Israel: Raketenbeschuss durch Al-Kuds-Brigaden – Bodenoffensive in Gaza-Stadt dauert an

Über der Erde, unter der Erde, Nahkampf: Die israelische Armee geht in Gaza-Stadt weiterhin gegen Terroristen vor. Bei einem Drohnenangriff der Hisbollah gab es Verletzte. Auch die Debatte um die Wehrpflicht Ultraorthodoxer reißt nicht ab.
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Am 27. Juni 2024 inmitten des anhaltenden Konflikts zwischen Israel und der Hamas im Viertel Sabra im Süden von Gaza-Stadt. Der Kampf wird über und unter der Erde geführt.Foto: Omar Al-Qattaa/AFP via Getty Images
Epoch Times1. Juli 2024

Die israelische Armee hat ihre Bodenoffensive im Viertel Schudschaija in der Stadt Gaza den vierten Tag in Folge fortgesetzt, während Regierungschef Benjamin Netanjahu von einem „schwierigen Kampf“ sprach. „Dies ist ein schwieriger Kampf, der über der Erde, manchmal im Nahkampf, und auch unter der Erde geführt wird“, sagte Netanjahu laut einer Erklärung seines Büros am Sonntag.

Die israelischen Streitkräfte seien im Krieg gegen die radikalislamische Hamas in Rafah, Schudschaija und überall im Gazastreifen im Einsatz, betonte der Ministerpräsident. Sein Büro erklärte, jeden Tag würden „Dutzende Terroristen eliminiert“.

Das UN-Büro für humanitäre Angelegenheiten (OCHA) schätzt, dass 60.000 bis 80.000 Menschen aus Schudschaija vertrieben worden sind, seit dort am Donnerstag neue Kämpfe begonnen hatten und die Armee die Evakuierung angeordnet hatte.

Für die gebliebenen Menschen sei das Leben „zur Hölle geworden“, sagte die 50-jährige Siham al-Schawa der Nachrichtenagentur AFP. Die Menschen in Schudschaija säßen in der Falle, da die Angriffe überall stattfinden könnten und „es schwierig ist, das Viertel unter Beschuss zu verlassen“.

Beschuss durch Al-Kuds-Brigaden aus dem Gazastreifen auf Israel

Bei Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen haben militante Palästinenser nach Angaben der israelischen Armee am Montag eine Salve von etwa „20 Geschossen“ auf Israel abgefeuert.

„Es wurden ungefähr 20 Geschosse identifiziert, die aus dem Gebiet Chan Junis kamen“, erklärte die Armee. Zahlreiche Raketen seien abgefangen worden, einige von ihnen „schlugen im Süden Israels ein“. Opfer gab es demnach keine.

In Orten nahe der Grenze zum Gazastreifen gab es Luftalarm, die Menschen mussten binnen weniger Minuten in die Schutzräume hasten.

Israelische Medien sprachen von einem der heftigsten Angriffe seit geraumer Zeit. Die Abschussorte der Raketen seien von der israelischen Artillerie unter Feuer genommen worden, teilte die Armee mit.

Die Al-Kuds-Brigaden, der bewaffnete Arm der militanten Palästinensergruppe Islamischer Dschihad, gab an, die Raketensalve abgefeuert zu haben, die mehrere israelische Ortschaften im Grenzgebiet zum Gazastreifen traf. Der Islamische Dschihad ist mit der radikalislamischen Hamas im Gazastreifen verbündet.

Israelische Soldaten bei Drohnenangriff verletzt

Derweil wurden bei einem Drohnenangriff auf die nördlichen Golanhöhen nach Angaben der israelischen Armee 18 ihrer Soldaten verletzt. Einer von ihnen sei mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus gebracht worden, teilte das Militär mit.

Die Luftwaffe habe als Reaktion auf den Angriff Stellungen der proiranischen Hisbollah-Miliz im Südlibanon attackiert. Dabei sei auch eine Abschussrampe bombardiert worden, von der ein Projektil auf den Norden Israels abgefeuert worden sei. Zusätzlich habe die eigene Artillerie in mehreren Gebieten im Südlibanon „Bedrohungen beseitigt“. Unabhängig überprüfen ließen sich die Angaben nicht.

Israel und die libanesische Schiitenmiliz Hisbollah liefern sich seit Beginn des Gazakriegs vor rund neun Monaten Schusswechsel, deren Intensität zuletzt deutlich zugenommen hat. Die Hisbollah erklärte wiederholt, Israel müsse den Krieg in Gaza gegen die mit ihr verbündete islamistische Hamas beenden, bevor sie mit dem Beschuss Israels aufhöre.

