Israel: „Technische Einzelheiten“ der Waffenruhe werden verhandelt
![Die Hamas ließ im Gazastreifen drei weitere Geiseln frei und übergab sie dem Roten Kreuz.](https://images-de.epochtimes.de/uploads/2025/02/7lvoel7scu-v3-ax-s2048-800x450.jpeg)
Angehörige der im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln werfen Israels Regierung vor, die nächste Runde der Waffenruhe-Gespräche mit der Hamas nicht entschlossen genug anzugehen. Sie kritisieren das begrenzte Mandat der israelischen Delegation, die zu den Verhandlungen nach Katar geschickt wurde. Gleichfalls warnen sie vor einer Wiederaufnahme des Gaza-Krieges.
Ministerpräsident Benjamin Netanjahu habe die Unterhändler angewiesen, vorerst über „technische Einzelheiten“ zu verhandeln, berichteten israelische Medien unter Berufung auf hohe Regierungsbeamte.
Die Delegation sei demnach auch weniger hochkarätig besetzt als bei früheren Runden: Ihr würden nicht die sonst meist nach Doha entsandten Chefs des Auslands- und Inlandsgeheimdiensts angehören, sondern diesmal nur höhere Beamte sowie der israelische Geisel-Koordinator, der pensionierte General Gal Hirsch.
Ende Februar müsste die zweite Phase der Waffenruhe beginnen
Die indirekten Gespräche in Doha, bei denen Katar, Ägypten und die USA vermitteln, sollen sich um die zweite Phase der Waffenruhe drehen, die Ende Februar beginnen müsste. Diese soll zu einem endgültigen Ende des Kriegs und zur Freilassung der restlichen Geiseln führen, die noch am Leben sind.
Kritiker werfen Netanjahu vor, diesbezügliche Schritte aus Rücksicht auf die politische Rechte in Israel hinauszögern. Hardliner verlangen, die Forderungen der Hamas nicht zu erfüllen und die palästinensische Terrororganisation stattdessen vollständig zu vernichten.
„Wir werden alles tun, um unsere Geiseln nach Hause zu bringen“, versprach Netanjahu in einer Videobotschaft. „Wir werden die Hamas eliminieren, und wir werden unsere Geiseln nach Hause bringen.“
Das Kabinett werde am Sonntag zusammentreten, um die zweite Phase der seit 19. Januar geltenden, fragilen Waffenruhe zu erörtern. Ein Verschwinden der Hamas aus Gaza, wo sie 2007 die Macht an sich gerissen hatte, ist unter den geltenden Bedingungen des Waffenruhe-Abkommens kaum vorstellbar.
Ein Mitglied des Hamas-Politbüros namens Bassem Naim sagte dem arabischen Sender Al-Dschasira, die Islamistenorganisation sei bereit dazu, alle Hürden für die Umsetzung des Abkommens aus dem Weg zu räumen. Allerdings wende Israel „schmutzige Tricks“ an und unterlaufe damit die Abmachung. Dass Hilfslieferungen verzögert und weiterhin Palästinenser im Gazastreifen getötet würden, gefährde den mühsam ausgehandelten Deal.
Weiterer Teilrückzug des Militärs
Mit der am Samstag erfolgten Freilassung von drei israelischen Hamas-Geiseln und 183 palästinensischen Häftlingen aus israelischen Gefängnissen wurde eine weitere Teilabmachung erfüllt.
In einem nächsten Schritt sollte sich das israelische Militär in der Nacht zum 9. Februar aus dem sogenannten Nezarim-Korridor zurückziehen, der den abgeriegelten Gazastreifen in eine nördliche und eine südliche Hälfte teilt. In einer dritten Phase der Waffenruhe sollen die Leichen getöteter Geiseln zurückgeführt werden und der Wiederaufbau des Gazastreifens beginnen.
Die israelische Armee hat sich aus dem Netzarim-Korridor im Gazastreifen zurückgezogen und damit einen weiteren Schritt im Waffenruhe-Abkommen mit der Hamas vollzogen.
Ein Vertreter des von der Hamas geführten Innenministeriums in dem Palästinensergebiet sprach am Sonntag von einem „vollständigen Rückzug“ der israelischen Armee. Ein AFP-Journalist bestätigte die Abwesenheit israelischer Soldaten in der rund sieben Kilometer langen Straßenverbindung, die den Gazastreifen von der Grenze zu Israel bis zum Mittelmeer durchschneidet.
Die Freilassung der drei Geiseln am Samstag machte derweil erneut deutlich, wie dramatisch das Los der Verschleppten ist, die seit mehr als einem Jahr in der Gewalt der Hamas sind und nicht wissen, ob und wann sie ihre Familien wiedersehen werden.
Ohad Ben Ami (56), Or Levy (34) und Eli Scharabi (52) erschienen nach 16 Monaten Geiselhaft schwer gezeichnet: geschwächt, blass und abgemagert.
Den Vater kaum wiedererkannt
Die Tochter von Ben Ami sagte israelischen Medien zufolge, sie habe ihren Vater kaum wiedererkannt. Sie wolle ihn einfach nur umarmen, sagte Ella Ben Ami. „So sieht ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit aus“, erklärte der israelische Staatspräsident Isaac Herzog angesichts des Zustands der Geiseln. Palästinensische Terroristen hatten sie und rund 250 andere während des Massakers am 7. Oktober 2023 aus Israel in den Gazastreifen verschleppt.
Seit Beginn der Waffenruhe hat die Hamas nun 16 von 33 israelischen Geiseln freigelassen, die während der ersten Phase der dreistufigen Vereinbarung freigelassen werden sollen. Insgesamt 76 Geiseln werden jetzt noch im Gazastreifen festgehalten, wobei 35 von ihnen israelischen Angaben zufolge tot sind. Die nächsten Geiseln sollen am kommenden Wochenende freikommen.
Das Forum der Geiselangehörigen warf Netanjahus Regierung vor, wertvolle Zeit zu verschwenden: „Wie kommt es, dass das Kabinett nach den schockierenden Bildern von Eli, Ohad und Or nicht sofort zusammentrat? Was für Beweise braucht es noch, dass die Entscheidungsträger die kritische Dringlichkeit der Freilassung der 76 Geiseln einsehen?“, hieß es in einer Stellungnahme.
Luftangriffe im Libanon und in Syrien
Die israelische Luftwaffe bombardierte unterdessen militärische Ziele im Libanon und in Syrien. Bei einem Drohnenangriff auf eine Basis der Hisbollah-Miliz in der libanesischen Bekaa-Ebene seien sechs Menschen getötet und zwei verletzt worden, berichtete die libanesische Nachrichtenagentur NNA.
Das israelische Militär bestätigte einen Luftangriff auf Hisbollah-Kämpfer in einer Waffenfabrik. Diese hätten mit ihren Aktivitäten gegen die Ende November zwischen Israel und der Hisbollah erzielte Waffenruhe-Vereinbarung verstoßen.
In der Nähe der syrischen Hauptstadt Damaskus bombardierte die Luftwaffe eigenen Angaben zufolge ein Waffenlager der Hamas.
Israel hat in Syrien seine Angriffe auf mutmaßliche Waffenlager und Nachschubwege der Hamas und der mit ihr verbündeten Hisbollah-Miliz seit dem 8. Dezember deutlich ausgeweitet. An jenem Tag hatten Rebellen den syrischen Machthaber Baschar al-Assad gestürzt. Er floh anschließend nach Moskau. Hisbollah und Hamas waren mit der Assad-Führung verbündet. (dpa/red)
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