Israel: Sechs Geiseln tot im Gazastreifen gefunden, darunter eine US-Geisel
Im Gazastreifen sind laut US-Präsident Joe Biden die Leichen von sechs Geiseln der radikalislamischen Hamas gefunden worden. Alle sechs Opfer wurden beim Terrorüberfall der islamistischen Hamas am 7. Oktober vergangenen Jahres in den Gazastreifen entführt.
Bei den Geiseln im Alter zwischen 23 und 40 Jahren handelt es sich um Hersh Goldberg-Polin, Carmel Gat, Eden Yerushalmi, Alexander Lobanov, Almog Sarusi und Ori Danino. Armeesprecher Daniel Hagari sagte am Sonntag, ihre Leichen seien während der Kämpfe in Rafah gefunden worden. Goldberg-Polin besitzt neben der israelischen auch die US-Staatsbürgerschaft, Lobanov ist russisch-israelischer Doppelstaatler.
Die Armee habe zuvor keine Informationen über den genauen Aufenthaltsort der zwei Frauen und vier Männer gehabt. „Sie wurden von Hamas-Terroristen brutal ermordet, kurz bevor wir zu ihnen vorgedrungen sind“, sagte Hagari. Nach ihrer Bergung seien die Leichen zur weiteren Identifizierung nach Israel gebracht worden.
Aus Sicht des israelischen Ministerpräsidenten Netanjahu zeigt der Tod der Geiseln das Desinteresse der Hamas an einem Abkommen. „Diejenigen, die Geiseln töten, wollen kein Abkommen“, erklärte er. Direkt an die Hamas-Führung gewandt, erklärte er: „Wir werden euch jagen, wir werden euch fangen und wir werden mit euch abrechnen.“
Biden: Sechs total Geiseln geborgen
„Heute Morgen haben die israelischen Streitkräfte in einem Tunnel unter der Stadt Rafah sechs Leichen von Geiseln geborgen, die von der Hamas festgehalten wurden“, erklärte US-Präsident am Samstag (Ortszeit). Die Eltern des US-israelische Doppelstaatler Hersh Goldberg-Polin hatten kürzlich auf dem Demokraten-Parteitag in Chicago an das Schicksal ihres Sohns erinnert.
Die sechs Ermordeten seien in einem unterirdischen Tunnel im Gebiet Rafah im Süden des umkämpften Gazastreifens gefunden und nach Israel überführt worden, teilte die Armee weiter mit.
Fünf von ihnen waren bei dem Hamas-Großangriff am 7. Oktober auf das Nova-Musikfestival im Süden Israels entführt worden, eine der nun tot geborgenen jungen Frauen war aus dem Kibbuz Beeri verschleppt worden. Nach Angaben des israelischen Verteidigungsministers Joav Gallant waren alle sechs am Leben, als sie vor fast elf Monaten entführt wurden. „Sie wurden von der Hamas als Geiseln gehalten und kaltblütig ermordet“, erklärte Gallant.
Insgesamt verschleppten Terroristen der Hamas und anderer Gruppen an jenem Tag im Oktober mehr als 250 Menschen aus Israel in das abgeriegelte Küstengebiet. Im Laufe einer einwöchigen Waffenruhe Ende November ließ die Hamas 105 Geiseln frei.
Im Gegenzug entließ Israel 240 palästinensische Häftlinge aus Gefängnissen. Vereinzelt konnten Geiseln von der israelischen Armee befreit werden – teils unter hohem Blutzoll. Wie viele der im Gazastreifen verbliebenen Geiseln noch am Leben sind, ist nicht bekannt.
Auswärtiges Amt
Aus dem Auswärtigen Amt hieß es am Sonntag, die Nachricht über den Tod sechs weiterer Geiseln sei „unerträglich“. Deutschland setze sich „weiter mit Hochdruck“ für die Freilassung der Geiseln ein.
Der deutsche Botschafter in Israel, Steffen Seibert, hatte den Angehörigen zuvor sein Mitgefühl bekundet. „Wir alle wachen mit der schrecklichen Nachricht auf, dass sechs weitere tote Geiseln gefunden wurden, die von der Hamas getötet wurden. Eine von ihnen ist Carmel Gat“, schrieb er auf Englisch im Onlinedienst X. Seit dem 7. Oktober hätten die Botschaftsmitarbeiter in Tel Aviv „an der Seite ihrer Familie für ihre Freilassung gekämpft“.
Die 40-jährige Yogalehrerin lebte in Tel Aviv und war am 7. Oktober zu Besuch bei ihren Eltern im Kibbuz Beeri, als die von den USA und der EU als Terrororganisation eingestufte Hamas ihren koordinierten Großangriff auf zahlreiche Orte im Süden Israels startete.
Erfolgsaussicht der Gespräche in Kairo unklar
Ob es zu einer weiteren Vereinbarung über eine Waffenruhe und Freilassung von Entführten kommen kann, ist offen. Seit geraumer Zeit führen die USA, Ägypten und Katar in Kairo Vermittlungsgespräche über ein Abkommen, das eine Waffenruhe im Gazastreifen und die Freilassung von Geiseln vorsieht. Die Gespräche sind allerdings festgefahren. Israel und die Hamas verweigern direkte Verhandlungen mit der Gegenseite.
Hauptstreitpunkt ist derzeit die Frage, wie lange israelische Truppen am Philadelphi-Korridor an der Grenze zu Ägypten stationiert bleiben dürfen. Israels Sicherheitskabinett beschloss kürzlich, an der Kontrolle des Korridors festzuhalten.
Rund 100 Geiseln soll es noch geben
Der 23-Jährige Hersh Goldberg-Polin war einer der 251 Geiseln, die von militanten Palästinensern beim Angriff am 7. Oktober aus dem südlichen Gazastreifen verschleppt worden waren. Rund 100 Geiseln sind noch in Gefangenschaft – Dutzende von ihnen sind nach Angaben des israelischen Militärs tot.
Goldberg-Polins Eltern hatten kürzlich auch auf dem demokratischen Parteitag gesprochen. „Unter den Geiseln sind acht amerikanische Staatsbürger und einer von ihnen ist unser einziger Sohn“, sagte Rachel Goldberg in ihrer Rede, die mehrere Delegierte zu Tränen rührte.
Am Donnerstag versammelte sich das Paar mit anderen Geisel-Angehörigen an der Grenze zum Gazastreifen. Die Angehörigen versuchten, die Geiseln im Gazastreifen mit lauten Lautsprecher-Durchsagen direkt zu erreichen. „Hersh, hier ist Mama“, wandte sich Goldberg-Polins Mutter an ihren Sohn. „Ich bete zu Gott, dass er dich zurückbringt. Jetzt sofort. Ich liebe dich, bleib stark.“
Im April hatte die Hamas ein Video von Goldberg-Polin veröffentlicht. Darin beschuldigt er den israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu, die Geiseln in der Gewalt der Hamas „im Stich gelassen“ zu haben. Goldberg-Polin war israelischen Medien zufolge am 7. Oktober bei dem Hamas-Großangriff auf das Nova-Musikfestival in Südisrael schwer verletzt und anschließend in den Gazastreifen entführt worden.
In der im April veröffentlichten Aufnahme ist er mit einem roten Hemd bekleidet und auf einem Plastikstuhl sitzend zu sehen, sein linker Arm ist amputiert. „Ich wollte mit meinen Freunden abhängen und fand mich stattdessen mit schweren Verletzungen am ganzen Körper um mein Leben kämpfend wieder“, sagt er darin. Ob das Video unter Zwang aufgenommen wurde, ist nicht überprüfbar.
Als Reaktion auf den Großangriff geht Israel seither massiv militärisch im Gazastreifen vor. (afp/red)
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