Israel öffnet Grenzübergang Kerem Schalom wieder für Hilfslieferungen, Debatte um Feuerpause geht weiter

Zwar reagierte die Hamas auf die Vorschläge für eine Feuerpause, doch sie antwortete mit einem Gegenvorschlag. Falls die Gespräche vollständig scheitern kann Israel nun – mit der Kontrolle über den Grenzübergang zu Ägypten – schneller handeln. Wie ist die Situation?
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6. Mai 2024: Binnenflüchtlinge, die nach dem Evakuierungsbefehl der israelischen Armee Rafah im südlichen Gazastreifen verlassen haben, kommen in Khan Yunis an.Foto: -/AFP via Getty Images
Epoch Times8. Mai 2024

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Vier Tage nach der Schließung des für die Lieferung von Hilfsgütern wichtigen Grenzübergangs Kerem Schalom in den Gazastreifen hat Israel den Übergang wieder geöffnet. „Lastwagen aus Ägypten mit von der internationalen Gemeinschaft gespendeter humanitärer Hilfe, darunter Lebensmittel, Wasser, Notunterkünfte, Medikamente und medizinische Geräte, treffen bereits am Grenzübergang ein“, erklärte die israelische Armee am Mittwoch.

Der südlich gelegene Grenzübergang zwischen Israel und dem Gazastreifen war nach Raketenbeschuss aus dem Palästinensergebiet geschlossen worden, zu dem sich die radikalislamische Hamas bekannt hatte. Dabei waren vier israelische Soldaten getötet worden.

Bombenlieferung ausgesetzt

Die USA haben nach Angaben eines hochrangigen Regierungsvertreters eine Bombenlieferung an Israel wegen „Bedenken“ hinsichtlich einer israelischen Offensive in der Stadt Rafah im Gazastreifen ausgesetzt.

Die Lieferung, die in der vergangenen Woche ausgesetzt worden sei, umfasse 1800 907-Kilogramm-Bomben und 1700 226-Kilogramm-Bomben, sagte der Regierungsvertreter am Dienstag (Ortszeit), der anonym bleiben wollte. Israel sei nicht vollständig auf „Bedenken“ der USA hinsichtlich der israelischen Pläne für eine Offensive in Rafah eingegangen.

Es sei noch keine endgültige Entscheidung darüber getroffen worden, wie mit dieser Lieferung verfahren werde, sagte der Regierungsvertreter weiter.

Debatte um Einsatz in Rafah

Die Entscheidung der US-Regierung fiel, als Israel vor einer größeren Bodenoffensive in Rafah zu stehen schien – was die USA ablehnen. Vertreter Israels und der USA hätten Alternativen diskutiert, sagte der US-Regierungsvertreter.

Diese Gespräche dauerten jedoch noch an und hätten die „Bedenken“ der Vereinigten Staaten nicht vollständig berücksichtigt.

Israel hatte am Dienstag Panzer nach Rafah geschickt und die Kontrolle über den Grenzübergang zu Ägypten übernommen. Das Weiße Haus hatte zuvor erklärt, Israel habe zugesagt, dass es sich um eine „begrenzte Operation“ handele.

Die Einnahme des Grenzübergangs Rafah versetze das israelische Militär nun in die Lage, im Falle eines vollständigen Scheiterns der indirekten Verhandlungen über eine Waffenruhe und die Freilassung von Geiseln eine umfassendere Offensive einzuleiten, schrieb das „Wall Street Journal“.

Hamas machte Gegenvorschläge, akzeptierte den vorliegenden Plan jedoch nicht

Die US-Regierung wies Darstellungen zurück, die Hamas habe kurz vor dem Vorrücken der israelischen Truppen einem Verhandlungsvorschlag über eine Feuerpause zugestimmt. „Die Hamas hat reagiert und in ihrer Antwort mehrere Gegenvorschläge gemacht“, sagte der Sprecher des US-Außenministeriums, Matthew Miller, in Washington.

„Das ist aber nicht dasselbe, wie einen Vorschlag zu akzeptieren.“ Vielmehr habe die Terrororganisation „mit Änderungswünschen geantwortet – man könnte es einen Gegenvorschlag nennen – und mit diesen Details befassen wir uns momentan“.

Netanjahu hat das israelische Verhandlungsteam in Kairo angewiesen, an Israels Bedingungen festzuhalten. Der israelische Verteidigungsminister Joav Galant stellte derweil einen Zusammenhang zwischen dem Rafah-Einsatz von gestern und den Verhandlungen in Kairo über eine Waffenruhe und die Freilassung von Geiseln her.

„Wir sind bereit, Kompromisse einzugehen, um Geiseln zurückzuholen“, sagte Galant. „Aber wenn diese Option wegfällt, werden wir weitermachen und den Einsatz vertiefen.“ Der Einsatz werde fortgesetzt, „bis wir die Hamas im Gebiet von Rafah und im gesamten Gazastreifen eliminiert haben oder bis die erste Geisel zurückkehrt“.

USA: Israels Einsatz in Rafah begrenzt

Israels Armee sprach nach der Aktion am Grenzübergang von einem „präzisen Anti-Terror-Einsatz in sehr begrenztem Umfang“.

Auch nach Auffassung der US-Regierung handelte es sich dabei nicht um eine großangelegte Bodenoffensive, vor der Washington den Verbündeten immer wieder gewarnt hat.

Das Weiße Haus sei der Ansicht, dass Israels Einsatz zur Einnahme des Grenzübergangs Rafah nicht die „rote Linie“ von US-Präsident Joe Biden überschreite, sagten zwei US-Beamte dem Nachrichtenportal „Axios“.

Philadelphi-Korridor

Israels Führung ist seit Langem besorgt darüber, dass das Grenzgebiet zu Ägypten eine Route für den Schmuggel von Waffen in den Gazastreifen und ein entscheidendes Element der militärischen Versorgungskette der Hamas darstellt. Israel dringt auf strengere Kontrollen in einem Abschnitt, der entlang der Grenze zu Ägypten verläuft und als Philadelphi-Korridor bekannt ist.

„Der Korridor ist viel wichtiger als die vier Hamas-Bataillone in Rafah“, zitierte die US-Zeitung einen Militäranalysten des Instituts für nationale Sicherheitsstudien in Tel Aviv.  (afp/dpa/red)



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