Islamwissenschaftler: Dschihadisten wollen „Bürgerkrieg“ in Europa
Der französische Islamwissenschaftler Gilles Kepel ist der Meinung, dass Dschihadisten versuchen, in Europa einen „Bürgerkrieg“ auszulösen. Die aktuelle Dschihadisten-Generation wolle „ein Klima des Schreckens in den europäischen Staaten verbreiten, das feindliche Reaktionen gegenüber allen Muslimen erzeugen soll“, sagte der Islamwissenschaftler im „Deutschlandfunk“. Muslime sollten auf diese Weise radikalisiert werden.
Die Dschihadisten „wollen die europäischen Gesellschaften zerstören und eine Art Kalifat errichten, wie in Mossul oder Rakka“, so Kepel weiter. Die überwältigende Mehrheit der europäischen Muslime stimme dem aber nicht zu.
Der Terrorismus in Europa sei weniger ein Anzeichen eines Krieges zwischen dem Westen und dem Islam, sondern „vor allem Ausdruck eines Krieges innerhalb des Islam“. Die Forderungen der extremen Rechten in Europa, den Islam zu eliminieren, würden aber den Islamisten in die Hände spielen und möglicherweise zu einem „Bürgerkrieg“ führen. „Wenn man wirksam gegen die Brüche in den europäischen Gesellschaften kämpfen will, dann nicht mit Krieg, sondern mit Polizeiarbeit und Bildung.“
Die meisten Salafisten seien nicht gewalttätig, meint Kepel weiter. „Aber sie predigen einen kulturellen Bruch mit den westlichen Gesellschaften, die als ungläubig gelten. Das zieht Leute an, die in diesem Bruch ein Ventil für ihre soziale Frustriertheit finden und auf dieser Grundlage auf einen Kurs Richtung Gewalt einschwenken.“
Deshalb sieht Kepel die Intellektuellen, die islamischen Gelehrten und die Führung der islamischen Verbände in der Pflicht, diese Interpretation des Islams zurückzuweisen. „Einige sind sehr mutig und tun dies. Sie werden aber häufig nicht so gehört, wie sie gehört werden müssten.“ (dts/so)
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