Israel stellt Hamas Ultimatum: Geiselfreilassung oder Krieg – Baerbock hofft auf arabische Länder

Die Waffenruhe in Gaza steht auf der Kippe: Nach US-Präsident Trump droht auch die israelische Regierung der Hamas. Außenministerin Baerbock hofft auf Hilfe arabischer Länder. Ägypten kündigt einen eigenen Aufbau-Plan an.
Titelbild
Am 11. Februar 2025 in einem behelfsmäßigen Lager in Gaza. Manche Familien warten weiterhin auf eine angemessene Unterkunft.Foto: Moiz Salhi/Middle East Images/AFP via Getty Images
Epoch Times12. Februar 2025

Neben US-Präsident Donald Trump hat nun auch die israelische Regierung der Hamas ein Ultimatum zur Geisel-Freilassung gesetzt.

Sollten die Islamisten die nächste Gruppe von Geiseln nicht bis Samstag freilassen, könnte die Waffenruhe enden und der Krieg im weitgehend zerstörten Gazastreifen wieder neu aufflammen, sagte Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu.

Israelischer Plan: Alle neun noch lebenden Geiseln freilassen

Die Hamas hatte die für kommenden Samstag vorgesehene nächste Freilassung israelischer Geiseln zuletzt auf unbestimmte Zeit verschoben. Die Terrororganisation wirft Israel vor, sich nicht an die Vereinbarung zur Waffenruhe zu halten.

Wie viele Geiseln freigelassen werden müssten, um einen neuen Waffengang zu verhindern, ließ Netanjahu offen. Damit blieb unklar, ob sich Israel dem Ultimatum von Trump anschließt, nach dem alle israelischen Geiseln bis zum 15. Februar 12 Uhr freigelassen werden müssten.

Israelische Medien berichteten, die Regierung in Jerusalem fordere die Freilassung aller noch lebenden Geiseln, die während der ersten Phase der Vereinbarungen zur Waffenruhe und dem Geiseldeal freikommen sollten. Das wären neun Verschleppte.

Baerbock hofft auf Hilfe arabischer Länder

Um die Waffenruhe in Gaza zu retten, baut Bundesaußenministerin Annalena Baerbock auf den Einfluss arabischer Partnerländer.

In ihren Gesprächen unter anderem mit Vertretern Saudi-Arabiens gehe es darum, „dass wir diesen Waffenstillstand jetzt erhalten und in eine wirkliche Phase des Friedens führen“, sagte die Grünen-Politikerin in der ARD-Sendung „maischberger“.

Der Botschafter Israels in Deutschland, Ron Prosor, zeigt sich zuversichtlich. „Die Hamas versucht, alles bis zur letzten Sekunde hinauszuzögern. Das ist Teil ihres psychologischen Terrors gegen Israel“, sagte Prosor dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“. „Aber im Moment gehe ich davon aus, dass die Geiselbefreiung weitergeht.“

Israel habe sich aus dem strategisch wichtigen Netzarim-Korridor zurückgezogen und damit seinen Teil der Vereinbarung erfüllt. Aber Vereinbarungen mit der Hamas seien wie ein „Pakt mit dem Teufel“.

Möglicherweise spiele die Hamas jetzt auch deswegen auf Zeit, um die Misshandlung der Geiseln zu vertuschen und die Übergabe vorzubereiten, sagte Prosor weiter. Dies sei Teil des Überlebenskampfes der Organisation.

Frauen versammeln sich am 11. Februar 2025 vor Zelten in einem provisorischen Lager in Gaza. Foto: Moiz Salhi/Middle East Images/AFP via Getty Images

„Die Hamas will gegenüber ihren Anhängern Stärke demonstrieren, gleichzeitig will sie ihre Verbrechen herunterspielen, denn Folterknechte lässt man nicht an den Verhandlungstisch.“ Die Bilder von den drei letzten freigelassenen Geiseln zeigten, wie barbarisch die Hamas mit ihnen umgegangen sei, sagte Prosor.