Es gibt Sorgen, dass sich ein möglicher offener Krieg zwischen Israel und dem Libanon zu einem regionalen Konflikt ausweiten könnte, in den auch die USA und der Iran hineingezogen werden könnten.

Wehrpflicht für Ultraorthodoxe

In Israel eskaliert währenddessen der Streit um die Einführung der Wehrpflicht für ultraorthodoxe Juden. Tausende streng religiöse Männer protestierten gestern in Jerusalem gegen die gerichtlich verfügte Verpflichtung zum Wehrdienst in der israelischen Armee.

Laut örtlichen Medienberichten kam es am Abend in der Stadt zu gewaltsamen Zusammenstößen mit der Polizei. Mit berittenen Beamten und einem Wasserwerfer gingen die Einsatzkräfte demnach gegen aufgebrachte Demonstranten vor.

Ultraorthodoxe jüdische Demonstranten versammelten sich am 30. Juni 2024 im Jerusalemer Stadtteil Mea Sharim, um gegen das Urteil des israelischen Obersten Gerichtshofs zu protestieren, wonach sie zum Militärdienst eingezogen werden müssen. Foto: Ahmad Gharabli/AFP via Getty Images

Nach Angaben der Polizei flogen Steine und Gegenstände auf die Beamten, Mülltonnen brannten. Mehrere Polizisten seien verletzt worden, berichtete die „Times of Israel“ in der Nacht. Fünf Randalierer seien festgenommen worden.

Auslöser der Proteste war ein kürzlich ergangenes Urteil des höchsten Gerichts des jüdischen Staates, wonach fortan auch ultraorthodoxe Männer zum Wehrdienst in der Armee verpflichtet werden müssen. Das Urteil erfolgte vor dem Hintergrund des Gazakriegs und des Konflikts mit der Hisbollah-Miliz im Libanon.

Ausnahmen sind ausgelaufen – auch für Religionsstudenten

Die Demonstranten trugen laut der „Times of Israel“ Schilder mit der Aufschrift „Wir werden nicht in die feindliche Armee eintreten“ und „Wir werden sterben“, anstatt in der Armee zu dienen.

Die Ultraorthodoxen empfinden den Militärdienst als Bedrohung ihres Lebensstils, auch weil Frauen und Männer gemeinsam dienen. Männer müssen in Israel regulär drei Jahre, Frauen zwei Jahre Wehrdienst leisten. Jahrzehntelang galten Ausnahmen für ultraorthodoxe Männer bei der Wehrpflicht. Diese liefen vor drei Monaten aus.

Das Urteil des höchsten Gerichts gilt als schwerer Rückschlag für die Regierung des Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu. Beobachter sehen die Stabilität des Bündnisses durch den Streit gefährdet, weil sich die Regierung auch auf streng religiöse Partner stützt, die eine Einberufung junger Männer aus ihrer Gemeinschaft strikt ablehnen.

Polizei greift ein

Einige Demonstranten griffen der „Times of Israel“ zufolge das Auto des Vorsitzenden der ultraorthodoxen Partei Vereinigtes Tora-Judentum an, als dieser auf dem Weg nach Hause war. Medienberichten zufolge bewarfen die Demonstranten den Wagen mit Steinen und beschimpften den Parteivorsitzenden, als er vorbeifuhr.

Der israelische Sender Kan veröffentlichte auf der Plattform X ein Video, in dem zu sehen ist, wie Ultraorthodoxe sein Auto umringen. Die Polizei griff laut Medienberichten ein und brachte ihn in Sicherheit.

Ultraorthodoxe jüdische Demonstranten versammeln sich am 30. Juni 2024 im Jerusalemer Stadtteil Mea Sharim um das Fahrzeug des israelischen Wohnungsbauministers Yitzhak Goldknopf, um gegen das Urteil des israelischen Obersten Gerichtshofs zu protestieren. Foto: Ahmad Gharabli/AFP via Getty Images

Generalstaatsanwältin Gali Baharav-Miara entschied Ende März zudem, dass das Militär verpflichtet sei, auch die bisher weitgehend vom Dienst befreiten Religionsstudenten einzuziehen. Laut Gericht handelt es sich um 63.000 Männer.

Viele Israelis empfinden es als ungerecht, dass Ultraorthodoxe vom Dienst an der Waffe und gefährlichen Kampfeinsätzen ausgenommen sind. Es gibt allerdings auch ultraorthodoxe Männer, die freiwillig dienen. Die Armee warnte zuletzt angesichts des Gazakriegs vor einem Mangel an Kampfsoldaten. (dpa/red)



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