Komplexe Lage im Nahen Osten: UNRWA, Iran, US-Stützpunkt angegriffen, Geisel-Deal Israel-Hamas

Die Spannungen im Nahen Osten bleiben hoch, gerade mit dem gestrigen Angriff auf US-Soldaten in Jordanien. Verhandlungen unter internationaler Vermittlung laufen. Angedacht wird, dass die Hamas mehr als 100 Geiseln freilässt und Israel dafür sein militärisches Vorgehen im Gazastreifen für etwa zwei Monate einstellt.
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Im Süden Israels an der Grenze zum Gazastreifen: Familienbesuch nach einem Einsatz. Ein israelischer Soldat, seine Frau und ihr Kind am 28. Januar 2024.Foto: MENAHEM KAHANA/AFP über Getty Images
Epoch Times29. Januar 2024

Israel hat Gespräche in Paris über eine mögliche neue Feuerpause im Gaza-Krieg und die Freilassung weiterer Geiseln am Sonntag als „konstruktiv“ beschrieben.

Es gebe aber noch eine „erhebliche Kluft“ zwischen den verschiedenen Positionen, teilte das Büro des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu nach einem Treffen von CIA-Geheimdienstchef William Burns mit Vertretern Israels, Ägyptens und Katars mit. Die Beteiligten wollten sich in dieser Woche erneut treffen, um die Diskussionen fortzusetzen, hieß es.

100 Geiseln gegen zwei Monate Feuerpause

Nach Informationen der „New York Times“ wurde in Paris ein Textentwurf der US-Regierung besprochen, der auf Vorschlägen Israels und der radikalislamistischen Hamas fußt. Laut dem Plan sollen die palästinensischen Terroristen mehr als 100 Geiseln freilassen und Israel dafür seinen Militäreinsatz im Gazastreifen für etwa zwei Monate stoppen.

Schon während einer siebentägigen Feuerpause im November waren gefangen gehaltene israelische Kinder und Frauen gegen in Israel inhaftierte Palästinenser ausgetauscht worden. Doch etwas mehr als 130 Menschen sollen noch in der Gewalt der Terroristen sein. Zwei Kinder sowie 18 Frauen und eine 13-Jährige sollen darunter sein, wie auch mehrere Deutsche. Die älteste Geisel ist 85 Jahre alt, die Jüngste ein Jahr.

Dem Entwurf zufolge sollen in einer ersten Phase die Kämpfe für 30 Tage pausieren. In dieser Zeit solle die Hamas weibliche, ältere und verletzte Geiseln freilassen. Parallel dazu sollten beide Seiten über eine zweite Phase verhandeln, in der als Geiseln genommene israelische Männer und Soldaten im Gegenzug für weitere 30 Tage Feuerpause freigelassen würden.

Tödlicher Angriff auf kleinen US-Stützpunkt

Während die Gespräche über eine Feuerpause im Gaza-Krieg nach israelischen Angaben „konstruktiv“ verlaufen sind, hat ein tödlicher Angriff auf US-Soldaten in Jordanien neue Ängste vor einer Ausweitung der Krise im Nahen Osten geschürt.

US-Präsident Joe Biden drohte mit Vergeltung, nachdem drei US-Soldaten in Jordanien nahe der syrischen Grenze bei einem Drohnenangriff getötet worden waren. „Haben Sie keinen Zweifel – wir werden alle Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen, zu einem Zeitpunkt und in einer Weise, die wir wählen“, teilte Biden mit.

Pro-iranische Kämpfer in Syrien sollen laut CNN für den Drohnenangriff auf den kleinen Stützpunkt Tower 22 in Jordanien an der syrischen Grenze verantwortlich sein. Das US-Zentralkommando teilte mit, dass mindestens 34 Soldaten verletzt worden seien.

Nach dem tödlichen Angriff forderte der britische Außenminister David Cameron den Iran zur Deeskalation auf. „Wir verurteilen die Angriffe der mit dem Iran verbündeten Milizen auf die US-Streitkräfte auf das Schärfste. Wir drängen den Iran weiterhin, die Situation in der Region zu deeskalieren“, schrieb Cameron auf der Plattform X (ehemals Twitter).

Frankreich und Japan setzen Zahlungen an Hilfswerk UNRWA aus

Nach anderen westlichen Staaten setzten auch Frankreich und Japan ihre Zahlungen an das UN-Hilfswerk für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA) aus.

Das UN-Hilfswerk steht im Verdacht, dass zwölf seiner Mitarbeiter am Großangriff der islamistischen Terrororganisation Hamas gegen Israel am 7. Oktober beteiligt gewesen sein könnten. UN-Generalsekretär António Guterres kündigte Konsequenzen und eine Überprüfung an.

Frankreichs Außenministerium teilte mit, man habe im ersten Halbjahr 2024 keine neue Zahlung geplant und werde zu gegebener Zeit gemeinsam mit den Vereinten Nationen und den wichtigsten Gebern darüber entscheiden, welche Maßnahmen ergriffen werden sollen, um sicherzustellen, dass alle Transparenz- und Sicherheitsanforderungen erfüllt werden.

Die finanzielle Unterstützung werde bis auf weiteres nicht fortgesetzt, hieß es auch in einer Erklärung des japanischen Außenministeriums. Das UNRWA spiele eine wichtige Rolle bei der Bereitstellung lebenswichtiger humanitärer Hilfe. Vor diesem Hintergrund sei Japan „äußerst besorgt“ über die mutmaßliche Verwicklung von UNRWA-Mitarbeitern in den Terroranschlag auf Israel.

Mehrere Länder, darunter auch Deutschland, die USA, Großbritannien, Italien und Australien haben auch beschlossen, ihre Zahlungen bis auf Weiteres auszusetzen.

Iranischer Außenminister besucht Pakistan

Nach den gegenseitigen Angriffen auf mutmaßliche Extremisten-Ziele im Gebiet des jeweils anderen Landes hat der iranische Außenminister Hossein Amir-Abdollahian Pakistan besucht. Amir-Abdollahian sollte am Montag mit dem pakistanischen Außenminister Jalil Abbas Jilani und mit Regierungschef Anwaar-ul-Haq Kakar zusammentreffen.

Der Nahe und Mittlere Osten. Foto: iStock

Am 16. Januar hatte der Iran einen Luftangriff auf Pakistan geflogen, bei dem nach pakistanischen Angaben zwei Kinder getötet wurden. Iranischen Angaben zufolge galt der Angriff der sunnitischen Dschihadistengruppe Dschaisch al-Adl. Daraufhin berief die Regierung in Islamabad ihren Botschafter im Iran zurück und verwehrte dem Gesandten Teherans, der sich im Iran aufhielt, die Wiedereinreise ins Land.

Im Gegenzug griff Pakistan nach eigenen Angaben Extremisten im Iran an, wodurch mehrere „Terroristen“ getötet worden seien.

Pakistan und der Iran werfen sich immer wieder gegenseitig vor, Extremisten von ihrem Territorium aus Angriffe auf das andere Land verüben zu lassen.

Die jüngsten Luftangriffe des Iran und Pakistans hatten die Spannungen in der Region inmitten des Kriegs zwischen Israel und der Hamas verschärft. Bei einem Telefonat am 22. Januar hatten sich die beiden Außenminister auf eine Deeskalation verständigt.

(dpa/afp/red)



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