Die am vergangenen Wochenende nach über einem Jahr freigelassenen drei Männer, die am 7. Oktober 2023 entführt worden waren, waren massiv abgemagert und in einem sichtbar schlechten Zustand. Prosor zufolge wurden sie gefoltert.

Ägypten kündigt eigenen Aufbauplan an

Vor dem Hintergrund möglicher Einstellungen von US-Hilfen hat Ägypten seine Bereitschaft angekündigt, sich verstärkt beim Wiederaufbau des Gazastreifens einzubringen.

Kairo plane, eine „umfassende Vision für den Wiederaufbau“ des Palästinensergebiets vorzulegen, erklärte das ägyptische Außenministerium am späten Dienstagabend. Der Plan solle zudem sicherstellen, dass die dort lebenden Menschen in dem Gebiet bleiben können.

Das Außenministerium in Kairo erklärte nun, Ägypten hoffe, mit der Trump-Regierung in dieser Angelegenheit „zusammenzuarbeiten“, um eine „faire Lösung für die palästinensische Sache“ zu erreichen.

Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi drängte am 11. Februar auf den Wiederaufbau des Gazastreifens „ohne Vertreibung der Palästinenser“. In einem Telefonat mit der dänischen Regierungschefin Mette Frederiksen habe al-Sisi zudem betont, dass die Gründung eines unabhängigen Palästinenserstaates „die einzige Garantie für einen dauerhaften Frieden“ in der Region sei, erklärte sein Büro.

Am Vortag hatte bereits Ägyptens Außenminister Badr Abdelatty nach einem Treffen mit US-Außenminister Marco Rubio in Washington erklärt, sein Land sei gegen „jeden Kompromiss“ bezüglich des Rechts der Palästinenser auf ihr eigenes Land.

Militante Palästinenser sorgten in Jordanien für Unruhe

Jordaniens König Abdullah II. hat bei einem Treffen mit Donald Trump in Washington seine nachdrückliche Ablehnung einer Umsiedlung der Bevölkerung aus dem Gazastreifen bekräftigt.

Er habe dem US-Präsidenten seine „entschiedene Ablehnung der Umsiedlung von Palästinensern“ aus dem Gazastreifen und dem Westjordanland zum Ausdruck gebracht, schrieb Abdullah II. nach dem Treffen im Onlinedienst X. Er habe zudem betont, dass es sich dabei um eine „gemeinsame arabische Position“ handele.

Bei dem Treffen im Weißen Haus hatte Abdullah II. auch angeboten, 2000 palästinensische Kinder aufzunehmen, die an Krankheiten litten. Trump lobte das Angebot als „wirklich schöne Geste“. Für Jordanien geht es um 750 Millionen Dollar (rund 724 Millionen Euro) an Wirtschaftshilfen und weitere 350 Millionen Dollar an Militärhilfen pro Jahr.

Zugleich pochte Jordaniens Staatsoberhaupt bei dem Treffen mit Trump darauf, innenpolitische Interessen Ammans zu wahren. „Ich muss daran denken, was im Interesse meines Landes ist“, betonte Abdallah II. Seine „höchste Verpflichtung“ gelte der „Stabilität“ Jordaniens und dem „Wohlergehen“ seiner Bevölkerung.

Fast die Hälfte der rund elf Millionen Einwohner Jordaniens haben palästinensische Wurzeln. Mit der Welle palästinensischer Flüchtlinge, die nach dem Sechstagekrieg 1967 ins Land strömten, kam es in dem Königreich zu bürgerkriegsähnlichen Konflikten.

Militante Palästinenser, die damals praktisch einen Staat im Staate bildeten, verübten unter anderem mehrere Attentatsversuche auf Abdullahs Vater, den damaligen König Hussein. Während des „Schwarzen September“ im Jahr 1970 ließ Hussein deren Aufstand gegen das haschemitische Königshaus blutig niederschlagen.

(dpa/dts/afp/red)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion