Irans Antwort auf Israels Vergeltungsschlag „komplett fertig“ – Baerbock sendet Botschaft auf hebräisch

Israels Armee bereitet sich auf eine militärische Antwort vor, während der Iran seinen Plan für eine Gegenreaktion ankündigt. Weltweit gedenken Menschen der Opfer des Hamas-Massakers vom 7. Oktober 2023.
Titelbild
Eine israelische Panzerhaubitze beschießt den Südlibanon von einer Position im oberen Galiläa in Nordisrael aus am 4. Januar 2024. Symbolbild. JALAA MAREY/AFP via Getty Images
Epoch Times7. Oktober 2024

Trotz internationaler Warnungen vor einer weiteren Eskalation im Nahen Osten hat der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu erneut eine Reaktion seines Landes auf den jüngsten iranischen Raketenangriff angekündigt.

Einige Stunden zuvor hatte ein israelischer Militärvertreter, der anonym bleiben wollte, mitgeteilt, dass die Armee derzeit ihre Reaktion auf den iranischen Raketenangriff vorbereite. Angaben zur Art und zum Zeitpunkt eines Vergeltungsangriffs machte er nicht.

Iran droht mit Gegenreaktion: Plan ist „komplett fertig“

Derweil traf die Führung in Teheran iranischen Medienberichten zufolge für den Fall eines israelischen Gegenangriffs bereits Vorbereitungen für einen weiteren iranischen Angriff auf Israel. Der „Plan für die notwendige Antwort auf eine mögliche Aktion“ Israels sei „komplett fertig“, berichtete die Nachrichtenagentur Tasnim am Sonntag unter Berufung auf Militärkreise. „Wenn Israel handelt, wird der iranische Gegenangriff ausgeführt“, zitierte das Medium Militärkreise.

Demnach verfügt der Iran über „eine Liste mit vielen israelischen Zielen“. Der iranische Großangriff vom vergangenen Dienstag habe „gezeigt, dass wir jeden Punkt, den wir wollen, dem Erdboden gleichmachen können“, hieß es in Militärkreisen laut Tasnim weiter. Am Samstag hatte bereits Irans Außenminister Abbas Aragtschi gewarnt, dass sein Land auf einen israelischen Angriff mit einer „noch stärkeren Reaktion“ antworten werde.

Der Iran ist mit der schiitischen Hisbollah-Miliz wie auch mit der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas verbündet. Die Hisbollah ihrerseits hatte unmittelbar nach dem Hamas-Angriff mit regelmäßigen Raketenangriffen eine zweite Front gegen Israel eröffnet. Seit Mitte September geht Israel massiv auch gegen die Hisbollah im Libanon vor.

Die Hamas hatte vor genau einem Jahr, am 7. Oktober, einen Großangriff auf Israel verübt und damit den Gaza-Krieg ausgelöst. Durch den Hamas-Überfall auf Israel waren nach israelischen Angaben insgesamt 1.205 Menschen getötet worden. Die Islamisten verschleppten auch 251 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen. Israel geht seit dem brutalen Großangriff massiv militärisch im Gazastreifen vor. Dabei wurden nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die nicht unabhängig überprüft werden können, bisher mehr als 41.800 Menschen getötet.

Nach den Worten des früheren Hamas-Anführers Chaled Meschaal habe der beispiellose Angriff vom 7. Oktober 2023 Israel „zurück auf Start gebracht und seine Existenz gefährdet“.

Israel gedenkt der Opfer des Hamas-Angriffs vor einem Jahr

In Israel beginnen am Montag die Gedenkfeiern zum ersten Jahrestag des Hamas-Überfalls. Zum Auftakt hielt nahe dem Kibbuz Reim, wo vor einem Jahr mehr als 370 Teilnehmer des Nova-Musikfestivals getötet wurden, eine Menschenmenge um 06.29 Uhr Ortszeit – dem Beginn des beispiellosen Angriffs der Palästinenserorganisation am 7. Oktober 2023 – eine Schweigeminute ab.

