IS verliert Ramadi und einen Staudamm – und droht Israel
Irakische Regierungstruppen setzen die Rückeroberung der vom IS gehaltenen Provinzhauptstadt Ramadi fort und sind nur wenige Hundert Meter vom Regierungsviertel entfernt. Die Dschihadisten würden bald aus dem Stadtkern vertrieben sein, sagte ein Militärsprecher.
"Wir rechnen damit, das Gelände binnen 24 Stunden zu erreichen", sagte der Armeesprecher Sabah al-Numani und berichtet Reuters. Allerdings müssten viele Sprengsätze in Häusern und am Straßenrand entschärft werden. Zudem gelte es, mit Hilfe von Luftaufklärung Selbstmord- und Autobombenanschläge zu verhindern.
Ramadi liegt rund zwei Autostunden von Bagdad entfernt. Für den IS war die Eroberung der Stadt im Mai der größte Triumph in diesem Jahr. Der Fall der Stadt galt als Beleg für die Hilflosigkeit der irakischen Armee gegenüber den Extremisten. Sollte die Rückeroberung gelingen, hätte dies deshalb auch Signalwirkung für den weiteren Kampf gegen die radikale Islamistenmiliz. Dem IS würde damit nach Tikrit im April die zweite größere Stadt entrissen.
In Nordsyrien eroberten kurdische und arabische Rebellen am Samstag zudem den strategisch bedeutenden Tischrin-Staudamm vom IS zurück. Der selbsternannte Kalif Abu Bakr al-Bagdadi versuchte die Moral seiner IS-Kämpfer mit einer neuen Audiobotschaft zu heben.
Iraks Regierungschef Haidar al-Abadi sprach angesichts der Fortschritte in Ramadi bereits von „großen Siegen“ seiner Einheiten. Der Armeesprecher fügte hinzu, die irakischen Truppen seien beim Vorrücken unter anderem damit beschäftigt, die von den IS-Kämpfern ausgelegten Sprengfallen zu entschärfen.
Staudamm erobert und Nachschubroute des IS unterbrochen
Am Tischrin-Staudamm in Syrien scheint die Schlacht dagegen schon entschieden: Wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mitteilte, rückten die kurdischen und arabischen Rebellen der Demokratischen Kräfte Syriens (DFS) nach der Eroberung des Dammes an der Westseite des Euphrats vor.
Die Verkehrsstrecke über den Damm war eine wichtige Nachschubroute des Islamischen Staats zwischen seiner Hochburg Al-Rakka in Syrien und den vom IS beherrschten Gebieten westlich des Euphrats. Zudem versorgt der Damm weite Teile der Region mit Strom.
Der Vormarsch westlich des Euphrats ist für die kurdisch geführten Truppen ein Risiko: Vor zwei Monaten hatte der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu die Kämpfer der YPG davor gewarnt, den Fluss zu überqueren. Die der türkischen Kurdenorganisation PLL nahestehende kurdische YPG führt die DFS-Truppen an. Die PKK wird von der Türkei, Europa und den USA als Terrororganisation eingestuft und von der Türkei militärisch bekämpft.
IS droht mit Anschlägen in Israel
Derweil drohte Al-Bagdadi in seiner ersten Botschaft seit sieben Monaten Israel mit Anschlägen. „Wir haben Palästina keine Sekunde lang vergessen. Bald, mit Gottes Erlaubnis, werdet ihr die bebenden Schritte der Mudschaheddin (heiligen Krieger) hören“, sagte der IS-Anführer in einer 24-minütigen Audiobotschaft, deren Echtheit sich zunächst nicht sicher bestätigen ließ. Al-Bagdadi bekräftigte auch seine Drohungen gegen Europa und die USA, zudem warnte er Russland. Seine Worte wurden auch als Botschaft nach innen zur Steigerung der Truppenmoral gesehen
Ein vielbeachteter friedlicher Abzug von IS-Kämpfern aus Teilen der syrischen Hauptstadt Damaskus wurde vorerst verschoben. Die von den Vereinten Nationen vermittelte, bislang einmalige Aktion sieht vor, dass insgesamt 3500 Dschihadisten und angehörige Zivilisten Viertel am Rand der Hauptstadt verlassen. „Die Vereinbarung wurde wegen logistischer Schwierigkeiten ausgesetzt, aber nicht abgesagt“, berichtete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte.
Nach dem Tod von Sahran Allusch, des Anführers der wichtigen radikalislamischen Miliz Dschaisch al-Islam („Armee des Islams“), rief dessen Nachfolger die syrischen Rebellen zum gemeinsamen Kampf gegen das Assad-Regime auf. „Lasst uns vereint sein und unsere Kräfte bündeln“, sagte Abu Hamam al-Bujdani in einer Videobotschaft, die am Sonntag vom Nachrichtensender Al-Dschasira veröffentlicht wurde.
Der syrische Außenminister Walid al-Muallim zeigte sich angesichts des nicht nur militärischen, sondern auch diplomatischen Drucks zu Friedensverhandlungen mit den Regimegegnern bereit. Die internationale Gemeinschaft hatte sich in den vergangenen Wochen auf neue Friedensverhandlungen festgelegt. Eine neue Runde von Gesprächen soll am 25. Januar in Genf beginnen. (dpa)
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