IS-Dschihadisten in Syrien besiegt – Künftige Militäreinsätze richten sich eher gegen IS-Schläferzellen
Nach fünf Jahren Schreckensherrschaft in weiten Teilen Syriens und des Irak ist die letzte Bastion der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) gefallen: Kämpfer der kurdisch-arabischen Allianz SDF eroberten in Syrien den Ort Baghus nahe der irakischen Grenze, wie ein SDF-Sprecher am Samstag mitteilte. Die Regierungen in Berlin, Paris und London würdigten den nach erbitterten Gefechten errungenen Sieg, warnten aber auch, dass damit die Bedrohung durch die IS-Miliz noch nicht vorbei sei.
Das vor knapp fünf Jahren vom IS ausgerufene „Kalifat“ im Irak und Syrien sei nun „vollständig“ beseitigt, sagte ein Sprecher der kurdisch dominierten Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF), die bei ihren Kämpfen gegen die Dschihadisten vom US-Militär aus der Luft unterstützt wurden. Was vom IS jetzt noch übrig sei, werde „verfolgt und vernichtet“.
Kobane: Künftige Militäreinsätze würden sich gegen IS-Schläferzellen richten
Der SDF-Oberkommandierende Mazlum Kobane sagte bei einer Zeremonie auf dem Ölfeld von Al-Omar bei Baghus, der Kampf gegen die „Terroristen“ gehe nun in eine neue Phase. Künftige Militäreinsätze würden sich gegen IS-Schläferzellen richten, „die eine große Bedrohung für unsere Region und die ganze Welt“ seien. Ähnlich äußerte sich der US-Gesandte für die Anti-IS-Koalition, William Roebuck.
Zum Zeichen ihres Siegs hissten SDF-Kämpfer ihre gelbe Fahne über Baghus am Ufer des Euphrat, wo Dschihadisten bis zuletzt Widerstand geleistet hatten. In Al Omar vollführten SDF-Kämpfer, unter ihnen viele Frauen, Freudentänze.
SDF-Kommandeur Kobane rief Damaskus zum Dialog auf. Er forderte eine politische Lösung mit der Anerkennung der Autonomie der Kurden in Nordsyrien.
Freudentänze und eine Feier vor Ort
Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) würdigte den Einsatz der Anti-IS-Koalition, doch gehe weiter eine „erhebliche Gefahr“ vom IS aus, der seine Terroraktivitäten in Syrien und Irak „in den Untergrund“ verlagere, warnte er. Das Engagement der Anti-IS-Koalition gehe daher weiter.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron betonte, nach dem Fall von Baghus sei zwar eine „große Gefahr“ für Frankreich beseitigt. Auch er warnte aber vor der weiter bestehenden „Bedrohung“. Die britische Premierministerin Theresa May würdigten den Sieg und lobte den Einsatz der Anti-IS-Truppen.
In einer Zeremonie ehrten die Siegreichen ihre gefallenen Kameraden mit einem großen Banner, das die Gesichter derjenigen zeigt, die während der letzten Kämpfe mit der Gruppe des Islamischen Staates (IS) in der Nähe des Ölfeldes Omar in der ostsyrischen Provinz Deir Ezzor getötet wurden – nachdem sie die vollständige Beseitigung der letzten Bastion des IS in Ostsyrien angekündigt hatten.
Das „Kalifat“ ist besiegt
Die Schlussoffensive zur Einnahme von Baghus hatte am 9. Februar begonnen. Es war die letzte Phase eines im September 2018 gestarteten Einsatzes, um den Dschihadisten die Kontrolle über ihre letzten Gebiete in Syrien zu entreißen.
Die IS-Kämpfer setzten auch Selbstmordattentäter zu ihrer Verteidigung ein. Zehntausende Menschen flohen aus Baghus, darunter viele Frauen und Kinder. Tausende Dschihadisten wurden gefangengenommen, viele Ausländer, unter ihnen auch Deutsche.
Der IS hatte 2014 weite Teile Syriens und des Irak unter seine Kontrolle gebracht und auf einem Gebiet von der Größe Großbritanniens ein „Kalifat“ ausgerufen. In ihrer inoffiziellen Hauptstadt Raka in Nordsyrien errichteten die Dschihadisten eine Schreckensherrschaft mit Enthauptungen, Steinigungen und der sexuellen Versklavung von Frauen der kurdischsprachigen Minderheit der Jesiden.
Im Irak galt der IS bereits 2017 als besiegt. Mit der Einnahme von Baghus ist das „Kalifat“ nun Geschichte.
Die Dschihadisten sind aber weiterhin in der Badia-Wüste präsent. In Syrien und im Irak verfügen sie überdies über zahlreiche Zellen, die immer wieder Anschläge verüben. International gibt es Befürchtungen, dass der IS nun im Untergrund ein globales Terrornetzwerk aufbauen könnte.
(afp/ks)
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