Israels Präsident Izchak Herzog appelliert an die Welt, das Land im Kampf gegen seine Feinde zu unterstützen. „Es ist eine Narbe an der Menschheit, eine Narbe am Angesicht der Erde“, sagte er am Ort des Nova-Musikfestivals nahe der Gaza-Grenze.

Den ganzen Tag über finden in Israel zahlreiche Gedenkveranstaltungen statt. Es wird zudem erwartet, dass sich Regierungschef Benjamin Netanjahu mit einer Fernsehansprache an die Nation wendet. Gedenkfeiern finden zudem unter anderem in Deutschland, Frankreich, den Niederlanden, Spanien, der Schweiz und in den USA statt.

Baerbock sagt Israel Unterstützung zu – Botschaft auf hebräisch

Ein Jahr nach dem Hamas-Angriff auf Israel sagte Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) Israel die weitere Unterstützung Deutschlands bei der Befreiung der Geiseln zu. „Wir lassen nicht nach, bis alle Geiseln wieder frei und bei ihren Liebsten sind“, schrieb Baerbock am Montag in einer hebräisch verfassten Botschaft im Online-Netzwerk X.

In der ARD-Sendung „Caren Miosga“ hatte sich Baerbock am Vorabend ausdrücklich zur besonderen Verantwortung Deutschlands für Israel bekannt. „Unsere Verantwortung ist, auch mit Blick auf deutsche Staatsräson, dass dieses Drehbuch des Terrors nicht aufgeht“, sagte sie.

Als enger Freund beider Seiten nehme Deutschland aber auch Verantwortung für die Palästinenser wahr. „Wir als enger Freund Israels und als enger Freund der Palästinenser fühlen uns für beides verantwortlich“, sagte sie. „Das ist kein Widerspruch, sondern das sind zwei Seiten derselben Medaille.“

Der Unions-Außenexperte Johann Wadephul (CDU) kritisierte unterdessen die unklare Position der Bundesaußenministerin im Nahost-Konflikt. „Ich finde, die Position der Außenministerin ist oftmals unklar gewesen in letzter Zeit“, sagte Wadephul am Montag im „Morgenmagazin“ der ARD. „Wenn etwas geschehen ist, hat im Zweifel Israel einen Vorwurf bekommen. Wir müssen aber im Zweifel an der Seite Israels stehen.“

Wadephul attestierte der Außenministerin längerfristige Versäumnisse in der Nahost-Diplomatie. „Die ersten zwei Jahre ihrer Amtszeit, da hat sie Israel, den ganzen Konflikt, beiseite liegen lassen“, sagte der CDU-Politiker. „Das war ein Fehler – und deswegen fehlen natürlich Gesprächskontakte. Die kann man in einer Krisensituation schwer aufbauen.“

Macron fordert Lieferstopp von Waffen an Israel

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hingegen kritisierte das israelische Vorgehen gegen die Hisbollah-Miliz im Libanon scharf. Er missbilligte am Samstag insbesondere den vor rund einer Woche gestarteten Bodeneinsatz der israelischen Armee im Libanon. Bereits zuvor hatte der französische Präsident für einen internationalen Lieferstopp von Waffen an Israel plädiert, die im Gazastreifen zum Einsatz kommen – es folgte ein verbaler Schlagabtausch mit Netanjahu.

Israels Regierungschef sprach nach Macrons Äußerungen von „Schande“. Israel kämpfe an mehreren Fronten gegen Gruppierungen, die vom Erzfeind Iran unterstützt würden, erklärte er. „Dennoch fordern Präsident Macron und andere westliche Führer jetzt ein Waffenembargo gegen Israel. Schande über sie.“ Macrons Büro bezeichnete Netanjahus Reaktion daraufhin seinerseits als „übertrieben“. Frankreich sei ein „unerschütterlicher Freund Israels“. (afp/dpa/dl)



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