arme der Hamas treibe.
Darauf angesprochen antwortete US-Außenminister Antony Blinken im Interview des US-Fernsehsenders CNN auf die Frage, wann Israel gedenke, diese intensive Phase der Kämpfe zu beenden: „Das sind Entscheidungen, die Israel treffen muss“.
Aber es liege auch an der Hamas. Statt sich hinter Zivilisten zu verstecken, könne sie sich einfach ergeben. „Sie könnte morgen ihre Waffen niederlegen, sie könnte sich morgen ergeben, und dann wäre alles vorbei“, sagte Blinken.
„Natürlich möchte jeder, dass dieser Feldzug so schnell wie möglich zu Ende geht“, sagte Blinken dem Sender CNN. Aber jedes Land, das von einer Terrororganisation auf brutalste Weise angegriffen worden sei und die wiederholt gesagt habe, dass sie das immer wieder tun würde, „muss an den Punkt gelangen, an dem es zuversichtlich ist, dass sich das nicht wiederholen kann“, erklärte Blinken weiter.
Wie die israelische Nachrichtenseite Ynet in der Nacht berichtete, will der nationale Sicherheitsberater der USA, Jake Sullivan, Ende dieser Woche Israel besuchen. Sullivan werde in Jerusalem mit ranghohen Beamten zusammentreffen, um unter anderem über die Aufstockung der humanitären Hilfe für Gaza zu sprechen.
Hamas: Drohnung mit Geiseln
Der Sprecher des bewaffneten Arms der Hamas, Abu Obeida, hatte zuvor eine Fortsetzung der Kämpfe gegen die israelischen Truppen angekündigt. Den Soldaten gelinge es allen Versuchen zum Trotz nicht, den „Widerstand“ der Hamas zu brechen, sagte Obeida im Fernsehen.
Er kündigte zugleich an, dass keine Geisel den Gazastreifen lebend verlassen werde, wenn die Forderungen seiner Organisation nicht erfüllt würden. Nach israelischen Angaben befinden sich noch 137 Gefangene in den Händen der Hamas und ihrer Verbündeten.
Ende November hatte ein Hamas-Vertreter gesagt, die Islamisten seien zur Freilassung von Geiseln, auch israelischen Soldaten, bereit, wenn im Gegenzug alle palästinensischen Häftlinge in Israel freigelassen würden. Die militante Palästinensergruppe Islamischer Dschihad meldete heftige Kämpfen in der Stadt Gaza.
An der Grenze zu Ägypten
Durch die Kämpfe wurden etwa 1,9 Millionen Menschen im Gazastreifen, etwa 85 Prozent der Bevölkerung, vertrieben. Die meisten von ihnen sind inzwischen Richtung Süden geflohen. Die Region Rafah an der Grenze zu Ägypten ist zu einem riesigen Flüchtlingslager geworden.
Der Chef der WHO, Tedros Adhanom Ghebreyesus, warnte, es gebe besorgniserregende Anzeichen für epidemische Krankheiten im Gazastreifen. Zugleich stehe das dortige Gesundheitssystem kurz vor dem endgültigen Zusammenbruch. Von 36 Krankenhäusern seien nur noch 14 teilweise funktionsfähig, davon nur zwei im Norden.
Die 34 Mitgliedstaaten des WHO-Exekutivrats riefen in einer einstimmig verabschiedeten Resolution am Sonntag zur „sofortigen, dauerhaften und ungehinderten Weiterleitung humanitärer Hilfe“ in das Palästinensergebiet auf.
Auch Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) rief am Sonntag zu mehr Hilfslieferungen in den Gazastreifen aus. Zugleich müsse Israel die Zivilisten in dem Palästinensergebiet besser schützen. „Es reicht nicht aus, allein theoretisch zu sagen, dass sie sich in Schutz begeben sollen, wenn de facto keinen Schutz vor Ort möglich ist“. Dies sei auch im israelischen Sicherheitsinteresse.
Verhandlungen gehen weiter
Katar kündigte am Sonntag an, seine Bemühungen um eine neue Feuerpause im Gaza-Krieg fortzusetzen. Katar war ein wichtiger Vermittler einer einwöchigen Waffenruhe, die bis zum 1. Dezember die Freilassung israelischer Geiseln und palästinensischer Häftlinge sowie humanitäre Hilfslieferungen ermöglicht hatte.
Am Freitag war eine Resolution im UN-Sicherheitsrat für eine humanitäre Feuerpause im Gazastreifen am Veto der USA gescheitert. Eine sofortige Waffenruhe im Gazastreifen sei „realitätsfremd“ und „hätte vor Ort nichts verändert“, sagte der stellvertretende UN-Botschafter der USA, Robert Wood.
UN-Generalsekretär António Guterres hatte die Sitzung in einem seltenen Schritt selbst einberufen. Am Sonntag beklagte er, der UN-Sicherheitsrat sei „gelähmt“ und nicht in der Lage, Lösungen für ein Ende des Gaza-Kriegs zu finden. (afp/dpa/red)
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion